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Geschichte Geschichte: Dorf Auerstedt erinnert an die Schlacht von 1806

Von Katrin Zeiß 06.03.2006, 10:15
Verzweifelt wehren sich preußisch-sächsische Truppen bei Jena gegen die Übermacht des napoleonischen Heeres, Archivbild der nachgestellten historischen Schlacht. (Foto: dpa)
Verzweifelt wehren sich preußisch-sächsische Truppen bei Jena gegen die Übermacht des napoleonischen Heeres, Archivbild der nachgestellten historischen Schlacht. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Auerstedt/dpa. - Seinen Platz in den europäischenGeschichtsbüchern hat das thüringische Dorf Auerstedt seit dem 14.Oktober 1806 sicher. In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedtschlugen die Truppen des Franzosenkaisers Napoleon die Preußen. Imdeutsch-französischen Jahr 2006, mit dem Thüringen an die Ereignissevor 200 Jahren erinnert, hofft der 500-Einwohner-Ort im KreisWeimarer Land allerdings nicht nur dank der Historie aufBesucherzuspruch. «Wichtig ist die Mischung aus Geschichte undEvent», sagt Bürgermeister Dirk Böhme (Freie Wähler).

Ende März soll die evangelische Dorfkirche St. Vitus offiziell zur«Friedenskirche» ernannt werden, in den Altar eingeschlossene Erdeaus allen Ländern der Welt wird dann zum Frieden mahnen. WährendAusstellungen, Vorträge und Schlachtfeldführungen an das mit demGemetzel verbundene Leid erinnern, setzen das Szenemusiktreffen«Auerworld Festival» und ein Fest der offenen Höfe ganz bewusst aufdeutsch-französische Fröhlichkeit. Nachgestellte Schlachtszenenbekommen Auerstedt-Besucher indes nicht zu sehen: Ein solchesHistorienspektakel mit rund 1000 Aktiven ist am 200. Jahrestag derSchlacht Jena vorbehalten.

In der Doppelschlacht von 1806 war das ehemalige Rittergut inAuerstedt, heute offiziell Schloss, Hauptquartier der preußischenArmee. «Dort hielt Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. mit seinenGenerälen die Lagebesprechungen ab», erzählt Werner Meister vomHeimat- und Traditionsverein Auerstedt. Die Gefechte selbst tobtenentlang der heutigen B 87 nahe dem benachbarten Hassenhausen inSachsen-Anhalt. Der französische Marschall Nicolas Davout schlug mit27 300 Soldaten das mit 50 0000 Mann nahezu doppelt so starkepreußische Hauptheer. In der etwa 25 Kilometer weiter südlichgeführten Schlacht bei Jena hingegen war die von Napoleon geführte 72000 Mann starke französische Hauptarmee gegenüber 48 000 preußisch-sächsischen Soldaten in der Übermacht.

Zu den bei Auerstedt geschlagenen preußischen Militärs gehörtender General Lebrecht von Blücher (1742-1819) sowie die späterenHeeresreformer Gerhard Johann David von Scharnhorst (1755-1813) undCarl von Clausewitz (1770-1831). Der preußische Oberbefehlshaber,Carl Wilhelm Ferdinand Herzog von Braunschweig, starb einen Monatspäter an seinen bei Auerstedt erlittenen Verwundungen. In denSchlachten wurden unterschiedlichen Quellen zufolge zwischen 30 000und 55 000 Soldaten getötet. «Noch 1947 fanden sich beiAbrissarbeiten in Auerstedt die Gebeine von Verwundeten der Schlacht,die im Lazarett im Dorf gestorben sind», berichtet Meister.

Der 1994 gegründete Heimat- und Traditionsverein hält die Erinnerungan die geschichtlichen Ereignisse im Ort wach. Er hat im Schloss, daskürzlich von einem Bad Sulzaer Klinikbetreiber gekauft wurde, einekleine Gedenkstätte eingerichtet. Die Besucherzahlen fallen mit etwa3500 Gästen jährlich zwar recht bescheiden aus, «aber da bringt dasdeutsch-französische Jahr sicherlich einen Schub», hofft Meister. Inder DDR diente das ehemals «Königlich-Preußische Hauptquartier 1806»zunächst als Wohnhaus, später beherbergte es eine Schule, Schulküche,Hort und Kindergarten, die umliegenden Stallungen gehörtenLandwirtschaftsgenossenschaften.

Die Schlacht von 1806 hat Auerstedt auch einen Herzog eingebracht.Napoleon würdigte die militärische Leistung seines Marschalls Davoutmit dem Titel «Herzog von Auerstedt». «Der Titel wird auch heute nochin direkter Linie vererbt», sagt Meister.