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Elektro Elektro: Tausende demonstrieren für Erhalt von Qimonda

Von Tino Moritz und Romy Richter 03.02.2009, 18:23

Dresden/ddp. - ZahlreicheFamilienangehörige der Qimonda-Beschäftigten sowie Mitarbeiter ausZulieferbetrieben und anderen Firmen der Mikroelektronik-Branchebeteiligten sich an der Demonstration.

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) nannte es ein«richtiges Signal», das die Dresdner Demonstranten mit ihrenProtesten «nach Europa und in die Welt» aussendeten. Zugleicherneuerte er auf der Abschlusskundgebung das Angebot Sachsens anpotenzielle Investoren, mit den Fördermöglichkeiten des Freistaatszur Verfügung zu stehen.

Die Tochter des DAX-Konzerns Infineon hatte am 23. JanuarInsolvenz angemeldet. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass das imDezember ausgehandelte Rettungspaket für Qimonda in Höhe von 325Millionen Euro nicht ausgereicht hätte. Der vorläufigeInsolvenzverwalter Michael Jaffé sucht nun einen Investor und willbis März ein «Restrukturierungskonzept» vorlegen.

In Dresden beschäftigt Qimonda rund 3000 Mitarbeiter und amHauptsitz in München rund 1500. Betriebsratschef Martin Welzel warntedavor, dass bei einer Schließung des Unternehmens durch Auswirkungenauf die Zulieferer weitere 3000 Arbeitsplätze in Sachsen verlorengingen.

Das Unternehmen gab unterdessen bekannt, zur Kostensenkung dasWerk in Richmond im US-Bundesstaat Virginia zu schließen. DessenUmstellung auf die innovative «Buried Wordline»-Technologie könnenicht finanziert werden, hieß es zur Begründung. Den Angaben zufolgebetrifft die Entscheidung etwa 1500 Mitarbeiter. Kunden würdenkünftig verstärkt mit Chips aus dem Werk in Dresden beliefert.Qimonda-Vorstand Thomas Seifert sprach von einem «unerlässlichen»Schritt, «um die Effizienz der Produktion zu verbessern». Er seinotwendig, um Qimonda auf die nächste Speichergenerationauszurichten.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder,Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), äußerte sich inBerlin überzeugt davon, dass durch die Insolvenz Qimondas keinesfallsdie gesamte Branche ins Wackeln gerät.

Skeptisch äußerte sich EU-Industriekommissar Günter Verheugen(SPD). Wenn ein Unternehmen nicht mehr an einen Standort glaube,seien in einer Marktwirtschaft die Würfel gefallen. DieLandesregierung habe ihn erst im Januar auf eine Hilfe für Qimondaangesprochen. Dabei sei es aber nicht um eine langfristige Strategie,sondern um Möglichkeiten einer kurzfristigen Rettung gegangen.Generell gelte, «das gemeinschaftliche Fördermittel nicht für eineUnternehmensrettung eingesetzt werden dürfen».

Der Präsident der europäischen Halbleiterindustrie (Semi Europe),Heinz Kundert, gab der EU eine Mitschuld an den Problemen vonChipherstellern wie Qimonda. Nicht nur die Finanzkrise sei dafürverantwortlich: »Ein weiterer Grund ist, dass Europa wenigerwettbewerbsfähig ist, wenn es weltweit um Anreize und Förderung beider Ansiedlung der Halbleiterindustrie geht.«