Handy-Verbot in der Uni Handy-Verbot in der Uni: Russland verschärft Regeln für ausländische Besucher
Magdeburg - Die russische Regierung schränkt mit rigiden neuen Regeln die internationale Kooperation von Wissenschaftlern ein. Besuche in russischen Institutionen sind nur noch unter strikten Sicherheitsvorkehrungen gestattet. Hochschulen im Ausland fürchten nun um langjährig aufgebaute Kontakte. „So kann Wissenschaftsaustausch auf Dauer nicht funktionieren“, kritisierte der Präsident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt, Jens Strackeljan. Halles Uni-Rektor Christian Tietje sagte, er beobachte die Entwicklung aufmerksam „und mit einer gewissen Sorge“.
Die Leiter russischer Hochschulen müssen die Passdaten ausländischer Besucher jetzt mindestens fünf Tage vorher nach Moskau melden, zusätzlich zu den bestehenden Visabestimmungen. Im Anschluss an den Besuch verlangt das Ministerium einen umfangreichen schriftlichen Bericht. Gespräche unter vier Augen sind gänzlich verboten. Auch dürfen Ausländer in russischen Hochschulen keine Laptops, Smartphones, Diktiergeräte oder Fotoapparate verwenden; selbst Ferngläser sind untersagt.
Bürokratische Hürden: Sorge um Professoren in Russland
„Man kennt solche Vorschriften aus dem Bereich der Atomtechnik. Jetzt soll sich das auf alle anderen Bereiche ausbreiten“, sagte Elena Resch, die in Moskau das Verbindungsbüro von drei nordrhein-westfälischen Universitäten leitet. „Das katapultiert uns in die Sowjetzeit zurück.“
Der ursprünglich geheime Erlass von Wissenschaftsminister Michail Kotjukow trat bereits im Februar in Kraft und wurde später von einem russischen Wissenschaftler in Auszügen veröffentlicht. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) nimmt den Kurswechsel sehr ernst. Über Jahrzehnte etablierte, „intensive und ertragreiche“ Hochschulbeziehungen könnten beeinträchtigt werden, urteilt HRK-Präsident Peter-André Arlt in einem Schreiben, das der MZ vorliegt.
Schon bislang habe es viele bürokratische Hürden gegeben, bedauert Rektoren-Präsident Strackeljan. Seine Uni Magdeburg hat mit der Technischen Universität Kasan im Südwesten Russlands einen gemeinsamen Studiengang aufgebaut. „Es wird nicht einfacher, Kollegen zu finden, die unter diesen Umständen reisen wollen.“ Vor allem um Professoren in Russland macht er sich Sorgen. Sie könnten unter Druck gesetzt werden, „weil sie zum Beispiel einen Pass nicht kopiert haben“.
Deutsch-russisches Rektorentreffen geplatzt
In Kasan stand vor kurzem die Vorlesung eines Professors der Ruhr-Universität Bochum vor dem Scheitern. Die russische Hochschulleitung hatte versäumt, die Passdaten nach Moskau zu melden. Nur weil der Wissenschaftler früher selbst in Kasan gelehrt hatte, konnte die Ausladung in letzter Minute verhindert werden.
Schon der russisch unterstützte Krieg in der Ukraine belastet den Wissenschaftsaustausch. So wird Magdeburgs Partner-Universität Donezk im Osten der Ukraine von prorussischen Rebellen beherrscht. Die Ukraine hat den Lehrbetrieb ins Landesinnere verlegt, wo es jedoch an Labors und Geräten fehlt.
Probleme gibt es nicht zuletzt durch die russische Annexion der Krim. Im Januar platzte ein deutsch-russisches Rektorentreffen, an dem auch Magdeburgs Rektor Strackeljan teilnehmen wollte. Weil der von Russland eingesetzte Leiter einer Krim-Hochschule auf der Teilnehmerliste stand, intervenierte das Auswärtige Amt. Die russische Hoheit über die Krim ist international nicht anerkannt.
Auf Abschottung setzt Russland auch auf anderen Gebieten. Derzeit versucht Präsident Wladimir Putin, sein Land vom Internet abzukoppeln. Dafür wird ein vom Staat kontrolliertes „Runet“ aufgebaut. (mz)