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Freizeit Freizeit: Hatz über die Treppenstufen

Von Sabine Ernst 24.02.2006, 18:40

Leipzig/Magdeburg/MZ. - Peter und Steffen Kiefer wollen an ihre Grenzen stoßen: Dafür trainieren die beiden Brüder am Leipziger Völkerschlachtdenkmal - jeden Mittwochabend. Eine Stunde lang erklimmen sie dort die Außenstufen des wuchtigen Wahrzeichens: 90 Treppen hoch, 90 Treppen runter, immer wieder. Bei Wind und Wetter. Und alles nur, um für die nächste Trekking-Tour fit zu sein. Ebenso wie rund 20 weitere Treppenstürmer, die dort im Halbdunkel keuchen.

Brüder auf Tour

Die außergewöhnlichste Tour haben die beiden Brüder, die in Leipzig auch ein Reisebüro mit abenteuerlichen Angeboten leiten, aber selbst vor. "Wir bereiten uns gerade auf eine Expedition vor, die im März beginnen soll", erzählt Treppenlauf-Initiator Peter Kiefer. Der 37-Jährige und sein 35 Jahre alter Bruder Steffen wollen dann den Manaslu, 8 163 Meter hoch, im nepalesischen Himalaya bezwingen - gemeinsam mit drei weiteren Bergsteigern.

Der achthöchste Berg der Erde gilt wegen häufig wechselnder Extremwetterlagen als sehr anspruchsvoll. "Eine bessere Belastungsmöglichkeit für Oberschenkel und Wadenmuskulatur als das Treppenlaufen kann man in der Großstadt doch gar nicht finden", betont Peter Kiefer. Sein 45-jähriger Lauffreund Wolfgang Schöne ist ebenfalls begeistert. "Dies ist eine gute Alternative zum Joggen im Park."

Doch nicht nur in Leipzig werden Treppen zu Rennstrecken umfunktioniert. Auch in Sachsen-Anhalt boomt das rasante Stufensteigen. Dass dies nicht nur für Bergsteiger gut ist, zeigt das Beispiel aus Magdeburg: Um das Image ihrer Hochschule etwas aufzupolieren, schrieben Studenten der Otto-von-Guericke-Universität 1999 erstmals einen Hochhauslauf aus. Der Austragungsort: ein Studentenwohnheim in Campus-Nähe.

Der unsanierte Plattenbau mit seinen 14 Stockwerken lockt seither jedes Jahr im Januar Dutzende Treppenstürmer in die Landeshauptstadt. "Mittlerweile interessieren sich sogar ausländische Extremsportler für unseren Wettkampf", erzählt Eckhard Stephan vom Universitäts-Sportzentrum (Spoz), der die Organisation betreut.

In diesem Jahr habe sich beispielsweise ein Österreicher beteiligt. "Der junge Mann nimmt eigentlich nur an großen Hochhausläufen in Schanghai oder New York teil. Bei uns wollte er sich einmal auf einer Kurzstrecke ausprobieren." Mit "Kurzstrecke" meint Spoz-Leiter Stephan 231 Stufen bis zum Ziel: Nach 60 Metern Anlauf führt eine siebenstufige Rampe ins Treppenhaus. Hier warten 14 Etagen - zweimal acht Stufen pro Stockwerk. Und selbst wenn das Magdeburger Studentenwohnheim dem internationalen Stufenvergleich nicht annähernd Stand halten kann, die 14 Etagen sind auch für trainierte Läufer eine Herausforderung: "Bei dem Tempo, das die Läufer übrigens nur kurze Zeit vorlegen können, klettert der Puls in zwanzig Sekunden von 90 auf 180", erklärt Stephan, selbst Ausdauerläufer. Der Rekord für das Hochhaus am Universitätsplatz Nummer liegt zurzeit bei genau 57,8 Sekunden.

Limit für Plattenbau

Weil die Teilnehmer für den Lauf in Magdeburg in den vergangenen Jahren immer mehr geworden sind, müssen Stephan und seine Mitstreiter sogar über eine Begrenzung der Starterzahl von derzeit 150 nachdenken. Doch bevor die Treppen im Studentenwohnheim das nächste Mal unter Wettkampfbedingungen genommen werden, steht erst einmal ein anderes Ereignis auf dem Programm: der Lauf auf das Kyffhäuser-Denkmal bei Bad Frankenhausen (Thüringen). Wie viele Sportler dort bei der inzwischen siebten Auflage am 27. Mai an den Start gehen, ist allerdings noch unklar.