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«Der Medicus» «Der Medicus»: Nordsee in Elbingerode

Von Uwe Kraus 04.07.2012, 19:01

Elbingerode/MZ. - Er muss Abschied nehmen von seinem Lehrmeister - "und von England, um nach Persien zu gehen und beim Arzt aller Ärzte, Ibn Sina, Medizin zu studieren."

Die Zuschauer werden allerdings, wenn der Film im kommenden Jahr in die Kinos kommt, weder die Sonne bis zum Horizont noch den Brocken und die Kalkgruben im Hintergrund zu sehen bekommen. "Der Harz wird im Film weggeschnitten", erklärt Herstellungsleiter Sascha Schwill. "Wir drehen Szenen, die im England des elften Jahrhunderts spielen." Computerexperten versetzen Elbingerode und seinen Galgenberg, wie die Felsklippe im Volksmund genannt wird, per Mausklick auf die Insel. "Dann wird um den Felsen herum die wilde Nordsee rauschen", sagt Schwill.

Zwei Tage hat das Dreh-Team seine Zelte in Elbingerode aufgeschlagen, nachdem es die Auftaktszene des Bestsellers von Noah Gordon am Hamburger Wappen, einer Felsgruppe an der Teufelsmauer bei Timmenrode, aufgenommen hat. Es sollte möglichst viel in der Nähe des Ortes gedreht werden. "Das spart dem Team mit 130 Mitarbeitern große Umzüge, " sagt Schwill.

Der 61-jährige Schwede Stellan Skarsgard ("Verblendung", "Fluch der Karibik 2") hat die Rolle des Mentors von Rob Cole übernommen. "Das Drehen im Harz macht viel Spaß. Als ich die tollen Wälder sah, dachte ich, warum reisen die Deutschen zu uns in die schwedischen Wälder?" Und Tom Payne lobt Quedlinburg. "Diese Stadt hat mich umgehauen, einfach atemberaubend".

Das Team dreht 13 Tage in Mitteldeutschland und hat erneut auch die Kulisse von Burg Querfurt genutzt. Für Sachsen-Anhalts "Filmminister" Rainer Robra (CDU) ist die Burg "schon ein stehendes Studio". Die dort gedrehten Filme nennt er "Werbebotschafter für das Land". Und für Manfred Schmidt, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Medienförderung, sind die 700 000 Euro Förderung für "Der Medicus" gut angelegt. Der lokalen Wirtschaft bringe das zusätzlichen Umsatz in dreifacher Höhe.

Insgesamt sei die internationale Produktion mit 26 Millionen Euro kalkuliert, sagt Produzent Nico Hofmann. Für ihn und Mitproduzenten Wolf Bauer erfüllt sich mit dem Film ein langgehegter Traum. "Fünf Jahre waren wir dran, haben Noah Gordon mehrmals in Boston besucht und ihn bei unzähligen Spaziergängen überzeugt, dass wir diesen Film machen dürfen", sagt Hofmann.

Neben dem Wissen des Romanautoren nutzten die Produzenten auch das von einem Dutzend wissenschaftlicher Mitarbeiter. "Wir waren da sehr akribisch", sagt Bauer. Neben Historikern waren sogar Mediziner der Berliner Charité beteiligt. "Jede Operation aus dem elften Jahrhundert muss passen."