Gefahr für Schwimmer Gefahr für Schwimmer: Im Ufermatsch vieler Tagebau-Seen lauern Gefahren
Halle/MZ. - Bei den immer noch drückenden Temperaturen ist der Sprung in einen der zahlreichen Seen der Region verlockend. Baden verboten? Solche Schilder stoppen nicht jeden. Gefahr kann aber zum Beispiel schon am Ufer drohen, wo man im schlimmsten Fall einsinken und ersticken kann.
Die ehemaligen Tagebaulöcher wurden mit großem Aufwand saniert und werden geflutet. Baden erlaubt ist derzeit nur im Concordiasee bei Nachterstedt (Landkreis Aschersleben-Staßfurt). Am Goitzsche-See bei Bitterfeld, vor gut einer Woche feierlich zum Baden freigegeben, besteht inzwischen wieder ein Badeverbot. Dort müssen Algen aus dem Wasser geräumt werden, die Schwimmern gefährlich werden könnten.
An allen anderen ehemaligen Abbaustätten gilt ein grundsätzliches Badeverbot. Einige Uferbereiche sind nicht trittsicher. "Da kann man schnell einsinken", sagt Dietmar Onnasch von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltung (LMBV). Entscheidend sei der Wasserstand. Was jetzt als Seeufer erscheint, wird häufig später unter Wasser sein. Diese Bereiche sind so angelegt, dass ihnen erst nach der Flutung der Wasserdruck Festigkeit gibt. Dort könne man feststecken und mit dem instabilen Ufer in den See rutschen und ertrinken - oder im Matsch ersticken.
"Viele denken, sie versinken nur bis zu den Waden, man kann aber auch tief reinrutschen", so Onnasch. Wenn die feuchte Erde bis zum Zwerchfell steht, werde es kritisch. "Beim Ausatmen rutscht der Matsch nach, beim Einatmen schafft man es nicht mehr, den Matsch wegzudrücken. Hat man niemanden, der einen rauszieht, kann man ersticken."
Auch Schwimmen könne in einem noch nicht vollen See gefährlich werden. Im Geiseltal zum Beispiel sind Wurzeln und Bäume stehen geblieben. "Später, wenn der See voll ist, besteht keine Gefahr - dann sind die Bäume 20 Meter unter Wasser", so Onnasch. "Aber jetzt sind sie vielleicht nur einen Meter unter der Oberfläche - da können sich Schwimmer verfangen."
Krank werden könne man durch das Baden in unreinem Wasser, etwa im nahe der Goitzsche gelegenen Seelhausener See. Dort muss man laut Onnasch mit Belastungen durch Keime rechnen. Denn seit der Flut von 2002 mündet der Lober-Leine-Kanal in den See statt in die Mulde, weil das Kanalbett weggespült worden war. Das Kanalwasser sei aber zum Teil ungeklärt. Die LMBV arbeitet, so Onnasch, mit Hochdruck an der Wiederherstellung des alten Kanalbettes, um die Keimbelastung des Sees künftig zu verhindern.