Filialen in ganz Mitteldeutschland Frischback: Bäckereikette aus Thüringen stellt Insolvenzantrag
Arnstadt - Erneut ist eine große deutsche Bäckereikette in Schieflage geraten: Die Thüringer Frischback mit 130 Filialen und 800 Mitarbeitern hat am Freitag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das heißt, das Unternehmen aus Arnstadt will sich selbst sanieren, neue Investoren werden nicht gesucht, teilte Geschäftsführer Alfred Heyl mit. Die Firma gehört nach eigenen Angaben zu den 30 führenden deutschen Backwaren-Filialisten und betreibt auch in Zeitz und Weißenfels (beide Burgenlandkreis) Verkaufsstellen.
Frischback setzte auf regionale Rohstoffe und Thüringer Rezepte
Frischback hatte in den vergangenen zwei Jahren sein Konzept umgestellt: Die Arnstädter setzten unter anderem auf regionale Rohstoffe, vegane und Thüringer Rezepte. Millionen wurden in die Modernisierung der Filialen gesteckt. Die Umsätze stiegen dadurch von 32 auf zuletzt 35 Millionen Euro. „Doch der hohe Kapitaldienst für die Investitionskredite und die gestiegenen Personalaufwendungen, wie die Erhöhung des Mindestlohnes in diesem Jahr, haben zu einem Liquiditätsengpass geführt“, erklärt Heyl. Kurz: Firschback ging das Geld aus.
Durch die Insolvenz in Eigenverwaltung soll nun die Umstrukturierung vorangetrieben werden. So soll am Firmensitz in Arnstadt das Vollsortiment produziert werden, das zweite Werk in Schmalkalden wird sich auf Saisonwaren wie Stollen zur Weihnachtszeit konzentrieren. Während der Sanierung werden alle Läden geöffnet bleiben, kündigt das Unternehmen an. „Unsere Kunden werden die Eigenverwaltung nicht bemerken“, sagt Heyl. Auch die 800 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Ziel sei es, das Unternehmen in der jetzigen Form weiterzuführen.
Ein Sanierungskonzept wurde von der Düsseldorfer Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp entwickelt, deren Sanierungsexperte Andreas Schmieg steigt vorübergehend auch in die Geschäftsleitung von Frischback ein.
Kampfpreise durch die Billigkonkurrenz setzen Frischback unter Druck
Das Amtsgericht Erfurt hat als vorläufigen Sachwalter Rechtsanwalt Rolf Rombach bestellt. Er ist eine Art Insolvenzverwalter mit beschnittenen Funktionen. Der vorläufige Sachwalter übernimmt eine Aufsichtsfunktion und hat darüber hinaus die Aufgabe, die wirtschaftliche Lage von Frischback zu prüfen.
Kampfpreise durch die Billigkonkurrenz wie Discounter oder SB-Backshops setzen das traditionelle Bäckerhandwerk und auch die Back-Filialisten unter Druck. In den vergangenen Jahren und Monaten gab es schon mehrere Pleiten. So ging beispielsweise 2015 „Der Stadtbäcker“ aus Teutschenthal (Saalekreis) mit 36 Filialen insolvent. Konkurrent Bäcker Lampe übernahm ein Großteil der Geschäfte. Auch das Traditionsunternehmen Bäckerei Bretschneider aus Apolda (Thüringen) meldete 2016 Insolvenz an. Der Betrieb hatte ein Netz von 50 Verkaufsstellen in Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Die Backbranche befindet sich im Umbruch: Mittlerweile bieten fast alle Discounter wie Lidl und Aldi und Supermärkte sogenannte Backstationen an. Dort werden tiefgekühlte Backwaren aufgebacken. Viele Brötchen und Brote sind nur halb so teuer wie beim traditionellen Bäcker. (mz)