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Eintrittsgelder Eintrittsgelder: Kirchen bitten zur Kasse

Von CHRISTIAN SCHAFMEISTER UND HELGA HEILIG 30.11.2011, 20:57

NAUMBURG/MZ. - Eintrittspreise für den Besuch einer Kirche zu kassieren, ist ein Unding, sagen die einen. Die Kirchen brauchen dieses Geld, um die Gotteshäuser überhaupt erhalten zu können, sagen die anderen. Die Diskussion wird seit Jahren geführt - auch in Naumburg und Merseburg dürfte sie in den kommenden Wochen wieder aufflammen. Denn ab Januar 2012 müssen Besucher des Naumburger und des Merseburger Doms tiefer in die Taschen greifen.

Nur noch Kombi-Tickets

Die Besitzer dieser beiden Gotteshäuser - die Vereinigten Stifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz - teilten mit, dass die sogenannten Domerhaltungsgebühren "umgestaltet" werden. Statt einzelner Eintrittskarten für den Dom oder das Domschatzgewölbe wird es demnächst nur noch eine Karte für alles geben: den Besuch des Kirchenraums, des Domschatzgewölbes und des Domgartens. Das trifft auch für alle öffentlich zugänglichen Areale des Merseburger Domgeländes zu. Das bedeutet konkret, dass ab Januar Erwachsene 6,50 Euro, Studenten 4,50 Euro und Schüler drei Euro Eintritt in Naumburg und Merseburg zahlen. Bisher kostet der Eintritt in den Naumburger Dom vier Euro. Wer das Domschatzgewölbe besuchen will, zahlt zwei Euro.

Für Friedemann Kahl, Sprecher der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), ist die grundsätzliche Position klar. "Die Kirche ist in erster Linie ein Gotteshaus und kein Museum." Die Praxis sehe allerdings oft anders aus, daher gebe es oft "Kompromisslösungen". Wie in Quedlinburg. Ein kostenloser Besuch des Domes ist auch dort nicht möglich. Stattdessen werden verschiedene Kombi-Tickets angeboten. So kosten die Besichtigung des Domes und des Domschatzes 4,50 Euro. Wer zusätzlich auch die Krypta sehen möchte, muss noch einmal zwei Euro mehr bezahlen.

Noch teurer ist der Besuch des Berliner Doms. Wer hinein will, muss eine "Domerhaltungsgebühr" von sieben Euro zahlen. Das Geld sei nötig, um das Gotteshaus weiter für die Öffentlichkeit offenhalten zu können, heißt es. "Wir benötigen tägliche Einnahmen in Höhe von rund 10 000 Euro, um die Ausgaben für Bauunterhaltung, Heizung, Strom und Personal am Dom tätigen zu können." Da es nur geringe Unterstützung vom Staat und der Kirche gebe, sei man auf die Gebühr angewiesen. Zur Kasse gebeten werden aber auch Besucher des Meißener Doms (2,50 Euro) und der Nicolaikirche in Stralsund (Zwei Euro).

Besonders hohe Wellen schlug die Einführung eines Kircheneintritts 2009 in Lübeck. Damals kritisierte sogar die Kirchenführung die Entscheidung, künftig sogar Schulklassen zur Kasse zu bitten. Von Schulklassen Geld zu verlangen, sei "äußerst ungewöhnlich", sagte damals Maria Jepsen, Bischöfin für Lübeck und Hamburg. Ein ähnlicher Fall sei ihr nicht bekannt. Bischof Gerhard Ulrich riet dazu, "die Entscheidung zu überdenken". Auch Stadtführer und Lehrer reagierten empört.

Pastorin wehrt sich

Pastorin Ina von Kortzfleisch verteidigt den Schritt jedoch vehement und verwies auf die sinkenden Spendeneinnahmen. Für die Unterhaltung der mehr als 700 Jahre alten Kirche sei die Gemeinde auf zusätzliches Geld angewiesen. Zwei Euro Erhaltungsgebühr werden auch heute noch verlangt - Kinder und Jugendliche sind davon aber inzwischen ausgenommen. Doch nicht nur das: Auch wer das Gotteshaus "ausschließlich zum Gebet" nutzen möchte, wird nicht zur Kasse gebeten. Wie Gläubige und Besucher unterschieden werden können, bleibt aber das Geheimnis der Gemeinde.