Bildungsstudie "Chancenspiegel 2017": Viele Jugendliche mit ausländischem Pass ohne Schulabschluss

Berlin/Magdeburg - Mangelnde Chancengerechtigkeit für junge Ausländer ist nach einer neuen bundesweiten Bildungsstudie eines der Hauptprobleme im deutschen Schulsystem. Das Risiko eines Abbruchs - ohne zumindest den Hauptschulabschluss zu erreichen - sei für Jugendliche mit ausländischem Pass mehr als doppelt so hoch wie für ihre deutschen Mitschüler.
Zu diesem Ergebnis kommt der am Mittwoch in Berlin vorgestellte „Chancenspiegel 2017“ der Bertelsmann-Stiftung, eine umfangreiche Analyse schulstatistischer Daten von 2002 bis 2014.
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt lag der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss mit 12,7 Prozent etwa auf bundesweitem Niveau. Bezogen auf alle Jungen und Mädchen betrug der Anteil von Schülern ohne Abschluss 9,7 Prozent. Bundesweit sank der Anteil aller Schüler ohne Abschluss seit 2011 von 6,2 auf 5,8 Prozent (2014), die Quote bei Schülern mit ausländischem Pass stieg im gleichen Zeitraum von 12,1 auf 12,9 Prozent an.
Mit der Kompetenzförderung an den Schulen in Sachsen-Anhalt geht die Studie kritisch ins Gericht. Das Land zeige kein eindeutiges Profil, wenn es um die Ergebnisse von Schulleistungsstudien gehe, hieß es. Auffällig seien verglichen mit anderen Ländern unter anderem die relativ hohen Kompetenzmittelwerte und die relativ geringen Unterschiede zwischen den getesteten Schülergruppen.
Thüringen
In Thüringen stehen ausländische Jugendliche besser da als im Bundesdurchschnitt. Im Freistaat blieb der Studie zufolge nur etwa jeder zehnte von ihnen ohne Abschluss. Der Anteil bei allen Jungen und Mädchen lag bei 7,2 Prozent.
Die Studie stellt dem Thüringer Schulsystem ansonsten ein gutes Zeugnis aus. Bei Schulleistungsstudien gelinge es dem Land seit Jahren über alle Indikatoren, Schulstufen und getesteten Kompetenzbereiche hinweg, häufig zur oberen Ländergruppe zu gehören, hieß es. Auffällig sei die oft vergleichsweise geringe Streuung zwischen den oberen und unteren sozialen Herkunftsgruppen.
Sachsen
Vor allem in Sachsen haben es die jungen Ausländer schwer. Während 2014 allgemein nur 8,3 Prozent der Jungen und Mädchen die Schulen ohne Abschluss verließen, waren es bei den ausländischen Jugendlichen mehr als 27 Prozent.
Bundesweit sank der Anteil aller Schüler ohne Abschluss seit 2011 von 6,2 auf 5,8 Prozent (2014), die Quote bei ausländischen Schülern stieg im gleichen Zeitraum von 12,1 auf 12,9 Prozent an.
Ansonsten stellt die Studie Sachsen ein gutes Zeugnis aus. Bei den Ganztagsschulen etwa sei der Freistaat bundesweit vorn dabei. 2014/15 besuchten fast 80 Prozent der Schüler der Primar- und Sekundarstufe I eine Ganztagsschule. Bundesweit sind es etwas mehr als 37 Prozent, in Bayern nur rund 15 Prozent.
Bei Schulleistungsstudien sei es Sachsen in den vergangenen Jahren vergleichsweise oft gelungen, sich bei allen Indikatoren, Schulstufen und Kompetenzbereichen wie Lese- oder mathematischer Kompetenz bundesweit vorn zu platzieren, schreiben die Autoren der Studie. Hervorzuheben seien unter anderem die geringen Unterschiede zwischen den Schülergruppen unterschiedlicher sozialer Herkunft.
Weitere Kennziffern aus der Studie: 22,4 Prozent der Schüler der Primar und Sekundarstufe I (51,3 Prozent) besuchten eine Ganztagsschule (bundesweit 37,3 Prozent). 48,1 Prozent der Jungen und Mädchen an den Grundschulen schaffen den Sprung auf ein Gymnasium - das sind mehr als im Bundesdurchschnitt (44,0 Prozent). Aber nur etwa 38 Prozent der jungen Erwachsenen erreichen die Hochschulreife an allgemeinen oder beruflichen Schulen (bundesweit 52,2 Prozent). (dpa)