Fernsehshow Fernsehshow: Halle scheitert an der Stadtwette

Halle (Saale)/ddp. - Die Hallenser haben es nicht gepackt. Obdas Orkantief «Emma» schuld daran war, wird wohl nie so ganz zuklären sein. Fest steht aber, dass Moderator Thomas Gottschalk amSamstagabend bei seiner neuen Ausgabe der ZDF-Unterhaltungssendung«Wetten, dass..?» aus Halle (Saale) einen seltenen Triumph erlebte:Er gewann die Stadtwette, weil sich nur 60 statt der geforderten 100Möchte-Gern-Beatles mit Pilzkopf und passendem Outfit in dieMessearena der Händel-Stadt trauten. Die 81-jährige Oma eines«Wetten, dass..?»-Zuschauers muss nun wohl oder übel ihr Pferdchenweiterhin ohne den blond gelockten Moderator striegeln. Insgesamtpräsentierte Gottschalk seinem Publikum aber eine mäßig unterhaltsameShow ohne größere Höhepunkte.
Dies könnte vielleicht an den fehlenden Hollywoodstars oder an deneher durchschnittlichen Wetten gelegen haben. Gottschalk selbstbemühte sich jedenfalls, durch seine gewohnt lockeren Sprüche diedrohende Langeweile zu verhindern. Dafür hatte er sich allerdings diefalschen Mitstreiter auf die Bühne geholt: Die Popgruppe Die Prinzenwollten sich in der Sendung als Paten für die Stadtwette profilieren,die wegen des Sturms nach drinnen verlegt worden war. Das ging aberbekanntermaßen schief - obwohl die Hallenser das größteBeatles-Museum der Welt in ihrer Stadt haben.
Auch auf Gottschalks Wettcouch ging es diesmal eher brav zu. DieSchauspieler Anja Kling und Armin Rohde priesen ebenso wie ihreKollegen Heiner Lauterbach und Kai Wiesinger ihre neuesten Filme an.Sänger Sasha teilte der deutschen Fernsehnation mit, dass er nunendlich auch bei einem Kinofilm mitgewirkt hat und pikanterweise nochnie in seinem Leben ein Opernhaus von innen gesehen hat.
Dieses Geständnis machte die überaus sympathische und quirligeOpernsängerin Cecilia Bartoli hellhörig. Sie hatte allerdings selbsteine schwierige Aufgabe zu bewältigen, weil sie dem kleinen Nikolainicht zugetraut hatte, dass er ein Musikstück nur durch dieklickenden Geräusche der ansonsten stummen Instrumente seinesJugendorchesters erkennen kann. Nach ihrer verlorenen Wette musstesie mit der Truppe Trompete spielen und kam dabei mächtig insSchwitzen.
Das passierte auch der Camping-Crew um Wettkandidat MichaelBertsch, die durch Gewichtsverlagerung in ihrem Wohnmobil denSchriftzug «Wetten, dass..?» zu Papier brachte und damit zu denWettkönigen des Abends gekrönt wurden. Ein Minigolfbälle spuckenderÖsterreicher schaffte es ebenso wenig wie die Wassertemperaturschätzenden Installateure, das Publikum zu begeistern. Nur einkleiner Italiener, der in Windeseile rückwärts einen Hürdenlauf imStudio hinlegte, riss die «Wetten, dass..?»-Fangemeinde kurzzeitigaus ihrer Lethargie. Für die zwischendurch mehr als notwendigePortion Unterhaltung sorgten die musikalischen Gäste Earth, Wind &Fire, die schöne Chartstürmerin Leona Lewis und Rocklegende LennyKravitz.
Gottschalk selbst war diesmal eher dezent ganz in schwarzes Ledergekleidet und versuchte, das Beste aus diesem eher müden Abend zumachen. Nur einmal patzte er total, als er seinem Gast HeinerLauterbach uncharmant entgegenschmetterte: «Du gehst optisch immermehr in Richtung Luis de Funes.» Wenig erfreut konterte der mit einemWilly-Millowitsch-Vergleich, was den Unterhaltungswert der ZDF-Showaber auch nicht sonderlich steigerte. Rekordverdächtig war diesmalnur die Sendezeit: Gottschalk schaffte es, seine Show nur siebenMinuten zu überziehen.
Eingefleischte «Wetten, dass..?»-Fans sollten einfach auf dienächste Ausgabe des ZDF-Unterhaltungsflaggschiffs warten, die am 29.März in Erfurt geplant ist. Und irgendwann muss Gottschalk auch Farbebekennen und eine frühere Wettschuld bei seinem Kollegen Stefan Raabeinlösen. Dann geht es nicht etwa bloß ums Striegeln von Omas Pferd,sondern um einen gewagten Sprung ins kühle Nass aus zehn Metern Höhe.
Die zweite «Wetten, dass..?»-Sendung aus Halle an der Saaleverfolgten nach ZDF-Angaben 10,28 Millionen Zuschauer. Das habe einemMarktanteil von 33,4 Prozent entsprochen.