Hamsterkäufe wegen Corona Hamsterkäufe wegen Corona: Von der Rolle - Mit Klopapier durch die Krise

Halle (Saale) - Toilettenpapier? Ist gerade überall. Nur in vielen Supermärkten nicht mehr. Dafür im Internet: Wer etwa im Kurznachrichtendienst Twitter den Hashtag #klopapiergate eingibt, stößt auf unzählige Fotos, Filmchen und Cartoons rund um die vermeintliche Klopapierkrise: Origami, Work-out oder jonglieren mit Klopapier. Bilder von Klorollen auf Auto-Hutablagen, die gestern noch als spießig galten. Das Coronavirus legt die Republik lahm - und viele Deutsche horten Klopapier. Neben Nudeln. War das gemeint mit bewusstem Einkaufen? Und ist das nötig?
Klopapier-Nachschub in Deutschland gesichert
Natürlich nicht, versichert der Verband Deutscher Papierfabriken. „Der Nachschub ist nicht gefährdet“, sagt Sprecherin Tanja Reinhold. Fünf Hersteller in Deutschland produzierten jährlich knapp 1,5 Millionen Tonnen Hygienepapiere - darunter fallen Toilettenpapier, aber auch Taschentücher oder Küchenrollen. Aktuell hätten die Betriebe soweit wie möglich ihre Produktionskapazitäten hochgefahren.
Einer der führenden Hersteller ist die Wepa-Gruppe, die auch ein Werk in Leuna (Saalekreis) betreibt. 215 Beschäftigte produzieren dort Toilettenpapier und Küchentücher. Auch Wepa sieht keine Krise. „Dank unserer flexiblen Produktionskapazitäten und einem robusten Lieferkettenmanagement konnten wir alle bisherigen Lieferanfragen zeitnah bedienen“, so das Unternehmen.
Keine Lieferengpässe bei Zellstoff befürchtet
Ein wichtiger Grundstoff für Toiletten- und andere Papiere ist Zellstoff. Hergestellt wird er unter anderem in einem Werk des amerikanisch-kanadischen Mercer-Konzerns in Arneburg bei Stendal (Altmark). Es gebe keine Lieferengpässe, versichert auch Geschäftsführer André Listemann: „Die Versorgung unserer Kunden, der Papierfabriken, ist gewährleistet.“ Es gebe daher keinen Grund, Toilettenpapier zu horten. Doch bei vielen Kunden kommen solche Appelle offenbar nicht an, wie die leeren Regale zeigen. Warum aber wird überhaupt gehamstert, und ausgerechnet Klopapier?
Darum hamstern Menschen Klopapier
Thilo Hoffmann, Chefarzt der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Diakoniekrankenhaus Halle, hat da so seine Theorie: „Vermutlich sind Produkte wichtig, die in direktem Kontakt zu unserem Körper notwendig sind“, sagte Hoffmann unlängst der MZ. Für ihn sind die Hamsterkäufe ein Beleg dafür, wie Menschen mit ihren Ängsten umgehen: „In Krisenzeiten legen Menschen Wert darauf, dass die Vorratsspeicher voll sind. Das ist wie in der Steinzeit.“
Vermutlich werden die Vorratsspeicher vieler Verbraucher immer noch voll sein mit Klopapier, wenn die Coronakrise längst überwunden ist. Und dann? Der Branchenverband jedenfalls rechnet nach dem Ende der Pandemie vorübergehend mit sinkender Nachfrage. (mz)