Erste Konsequenzen aus Grippewelle Erste Konsequenzen aus Grippewelle: Für viele Schüler in Merseburg fällt der Unterricht aus

Halle (Saale) - Volle Arztpraxen, Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen: Sachsen-Anhalt erlebt derzeit eine der stärksten Grippewellen der vergangenen Jahre. Zudem ist laut Landesamt für Verbraucherschutz die Zahl weiterer Atemwegserkrankungen hoch. Mit dem Merseburger Domgymnasium ist nun die erste Schule zum Handeln gezwungen: Für Schüler der fünften bis zehnten Klassen findet am Freitag kein Unterricht statt, sie bekommen Hausaufgaben.
Grund ist laut Schulleitung zum einen die hohe Zahl kranker Lehrer: 18 von 64 Pädagogen fehlen. Zudem solle eine weitere Ansteckung unter Schülern verhindert werden. „Es gibt Klassen, in denen mehr als die Hälfte der Schüler erkrankt ist“, so der Vize-Schulleiter Sigmar Caspar. Laut Landesschulamt ist eine Unterrichtsabsage dieses Ausmaßes die Ausnahme, weitere Fälle seien nicht absehbar.
Auswirkungen hat die Krankheitswelle auch in anderen Bereichen. So liegen aus einer Kita in Zeitz (Burgenlandkreis) zwölf von 18 Erziehern krank im Bett. Nach Angaben von Eltern fehlt zudem rund die Hälfte der Kinder. „Manche haben aus Angst vor Ansteckung ihr Kind zu Hause gelassen.“ Das Harzklinikum berichtet von mehr Grippefällen unter Patienten - statt 85 im Januar in diesem Monat 123 - und einem deutlich erhöhten Krankenstand bei Mitarbeitern.
Auch andere betroffen
Im Dessauer Rathaus musste am Donnerstagmittag das Bürgeramt vorübergehend schließen. Bei einer Boxgala am 7. März in Magdeburg fallen erste Kämpfe wegen Grippe-Erkrankungen aus. Manche Firmen sprechen unterdessen von spürbaren, wenn auch nicht dramatischen Auswirkungen: Die Impfvorsorge mache sich bemerkbar, heißt es bei der Salzlandsparkasse. Sie werde allen Mitarbeitern angeboten und gut angenommen.
Nach Angaben des Landesamtes für Verbraucherschutz wurden bisher 1883 Grippefälle durch Labors bestätigt - allein 642 in der vorigen Woche. „Zuletzt war nur die Grippewelle 2013 schlimmer“, so Sprecherin Hanna Oppermann. „Da gab es um diese Zeit wöchentlich mehr als 800 neue Fälle.“ Ein Problem diesmal sei, dass der im Vorjahr entwickelte Impfstoff bei einem der drei nun zirkulierenden Virustypen schwächer wirkt.
Vielerorts wird derzeit auf verstärkte Hygiene geachtet. So hängt im Merseburger Gymnasium Desinfektionsspray, auch im Vorzimmer des Wittenberger Landrates. Experten erwarten den Höhepunkt der Grippewelle in den nächsten zwei Wochen. Ob eine Impfung - sie wirkt nach zehn bis 14 Tagen - jetzt noch zweckmäßig ist, sollte im Einzelfall mit dem Arzt geklärt werden, so Oppermann. Das Robert-Koch-Institut verweist darauf, dass es auch nach dem Gipfel Erkrankungen gebe, eine Impfung könne also erwogen werden. Abhängig sei dies auch von der Situation vor Ort. (mz)