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Die Mulde Die Mulde: Der Fluss, der aus der Kälte kam

Von Steffen Könau 19.04.2013, 15:19
Flüsse in Sachsen-Anhalt: Die Mulde bei Dessau.
Flüsse in Sachsen-Anhalt: Die Mulde bei Dessau. Stedtler Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Nein, der Fluss, den die Zwickauer und die Freiberger Mulde vom Örtchen Klein Sermuth bei Colditz an bilden, passiert auf seinem Weg hinunter zur Elbe bei Dessau auch Morgenröthe-Rautenkranz, das im Winter seit Menschengedenken zu den kältesten Orten Deutschlands gehört. Die Mulde, ewig im Schatten von Elbe und Saale, ist kein Gewässer für eine Liebe auf den ersten Blick.

Einst schmutzig wie die Saale und nie lebhaft wie die Bode, muss der nicht wegen der Muldenform seines Bettes, sondern nach dem Begriff „milda“ für „wasserreich“ Mulde genannte Strom seit jeher mit Vorurteilen zurechtkommen. Für „klein“ und ein bisschen langweilig halten ihn Wasserwanderer, die nicht wissen, dass an der Mulde der Wildwasser-Kanusport erfunden wurde. Für immer noch stark belastet erklären Umweltschützer den Fluss. Und sein Fischreichtum habe in den letzten hundert Jahren auch nachgelassen, klagen Angler, die von Zeiten träumen wie damals, anno 1642, als allein in Dessau nahezu 5 000 Lachse gefangen werden konnten.


Wo andere Flüsse von Heine und Goethe Poeme verehrt bekamen, muss die Mulde mit Ferdinand Stolle vorliebnehmen, einem Humoristen, der zwar aus Dresden an der Elbe stammte, aber ein Gedicht namens „Im Tale, wo die Mulde fließt“ schrieb, in dem er vor allem den Muldenstrand hingerissen rühmte.
Vergebens. Einmal nur stand die Mulde im Zentrum der Aufmerksamkeit aller: Beim Jahrhunderthochwasser 2002 zeigte der Fluss den Menschen an seinen Ufern, wie groß klein sein kann und wie grausam Langweiligkeit manchmal zu werden vermag. Dann lieber doch ein langer Winter. Denn danach, schrieb schon Ferdinand Stolle, ist „der Frühling voll Blumenduft“.