Dresden Dresden: Neue Überraschung im Prozess gegen Oberbürgermeister

Dresden/dpa. - Zum Auftakt der Verhandlunghatte Roßberg-Anwalt Stefan Heinemann überraschend sein Mandatniedergelegt. «Das erforderliche Vertrauensverhältnis besteht nichtmehr», sagte der Strafverteidiger im Landgericht. Roßberg hatte alsneuen Anwalt den Dresdner Peter Manthey mitgebracht, der aufWirtschaftsstrafsachen spezialisiert ist.
Manthey beantragte den Ausschluss der Öffentlichkeit zurBegründung des Anwaltswechsels. Nach anderthalb Stunden unterbrachder Vorsitzende Richter Hans Schlüter-Staats die Verhandlung bis zumNachmittag. Bis dahin will das Gericht entscheiden, ob HeinemannRoßberg als Pflichtverteidiger zur Seite gestellt wird. Mantheyerklärte, «dass ohne Kenntnis des Akteninhalts und der Aktenlagesowie Rücksprache mit meinem Mandanten die Verteidigung zum jetzigenZeitpunkt unmöglich» sei. Er beantragte daher die Aussetzung desVerfahrens für mindestens acht Wochen.
«Die Angelegenheit hat für Roßberg existenzielle Bedeutung, dieLandeshauptstadt ein Interesse daran, dass die Vorwürfe ausgeräumtwerden», sagte Manthey zur Begründung. Roßberg treffe mit demVerteidigerwechsel kein Verschulden, seine Verteidigung durchRechtsanwalt Heinemann sei nicht mehr zumutbar. Sollte der Richterdem Antrag von Manthey, Heinemann nicht als Pflichtverteidigerbeizuordnen, stattgeben, müssten aus Sicht von Manthey die dreibisherigen Verhandlungstage mit Anklageverlesung, Erklärung derAngeklagten und deren Befragung durch die Kammer wiederholt werden.
Der vom Amt suspendierte Roßberg muss sich seit 6. Juni imZusammenhang mit der Privatinsolvenz seines früheren Beraters undFlutkoordinators Rainer Sehm wegen Untreue, Beihilfe zum Bankrott undVorteilsnahme verantworten. Dem 55-Jährigen Sehm werden vorsätzlicherBankrott und Bestechlichkeit vorgeworfen. Während Sehm zumProzessauftakt ein Geständnis ablegte, bestritt Roßberg alle Vorwürfegegen sich. Beide Angeklagten hatten nach Teilbefragung durch dieKammer die Beantwortung weiterer Fragen verweigert. Durch eineKrankheit von Sehm waren zwei Verhandlungstage in der vergangenenWoche ausgefallen.