Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle: Fast 49.000 Küken sterben in brennendem Flugzeug

Leipzig/Halle/MZ. - Es ist 2.08 Uhr, als für die Flughafenfeuerwehr in Leipzig/Halle der Ernstfall ausbricht. Auf dem Frachtvorfeld zwei des Airports wartet eine Antonow-12 auf ihren Start in Richtung Südrussland. An Bord sind 49000 Küken - und ein Problem: Flammen. Die seien als erstes der siebenköpfigen Crew aufgefallen, sagt Flughafensprecher Uwe Schuhart. Wenig später erleuchtet ein Feuerball den nächtlichen Himmel über Mitteldeutschlands größtem Flughafen. Alarmstufe Rot für die Brandbekämpfer.
60 Mann rücken mit 15 Großlöschfahrzeugen aus - jedes davon rund eine Million Euro teuer und in der Lage, mehr als 10.000 Liter Wasser in der Minute auszuspucken. In Verbindung mit Löschschaum gelingt es der Berufsfeuerwehr so vor allem, ein Übergreifen der Flammen auf andere in der Nähe geparkte Flugzeuge zu verhindern. Und den Brand der Antonow zu löschen, ohne dass es dabei zu größeren Explosionen kommt. Die Feuerwehr, betont Schuhart, sei sehr schnell da gewesen. „Sie muss in der Lage sein, innerhalb von drei Minuten jeden Ort des Flughafens zu erreichen.“ Erst später werden zusätzlich noch freiwillige Brandbekämpfer aus Schkeuditz alarmiert, um technische Hilfe zu leisten - zum Beispiel Reste von Kerosin aus der verunglückten Maschine abzupumpen. Deren Mittelteil ist völlig ausgebrannt. Die Crew bleibt unverletzt. Die Küken sind nicht zu retten.
Flugverkehr für eine Stunde unterbrochen
Der Flugbetrieb auf dem Flughafen ist durch den Brand nur für eine Stunde unterbrochen. Gerade nachts herrscht dort Hochbetrieb. 60 Frachtflieger der Post-Tochter DHL landen und starten dort täglich (außer Samstag) zwischen 23 und 4.30 Uhr. Sie bringen Hunderttausende von Päckchen aus aller Welt, die im großen Frachtzentrum sortiert und umgeschlagen werden, bevor sie wieder auf Reisen gehen. Die russische Fluggesellschaft Volga-Dnepr fliegt mit Antonows, meist aber vom erheblich größeren Typ AN-124, von Leipzig/Halle aus. Im Auftrag des Militärbündnisses Nato wird etwa militärisches Gerät in Krisengebiete geflogen.
Eine von Azza Transport geleaste An-12 der United Arabian mit der Registrierung ST-ADE machte auf dem Flugplatz el-Juneina in der sudanesischen Provinz Dafur eine Bruchlandung.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Neun Tote wegen eines Feuers an Bord. Unfallstelle: 30 Kilometer von Tscheljabinsk entfernt.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Absturz einer AN12-BK der Juba air cargo co. LTD nördlich von Malakal, Sudan. Unglücksursache war der Ausfall von 3 Triebwerken gleichzeitig, verursacht durch Eisbildung an den Triebwerkseinläufen während eines starken Gewitters. Bei dem Unglück kamen 7 Personen ums Leben, eine überlebte mit leichten Verletzungen.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Sieben Tote beim Absturz einer von FedEx gecharterten An-12 im westlichen Irak. Die Besatzung des Flugzeuges der British Gulf International (Kennzeichen S9-SAO) verlor Sekunden nach dem Start von der Militärbasis in Al Asad aufgrund technischer Probleme die Kontrolle und stürzte ab.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Auf dem Flughafen der ägyptischen Stadt Luxor geriet eine ukrainische An-12 aufgrund eines Treibstofflecks nach Auftanken und anschließendem Start in Brand, fünf Besatzungsmitglieder wurden dabei getötet.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Eine An-12 stürzte in der Republik Kongo beim Landeanflug auf den Flughafen Brazzaville über bewohntem Gebiet ab.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Bei der Notlandung eines brennenden Frachtflugzeugs auf den Philippinen, ausgelöst durch einen Kurzschluss, kamen drei Besatzungsmitglieder ums Leben, drei weitere wurden verletzt.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Khartoum, Sudan: Absturz einer An-12, die mit Nachschub für die Armee in die Krisen-Region Darfur unterwegs war. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Suna kamen bei dem Unglück 13 Soldaten ums Leben und neun weitere Armeeangehörige wurden verletzt. Die Unglücksursache waren vermutlich zwei ausgefallene Triebwerke.
(Quelle: www.wikipedia.org)
Die ausgebrannte Antonow-12 der ukrainischen Fluggesellschaft „Ukraine Air Alliance“ (UAA) ist dagegen ein eher seltener Gast am Airport Leipzig/Halle. Über einen Broker kann man die 44 Jahre alte Maschine chartern, um Fracht zu transportieren. UAA besitzt laut dem Online-Portal aerotransport.org sechs solcher Maschinen. Sie können etwa 20 Tonnen Fracht laden. Die seit 1973 nicht mehr gebauten Flugzeuge gelten als „Veteran der Lüfte“ und nicht unbedingt sicher. Allein seit 2007 gab es zehn größere Unglücke. Nach einem Motorschaden im Osten Russlands stürzte im Jahr 2011 eine AN-12 ab, elf Menschen kamen dabei um. Da dies nicht der erste Fall war, erteilten die russischen Behörden vorübergehend ein Flugverbot. Das Verbot gelte, bis die russischen Fluglinien Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit ergriffen hätten, erklärte damals die Verkehrsbehörde Rostransnadsor.
Wie sicher ist das Flugzeug dann überhaupt noch? „Ein Flugzeug ist immer so sicher, so gut es gewartet ist“, sagt Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg. Alle wesentlichen Verschleißteile würden regelmäßig ausgetauscht. Eine 44 Jahre alte Maschine müsse daher nicht unsicherer sein als eine zehn Jahre alte. Ähnlich sieht es offenbar das Luftfahrt-Bundesamt. Es erteilte die Einfluggenehmigung für die Antonow, da die Fluggesellschaft UAA offenbar alle nötigen Papiere vorlegen konnte, etwa zu Wartungen.
Ermittlungen sollen Ursache klären
Nun muss untersucht werden, ob die Maschine wirklich technisch in Ordnung war. Wann es erste Ermittlungsergebnisse zur Brandursache geben wird, war am Freitag offen. Unter anderem war die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes vor Ort. Die Experten hätten aber nicht ans Flugzeug gekonnt, solange dort noch Kerosin abgepumpt wurde, sagte ein Polizeisprecher in Leipzig. Eingebunden in die Ermittlungen ist zudem die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Zwei Experten seien am Flughafen, sagte Sprecher Johann Reuß. „Sie untersuchen das Wrack und alle Teile, um zu erkennen, wo der Brand angefangen und wie er sich ausgebreitet hat.“ Zwei bis drei Tage würden die Vor-Ort-Ermittlungen voraussichtlich dauern - dann seien unter anderem Prüfungen des Flugzeugsystems mit Hilfe der Handbücher nötig. „Am Ende werden wie bei einem Puzzlespiel alle Befunde zusammengelegt“, so Reuß. In sechs bis acht Wochen soll es einen ersten Zwischenbericht der BFU geben.
Fälle wie dieser seien in der deutschen Luftfahrt allerdings selten, sagte Reuß auch. Die BFU untersucht jährlich zig Vorfälle - 2012 waren es 219 Unfälle und 26 schwere Störungen im In- und Ausland. Kleinere Kabelbrände mit geringen Auswirkungen, die gebe es gelegentlich. In diesem Ausmaß sei ihm in den letzten Jahren aber nichts in Erinnerung, so Reuß.
Vorbereitet sein müssen Airports auf große Brände dennoch. Die Leipziger Flughafenfeuerwehr hat nach Angaben von Schuhart mehr als 100 Beschäftigte. Rund 3000 Einsätze im Jahr gebe es, meist unbestätigte Brandmelder-Alarme, auch medizinische Hilfeleistungen. Brandbekämpfer an Flughäfen müssten zudem eine einjährige Zusatzausbildung durchlaufen, um die Spezialtechnik und die besondere Taktik beim Löschen zu beherrschen. Den Ernstfall hatten die Feuerwehrleute oft geprobt, nun haben sie ihn auch gemeistert.

