Harzkreis Harzkreis: Rübelandbahn fährt wieder mit Elektroloks
RÜBELAND/MZ. - Das verschlafene Harzer Örtchen Rübeland verwandelte sich am Freitag in eine große Festmeile. Der Spielmannzug aus dem Elbingeröder Ortsteil Neuwerk sorgte für die notwendige musikalische Stimmung. Es gab nämlich allen Grund zum Feiern: 43 Jahre nach Aufnahme des erstmaligen Elektrobetriebes wurde die Bahnstrecke Blankenburg-Rübeland-Elbingerode wieder auf Elektrobetrieb umgestellt. Hunderte Gäste und Einwohner feierten gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft, Politik und Institutionen das große Ereignis gegenüber der Baumannshöhle. Gemeinsam hatten sie sich für den Erhalt der 124 Jahre alten Bahnlinie und für den umweltfreundlichen Elektro-Wiederbetrieb gegen die lärmenden Dieselloks stark gemacht.
Höhepunkt war die Taufe von zwei neuen Elektroloks, die dem Betreiber der Strecke, der Fels Netz GmbH, eine extra für diesen Zweck gegründeten Tochter der Fels-Werke GmbH, am Freitag offiziell übergeben wurden. Die grau-orangefarbenen Loks wurden von den Bürgermeistern der beiden Orte auf die Namen "Rübeland" und "Blankenburg" getauft. Dazu floss, wie es sich für eine ordentliche Taufe auch gehört, Sekt - und viel Harzer Wasser vom Himmel.
Letzteres sah jedoch Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre gelassen: "Wir stehen gern im Regen anlässlich des großartigen Ereignisses." Er gestand, dass er selbst sehr skeptisch war, als er vor sechs Jahren seine Zusage gab, dass der Elektrobetrieb auf der Strecke wieder möglich sein wird. Der Minister ließ die Jahre und Ereignisse im Zeitraffer Revue passieren: In die umfassende Sanierung der 18 Kilometer langen Strecke sind in den vergangenen sechs Jahren rund zwölf Millionen Euro investiert worden, an denen sich das Land mit 3,4 Millionen Euro beteiligt hat.
Insgesamt erforderten die umfangreichen Arbeiten u. a. am Gleisbett, an den technischen Einrichtungen, an Bahnübergängen, an den Brücken sowie der Umbau des Unterwerkes Blankenburg und der Neubau der elektrischen Oberleitung Investitionen von insgesamt rund 9,6 Millionen Euro. Allein von der Fels-Netz GmbH wurden seit 2006 rund 7,2 Millionen Euro in das Vorhaben investiert. Das Land Sachsen-Anhalt hat sich mit rund 2,6 Millionen Euro beteiligt. Im Jahr 2005 hatte sich die Deutsche Bahn dazu entschieden, die Strecke abzugeben und auszuschreiben. Bis dahin wurden schon rund 2,4 Millionen Euro vor allem in die Sanierung von Gleisen und Weichen sowie in den Neubau von Bahnübergängen sowie signaltechnischen Anlagen investiert. Das Land hatte hierzu rund 800 000 Euro Fördermittel beigesteuert.
"Mit der Wiederaufnahme des elektrischen Zugbetriebs können jetzt wieder jährlich gut zwei Millionen Tonnen Kalkstein auf umweltschonende Weise transportiert, zugleich die Belastung der Straßen und die Lärmbelastung der Anwohner deutlich verringert werden", betonte nicht nur der Verkehrsminister, sondern auch Dr. Herbert Müller-Roden, Vorsitzender der Geschäftsführung der Fels-Werke GmbH. Die Fels-Kalkwerke in Rübeland und Elbingerode sind Hauptnutzer der Strecke. Müller-Roden sagte auch seine Unterstützung bei der touristischen Nutzung der 1895 als "Harzgebirgsbahn" gegründeten Strecke zu. Mit deren Sanierung werde auch dem touristischen Personenverkehr eine Perspektive eröffnet. In der landschaftlich reizvollen Harzgegend seien Daehre zufolge bald dampflokbespannte Züge für Wochenendfahrten geplant.
