1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Explosion am 22. Februar 1960: Explosion am 22. Februar 1960: 123 Kumpel sterben im VEB Steinkohlenwerk "Karl Marx"

Explosion am 22. Februar 1960 Explosion am 22. Februar 1960: 123 Kumpel sterben im VEB Steinkohlenwerk "Karl Marx"

20.02.2015, 06:19
Ein Rettungstrupp aus dem VEB Bleierzgruben «Albert Funk» in Freiberg kurz vor dem Einsatz in der Unglücksgrube in Zwickau am 24.02.1960.
Ein Rettungstrupp aus dem VEB Bleierzgruben «Albert Funk» in Freiberg kurz vor dem Einsatz in der Unglücksgrube in Zwickau am 24.02.1960. dpa Lizenz

Zwickau - Mit einem stillen Gedenken auf dem Hauptfriedhof ehren Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) und der Steinkohlenbergbauverein am Sonntag die Opfer des Bergwerkunglücks von Zwickau vor 55 Jahren. Bei einer Explosion unter Tage waren am 22. Februar 1960 im damaligen VEB Steinkohlenwerk „Karl Marx“ 123 Kumpel ums Leben gekommen. Es war das wohl größte Grubenunglück in der DDR. Lange Zeit war unklar, was die Explosion ausgelöst hat. Eine Arbeitsgruppe von Stadt und Verein kam nach abermaligem Studium der Akten vor zehn Jahren zu dem Ergebnis, dass menschliches Versagen, der Fehler eines Sprengmeisters, die Katastrophe herbeigeführt hat.

An jenem 22. Februar 1960, es war ein Rosenmontag, waren dem Bericht zufolge 178 Bergleute zur Frühschicht im Norden des Reviers eingefahren. Gegen 8.20 Uhr kam es zu einer Kohlenstaubexplosion, die mehrere Brände entfachte. Die meisten der 123 getöteten Kumpel starben durch die Druckwelle oder die große Hitze. 44 erlagen einer Kohlenmonoxidvergiftung, als sie sich in Sicherheit bringen wollten. 6 wurden nie gefunden.

Helfer aus dem Westen wurden abgewiesen

Grubenwehren aus den Bergbaurevieren der gesamten DDR sowie der Tschechoslowakei eilten zu Hilfe. Helfer aus dem westdeutschen Ruhrgebiet wurden hingegen abgewiesen. Die Rettungsaktion dauerte etwa eine Woche. Ein brennender Schacht wurde zugemauert und erst ein Jahr später wieder geöffnet, weil die Löschtrupps wegen der großen Hitze nicht bis zum Brandherd vordringen konnten.

Eine Untersuchungskommission hatte in einem Bericht 1962 sowohl technische Fehler als auch menschliches Versagen als mögliche Ursachen für die Explosion benannt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), das eigene Nachforschungen anstellte, war hingegen schon damals zu dem Ergebnis gekommen, dass einer der Sprengmeister verntwortlich war. Anfangs hatte das MfS Sabotage gemutmaßt.

Die Stasi ging weiter davon aus, dass der Kohlenstaub- eine Methangasexplosion - eine sogenannte Schlagwetterexplosion - vorausgegangen war. Dieser Auffassung folgte die Zwickauer Arbeitsgruppe nicht. Auch kamen die Zwickauer zu dem Ergebnis, dass sich der Explosionsort an einer anderen Stelle befunden haben und die Detonation von einem anderen Sprengmeister ausgelöst worden sein soll. Für die Theorie, dieser habe eventuell Suizid begehen wollen und das Unglück absichtlich verursacht, wurden keine Anhaltspunkte gefunden.

Das ehemalige Steinkohlerevier der Zwickauer Region ist eines der ältesten in ganz Deutschland. Rund 630 Jahre lang wurde dort Kohle abgebaut. 1978 wurde der Steinkohlebergbau in der Region eingestellt. (dpa)