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Harzkreis Harzkreis: Luft im heißen Glas zieht tausende Touristen an

18.10.2012, 12:37
Glasbläser Michäl Zappen bläst in der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg (Landkreis Harz) eine Glaskugel.
Glasbläser Michäl Zappen bläst in der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg (Landkreis Harz) eine Glaskugel. dapd

Derenburg/dapd. - Vorsichtig pustet der Glasmacher immer wieder durch eine lange Metallpfeife. Die orangefarben glühende Kugel aus geschmolzenem Glas an Ende des Stahlrohrs wird immer größer. Das Ganze erinnert an eine Seifenblase, bei der man jeden Moment erwartet, dass sie zerplatzt. Zwischendurch setzt der Glasmacher die Pfeife ab und schiebt sie mitsamt der Glaskugel in den mehr als 1.000 Grad heißen Ofen. Touristen schauen neugierig zu, wie er danach die Glaskugel in einer Form bearbeitet.

Die Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg ist ein Besuchermagnet. Jedes Jahr kommen nach Firmenangaben mehr als 230.000 Besucher. „Die Glasmanufaktur ist eines von vielen Highlights im Harz“, sagt die Sprecherin des Harzer Tourismusverbands, Eva-Christin Ronkainen. Im Jahr 2006 gewann der ehemalige Staatsbetrieb wegen seiner in kurzer Zeit gemeisterten touristischen Neuorientierung sogar den „Tourismuspreis Sachsen-Anhalt“.

Zwtl.: Rund 500 verschiedene Leuchtengläser pro Jahr

„Wir sind eine der wenigen noch produzierenden Mundglashütten in Deutschland“, sagt die für Tourismus zuständige Managerin der Glasmanufaktur, Janett Parschau. Spezialisiert habe sich der Betrieb auf die Rekonstruktion von historischen Leuchtengläsern, etwa für denkmalgeschützte Gebäude wie Kirchen. So stammten beispielsweise Leuchten im Berliner Dom aus der Harzer Manufaktur. Darüber hinaus werde aber auch für große Leuchtenhersteller gefertigt. Zudem zählten die Derenburger Geschenkartikel wie Glastiere, Vasen und Murmeln zum Kerngeschäft.

Rund 500 verschiedene Leuchtengläser entstünden pro Jahr in der Manufaktur. „Bei uns wird nichts maschinell gemacht“, betont Parschau. Im Betrieb würden hauptsächlich Kleinserien gefertigt, für die es sich nicht lohne, eine Maschine einzusetzen.

Zwtl.: Leuchten aus Bundestagscafé stammen auch aus Derenburg

„Stolz sind wir nach wie vor auf das Bundestagscafé“, sagt Parschau. Die bunten Kugellampen des Abgeordnetencafés im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags stammten auch aus der Manufaktur im Harz. Weitere Leuchtengläser fänden sich zum Beispiel im ehemaligen Reichsgericht Leipzig, dem Hamburger Rathaus und im Schloss Sanssouci in Potsdam. Auch nach Hollywood hätten es die Derenburger schon geschafft. Für den Film „Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat“ von Regisseur Bryan Singer, in dem Tom Cruise die Hauptrolle spielt, sei extra eine Leuchte in der Manufaktur gefertigt worden.

Für diejenigen, die den Glasmachern bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken wollen, gibt es eine Schauwerkstatt, in der hin und wieder auch Glaskünstler zu Gast sind. Am 20. und 21. Oktober jeweils von 10 bis 18 Uhr ist es Olaf Schönherr, der „Teuflische Fantasien aus Glas“ verspricht. Am letzten Samstag im Oktober (27. Oktober) können Besucher ihre eigenen Hand- und Fußabdrücke in Glas gießen zu lassen.