Erster Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt Erster Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt: Gerd Gies stützt Sparkurs und hält an Atomkraft fest

Magdeburg/dpa. - Sachsen-Anhalts erster Ministerpräsident Gerd Gies (CDU) hat die Landesregierung zum Schuldenabbau aufgefordert - und ist nach wie vor Befürworter von Atomkraftwerken. „Auf Schulden kann man keine Zukunft aufbauen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Magdeburg am Rande eines Empfangs der CDU zu seinem 70. Geburtstag. Der in Stendal geborene Gies war 1990/1991 Regierungschef von Sachsen-Anhalt. In seiner Amtszeit habe er sich immer bemüht, die Schuldenaufnahme im gesetzlichen Rahmen zu halten, sagte Gies. Die massiven Schulden von inzwischen 21 Milliarden Euro seien erst später entstanden.
Gies, der sich vor mehr als 20 Jahren mit seiner Forderung nach dem Bau eines neuen Kernkraftwerks in Stendal viele Feinde gemacht hatte, bezeichnete den Atomausstieg der Bundesregierung als vorschnelle Entscheidung. „Ich bin unverändert der Meinung, dass man die Atomkraft nicht einfach auf den Müllhaufen werfen sollte.“ Der Ausstieg aus der Kernkraft verursache große Probleme und hohe Kosten, sagte Gies, der weiterhin in der Energiewirtschaft beratend für verschiedene Unternehmen tätig ist. Ein modernes Atomkraftwerk in Stendal wäre ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Altmark geworden, sagte Gies. Heute gebe es auch viel sicherere Reaktoren.
Zu dem Geburtstagsempfang erschien Gies mit seiner Lebensgefährtin Gisela Platow (63). Von seiner Ehefrau lebe er getrennt, sagte der gelernte Tierarzt. Zu den Einzelheiten der Sparanstrengungen der Landesregierung wolle er sich nicht äußern. „Da bin ich zu weit außenstehend.“ Zur Frage einer Fusion der beiden Unikliniken Magdeburg und Halle sagte er aber, grundsätzlich führe eine Konzentration nicht immer auch zu einer höheren Effizienz.
Sachsen-Anhalts CDU-Vorsitzender Thomas Webel würdigte Gies auf dem Empfang unter anderem für den Aufbau des CDU-Landesverbandes. „Das war nicht einfach, aber es ist Dir gut gelungen“, sagte Webel. Gies war Anfang der 90er Jahre auch der erste CDU-Landeschef.
Gies hatte im Juli 1991 nach einer Vertrauensfrage in der Landtagsfraktion seinen Rücktritt als Ministerpräsident erklärt. Ihm war vorgeworfen worden, Landtagsabgeordnete der CDU mit Stasi-Vorwürfen zum Mandatsverzicht genötigt zu haben.