Harzer Schmalspurbahnen Harzer Schmalspurbahnen: Braunlage bekommt keine direkt Anbindung an Brocken

Braunlage/dpa - Der Anschluss des Ferienortes Braunlage an die Harzer Schmalspurbahnen bleibt Wunschdenken. Das Land Niedersachsen könne das Projekt nicht finanzieren“, sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Stefan Wittke, am Dienstag. „Die Goslarsche Zeitung“ hatte berichtet, der Bahnanschluss sei dem Land zu teuer.
30 Millionen Kosten
Eine Einbindung in das Netz der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) und der damit verbundene Anschluss an den Brocken würde rund 30 Millionen Euro kosten, sagte Braunlages Bürgermeister Stefan Grote (SPD). Er bedauerte die Entscheidung des Landes. Auch die Stadt und der Landkreis Goslar seien nicht in der Lage, das Projekt zu bezahlen. Harzer Touristiker hatten sich vom Bahnanschluss einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region versprochen.
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) wurden Ende des 19. Jahrhunderts angelegt, „um den Anschluss des Harzes mit seinen Bodenschätzen, den Holzvorkommen und der Kleinindustrie an das wirtschaftlich aufstrebende Deutschland herzustellen und den beginnenden Fremdenverkehr zu fördern“, heißt es auf der Unternehmenswebsite. Ursprünglich seien es drei Gesellschaften gewesen, die den Harz auf schmaler Spur erschlossen:
1886 wurde die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn AG (GHE) gegründet
1896 folgte die Nordhausen-Wernigeroder-Eisenbahn (NWE)
1897 kam die Südharzeisenbahn von Walkenried nach Braunlage hinzu. „Dabei wurde insgesamt dem Schmalspurverkehr der Vorzug gegeben, da er insbesondere aufgrund der schwierigen Geländeverhältnisse die kostengünstigere und praktisch leichter realisierbare Variante darstellte“, so die HSB. Die Bahnen wurden bis 1913 miteinander verbunden.
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) umfassen drei Strecken, nach eigenen Angaben das „längste zusammenhängende Schmalspurnetz in Europa“: Harzquerbahn (60 km) zwischen Wernigerode und Nordhausen, Brockenbahn (20 Km) zwischen Drei Annen Hohne und Brockenbahnhof sowie Selketalbahn (60 km) von Quedlinburg über Harzgerode bis Eisfelder Talmühle.
Das Netz umfasst 48 Stationen (Bahnhöfe und Haltepunkte) und mehr als 400 Brücken und Durchlässe. Der tiefste Bahnhof ist Quedlinburg (121 Meter), der höchste der auf dem Brocken (1.125 Meter). Die größten Steigungen gibt es mit 1:25 auf der Selketalbahn zwischen Mägdesprung und Gernrode sowie mit 1:30 auf der Harzquer- und Brockenbahn.
Die Selketalbahn existiert seit 1887, Harzquer- und Brockenbahn seit 1899. Die Selketalbahn wurde bis 2006 von Gernrode bis nach Quedlinburg erweitert. Seitdem kann man von Quedlinburg bis auf den Brocken fahren.
Die Züge der HSB rollen auf Schmalspur-Gleisen mit 1000 Millimeter Spurweite.
Zum Vergleich: Die Regel- oder Normalspur beträgt 1435 Millimeter. Das Unternehmen besitzt 25 Dampflokomotiven, gebaut zwischen 1897 und 1956, sechs Dieselloks (Baujahre 1964 bis 1990) sowie zehn Triebwagen (Baujahre 1933 bis 1999).
Fahrgäste und Güter werden mit 88 Reisezugwagen, 19 Bahndienstwagen, sowie 30 Güterwagen transportiert.
Die HSB erwirtschaften durch Tickets und Souvenirverkauf einen Jahresumsatz von rund 10 Millionen Euro. Die einfache Fahrt auf den Brocken kostet 21 Euro für Erwachsene, hin und zurück 32 Euro. Kinder zahlen 10,50 bzw. 16 Euro. Von Wernigerode nach Nordhausen bzw. nach Quedlinburg zahlen Erwachsene 18 Euro und Kinder 9 Euro. Für Gruppen gibt es Ermäßigungen. Hier gibt es weitere Informationen zur Fahrpreisen.
Rund 260 Mitarbeiter transportieren und versorgen rund 1,1 Millionen Passagiere pro Jahr. Die zahlreichen historischen Fahrzeuge werden im Bahnbetriebswerk am Bahnhof in Wernigerode Westerntor instandgesetzt und gewartet. Das Werk kann auch besichtigt werden.
Bereits im Jahr 2010 hatte die damalige CDU/FDP-Landesregierung dem Projekt eine erste Absage erteilt. Nach dem Regierungswechsel zu Beginn dieses Jahres waren die Pläne im Harz wieder aus der Schublade geholt worden. Im Oktober hatte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) eine erneute Prüfung zugesagt.
Projekt bleibt reizvolle Vision
Der Bahnanschluss Braunlages bleibe eine touristisch reizvolle Vision, sagte Ministeriumssprecher Wittke. Ein realistisches Finanzierungskonzept sei aber nach wie vor nicht in Sicht. „Wir haben nicht grundsätzlich etwas gegen dieses Projekt.“ Aber das Geld dafür könne nicht vom Land kommen.