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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Wie die DB die Zahl der Suizide verringern will

Von Ralf Böhme 03.12.2016, 12:00
Neue Technik soll die ICE-Strecken sicherer machen.
Neue Technik soll die ICE-Strecken sicherer machen. dpa

Leipzig - Mit einem bundesweit einzigartigen Pilotprojekt will die Deutsche Bahn auf ihrer ICE-Strecke zwischen Erfurt und den Städten Leipzig und Halle eine neue Technik gegen Unfälle testen.

Suizid auf Schienen verhindern: Glasfaserkabel sollen Schallwellen umwandeln

Entlang der neuen Schnellfahrstrecke werden Glasfaserkabel installiert, die Schallwellen in optische Signale umwandeln, wie der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Eckart Fricke, am Freitag in Leipzig sagte.

Sicherheitszäune entlang schneller Schienenwege wie beispielsweise in Frankreich wären dann, wenn die Rechnung aufgeht, praktisch überflüssig.

Wenn sich Menschen, Tiere oder Gegenstände auf den Gleisen befinden, soll das System helfen, Lokführer deutlich früher zu warnen. Mit der neuen Technik, die Anfang 2017 erstmals erprobt werden soll, will die Bahn nicht zuletzt dem Problem von Selbstmördern auf ihren Strecken begegnen.

Durchschnittlich 838 Schienensuizide pro Jahr bundesweit

Allein von 2007 bis 2013 verzeichnet das Eisenbahn-Bundesamt deutschlandweit 5.867 sogenannte Schienensuizide, also im Schnitt 838 Fälle pro Jahr. Kürzlich war es erneut zu einem Zwischenfall im City-Tunnel Leipzig gekommen.

Laut Bahn ist ein Lokführer im Laufe seines Berufslebens zwei bis dreimal mit einem derartigen Ereignis konfrontiert. Wegen der langen Bremswege und fehlender Ausweichmöglichkeit habe das Personal bislang kaum eine Chance, einen solchen Zusammenstoß abzuwenden. So führt praktisch jeder Suizidversuch zu weitreichenden Störungen des Bahnverkehrs.

Ortung von Zügen und Überwachung von Tunnelportalen durch Glasfaser

Moderne Glasfasertechnik macht sich die Bahn aber bereits jetzt in anderer Weise zunutze. So unterstützen Systeme die Ortung von Zügen. Auch die Überwachung von Tunnelportalen ist so möglich. Außerdem signalisiert derartige Technik, wenn Buntmetalldiebe zuschlagen. Und sie hilft auch, Reisende blitzschnell über Fahrplanänderungen zu informieren.

Für einen pünktlichen Zugverkehr in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sollen nun noch Systeme zur Ferndiagnose von Weichen hinzukommen. Diese melden Störungen automatisch, so dass notwendige Eingriffe schnell koordiniert werden können.

Modernisierung von Bahnhöfen in Mitteldeutschland mit Aufzügen und Fahrtreppen - App DB Bahnhof live informiert über Störungen

Im Regionalbereich Südost habe man in diesem Jahr nach Frickes Angaben bereits mehr als 540 Weichen auf den neuesten Stand gebracht. Bis 2020 sollen weitere rund 3.500 Weichen folgen.

Auch die Aufzüge und Fahrtreppen auf den Bahnhöfen im Südosten können per digitaler Ferndiagnose überwacht werden. Störungen werden dann gleich gemeldet und Reparaturen „sofort veranlasst“, wie Fricke sagte. Insgesamt werden 292 Aufzüge und 38 Fahrtreppen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem System ausgerüstet.

Über die App „DB Bahnhof live“ (iOs und Android) können sich Zugreisende über aktuelle Störungen informieren. „Dies ist vor allem für Menschen mit Behinderung von Interesse.“ Sie seien in besonderem Maße auf diese Einrichtungen angewiesen, so Fricke. (mz)