1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Hochwasser 2013: Hochwasser 2013 in Sachsen-Anhalt: Haseloff zieht Bilanz: "Wir haben diese Probe bestanden"

Hochwasser 2013 Hochwasser 2013 in Sachsen-Anhalt: Haseloff zieht Bilanz: "Wir haben diese Probe bestanden"

Von Anja Förtsch und Kai Gauselmann 10.06.2016, 05:10
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Steffen Kühn von der Freiwilligen Feuerwehr Giebelroth sprechen im Juni 2013 über die aktuelle Situation.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Steffen Kühn von der Freiwilligen Feuerwehr Giebelroth sprechen im Juni 2013 über die aktuelle Situation. Wujtschik Lizenz

Magdeburg - Deiche brachen, Städte wurden überflutet, tausende Menschen mussten ihr Zuhause verlassen: Das Hochwasser 2013 hat Sachsen-Anhalt schwer getroffen. Drei Jahre später zieht Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) eine positive Bilanz. „Angesichts des Umfangs der Schäden können wir mit dem Stand ihrer Beseitigung durchaus zufrieden sein“, sagte Haseloff der MZ. Und: „Das Hochwasser war eine Bewährungsprobe für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, und wir haben diese Probe bestanden.“

Überwältigende Hilfsbereitschaft

Die Flut vom Juni 2013 habe zwar verheerende Schäden angerichtet, stehe aber auch für eine überwältigende Hilfsbereitschaft, sagte der Regierungschef. In der Tat hatten tausende Freiwillige unaufgefordert angepackt, Sandsäcke befüllt und sich gegen die Fluten gestemmt. „Nicht nur Freunde und Nachbarn haben einander geholfen, eine Welle der Hilfsbereitschaft hatte ganz Sachsen-Anhalt erfasst“, so Haseloff.

Am 10. Juni 2013 hatte das Jahrhunderthochwasser von Elbe, Saale und Nebenflüssen gleichsam seinen Höhepunkt erreicht: Das Hochwasser der Elbe bei Magdeburg erreichte einen Pegel von 7,48 Metern, der sich über 40 Kilometer auf dem Fluss erstreckte, quasi bis Wittenberg. Es war der längste jemals in Deutschland gemessene Hochwasserscheitel.

Zwischen Ende Mai und Anfang Juni 2013 hatte es in Deutschland 22,76 Billionen Liter Wasser geregnet - etwa die Hälfte der Wassermenge des Bodensees und etwa drei Millionen Liter mehr als vor dem Hochwasser 2002. Sachsen-Anhalt galt 2013 dabei als das am schlimmsten betroffene Bundesland.

Dafür profitierte Sachsen-Anhalt auch am meisten von den Milliardenhilfen aus einem Solidaritätsfonds der Länder und der Bundesregierung. Anträge auf mehr als 920 Millionen Euro aus dem Fonds wurden bislang bewilligt. Während die privaten Schäden meist rasch beseitigt waren, steht eine ganze Reihe von Bewilligungen öffentlicher Hilfsanträge aber noch aus. Der Wiederaufbau dauert drei Jahre nach der Katastrophe also noch an. Die Regulierung von Schäden an der Infrastruktur von Kommunen und Land sei eben langwierig, so Haseloff. „Hier sind auch angesichts des Umfangs der Arbeiten oftmals aufwendige Planfeststellungsverfahren nötig, und natürlich konnten auch nicht alle Projekte zugleich in Angriff genommen werden“, erläuterte der Regierungschef. Genauere Zahlen zum Stand des Wiederaufbaus will die Landesregierung im Juli oder August nennen.

Fluthilfe als lokales Konjunkturprogramm

Der Magdeburger Ökonom Karl-Heinz Paqué bewertet die Fluthilfe für Sachsen-Anhalt als „ein kleines, lokales Konjunkturprogramm“. Die mit dem Wiederaufbau beauftragten Handwerker und Unternehmen aus dem betroffenen Ort oder Landkreis profitierten von den Hilfsgeldern, darüber hinaus werde der Effekt aber immer kleiner. Aufträge würden in der Regel vor allem lokal vergeben. „Ich warne generell davor, die Auswirkungen auf die Wirtschaft zu überschätzen“, sagte Paqué der MZ.

Für die Städte und Gemeinden im Land wird der noch nicht abgeschlossene Wiederaufbau aber auch zu einem der größten Modernisierungsprogramme seit der Wiedervereinigung. Alleine die Stadt Halle plant mit Erneuerungen im Umfang von 151 Millionen Euro. Dazu gehören etwa eine neue Eissporthalle und ein neues Planetarium. (mz)

In einer spektakulären Aktion wurden am 15. Juni 2013 bei Fischbeck (Kreis Stendal) drei Lastkähne gesprengt, um den gigantischen Deichbruch an der Elbe zu verschließen.
In einer spektakulären Aktion wurden am 15. Juni 2013 bei Fischbeck (Kreis Stendal) drei Lastkähne gesprengt, um den gigantischen Deichbruch an der Elbe zu verschließen.
dpa-Zentralbild