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Freie Demokraten Freie Demokraten: Frank Sitta - Der Eisbrecher der FDP

Von Hendrik Kranert-Rydzy 31.08.2015, 05:52
FDP-Urgestein Cornelia Pieper und Frank Sitta
FDP-Urgestein Cornelia Pieper und Frank Sitta dpa Lizenz

Magdeburg - Da stand er nun, der Hoffnungsträger - und Bild und Ton fielen aus. Frank Sitta, seit einem halben Jahr Vorsitzender der FDP in Sachsen-Anhalt, nahm es mit Humor. Und kündigte seine Bewerbungsrede für die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2016 ohne Multimedia-Inhalte an. „Dann sollte es störungsfrei laufen.“

Für Sitta jedenfalls lief dieser Landesparteitag wie ein Heimspiel, obwohl der 37-jährige Hallenser sich in Magdeburg zur Wahl stellte. Kein Gegenbewerber und 91 Prozent Zustimmung - es hatte schon ganz andere Ergebnisse bei FDP-Wahlparteitagen gegeben.

Pieper gegen Wolpert

Nach dem desaströsen Wahlergebnis 2011, wo die FDP mit 3,8 Prozent aus dem Landtag flog, hatte die Partei nichts unversucht gelassen, sich weiter zu zerlegen. Der über Jahre schwelende Streit zwischen der damaligen Landeschefin Cornelia Pieper und dem gescheiterten Spitzenkandidat Veit Wolpert flammte wieder auf.

Wolpert löste erst Pieper als Landeschefin ab, scheiterte dann aber bei dem Versuch, die Hallenserin vom Spitzenplatz der Liberalen zur Bundestagswahl 2013 zu verdrängen. Wolpert trat darauf als Landeschef zurück; Pieper übernahm vorübergehend wieder das Ruder. Bis sie im Frühjahr 2015 wie angekündigt das Amt niederlegte und als Generalkonsulin nach Gdansk ging. Wolpert wollte wieder zurück auf den liberalen Chefsessel - doch das machte die Partei nicht mehr mit. Wolpert stand für die alte FDP in Sachsen-Anhalt und damit nicht für einen Neuanfang.

Und plötzlich war Eventmanager Sitta Landeschef. Sitta, schwarze Haare, dunkler Dreitage-Bart und anthrazitfarbener Anzug ohne Krawatte, will nun das schier Unmögliche schaffen - die bundesweit zur Randpartei geschrumpften Freien Demokraten wieder in den Landtag hieven. Sitta sieht sich als „Eisbrecher“ für die FDP in Ostdeutschland, die keinen einzigen Landesparlament in den neuen Ländern mehr vertreten ist. Derzeit stehen Sittas Chancen nicht besonders gut, auch wenn die FDP bundesweit wieder über die Fünf-Prozent-Hürde geklettert ist.

Sitta will es mit einer Kampfansage an das Politik-Establishment schaffen: „Wir sind die einzige Partei, die Sachsen-Anhalt noch nicht aufgegeben hat“, ruft er den 170 Delegierten zu - der Beifall ist anfangs noch verhalten. Sachsen-Anhalt werde unter Wert regiert, ein „sozialdemokratischer Grundkonsens“ von CDU bis zur Linken liege wie „Mehltau“ auf dem Land. Und: „Sachsen-Anhalt ist wieder da angekommen, wo es nach acht Jahren Höppner-Regierung schon einmal war.“

Delegierte wachen auf

Das zieht, langsam wacht auch der Parteitag auf. Sittas Gegenrezept, auch wenn die Partei erst im Oktober ihr Wahlprogramm beschließen will: „Weltbeste Bildung, Gründergeist, Freiheits- und Bürgerrecht und einen Staat, der sich soweit wie möglich aus dem Leben der Bürger heraushält.“ Sitta spricht sich zunehmend frei, doch einmal wird es missverständlich: Als der studierte Volkswirt und Politikwissenschaftler sich zwar für das Asylgrundrecht ausspricht, aber im gleichen Atemzug davor warnt, dass diese Grundrecht „nicht massenhaft anstelle eines Einwanderungsgesetzes missbraucht werden darf“.

Platz 2 der Landesliste geht auf Wunsch Sittas - und ohne Gegenstimmen - an seine Stellvertreterin, die Magdeburgerin Lydia Hüskens. Über die übrigen Plätze wird heftig gestritten. Es folgen: der Ex-Landtagsabgeordnete und Agrarexperte Johann Hauser aus dem Salzlandkreis; Landesschatzmeister Allard von Arnim und auf Platz fünf der Innenexperte und ehemalige Landtagsabgeordnete Guido Kosmehl. (mz)