Zu Tisch Zu Tisch : Thüringer Küche, so wie sie sein muss

Das Dorf Giebelroth liegt im südöstlichen Zipfel des Burgenlandkreises zwischen Zeitz und Gera und ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Gutenborn. Wenige Meter hinter dem letzten Haus des Dorfes befindet sich die Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Thüringen mit dem Landkreis Greiz.
Direkt an der Bundesstraße 2 gelegen, ist seit Jahrzehnten der Gasthof Weckel die Institution vor Ort schlechthin. Schon zu DDR-Zeiten waren vor allem am Wochenende die freien Plätze knapp im Lokal, welches überwiegend gediegene traditionelle Küche bietet, gemeinhin mit dem Begriff „Thüringer Küche“ umschrieben. Seit 1963 ist der Gasthof durchgehend im Familienbesitz der Familie Weckel - eine beachtenswerte Tradition.
Die Inneneinrichtung wirkt rustikal mit in die Jahre gekommenen Ausstattungsteilen der beliefernden Brauerei, frische Blumen stehen auf den Tischen. Die Bedienung ist freundlich, schnell wie auch aufmerksam und die Speisekarte bietet genau das, was wohl das seit Jahren treue Stammpublikum aus der umliegenden Region vor allem erwartet: Klassiker der deutschen Küche. Gerichte wie Sauerbraten, Rindsroulade, Schweinebraten, Gulasch, gepökeltes Eisbein (mit Meerrettich-Soße), Entenkeule oder Lammhaxe werden mit Thüringer Klößen angeboten. Saisonal gibt es derzeit auch drei Standardgerichte mit Pfifferlingen als Beilage. Diese zumeist aus Osteuropa importierten Pilze haben sich seit vielen Jahren als eine Art Geheimwaffe der deutschen Gastronomie entwickelt. Preiswert im Einkauf und leicht in der Küche zu händeln, ist allerdings der einst exklusive Hauch der eigentlich typisch herbstlichen Beilage dahin, da inflationär von nahezu allen Gastronomen Deutschlands bereits seit dem Frühsommer verwertet. Die Getränkekarte ist großzügig, und mit einem Müller-Thurgau und einem Bacchus von Saale-Unstrut sind zwei Weine der Region neben zahlreichen Weinen von der Mosel und aus der Pfalz vertreten.
Ich habe mich diesmal für einen „Lammbraten aus der Keule mit grünen Bohnen und Thüringer Klößen“ (12,90 Euro) entschieden. Alles stimmig in einer üppigen Portionsgröße, serviert auf einem Teller mit dem Monogramm des Gasthofes und so, wie man sich einen Klassiker der traditionellen Küche vorstellt. Eigentlich selbstverständlich, aber bemerkenswert: Die grünen Bohnen waren frisch, bissfest und vor allem auch gut gewürzt, unter anderem mit Bohnenkraut. Der dem Mahl folgende Espresso hätte ein wenig stärker sein können. Das ungewöhnlich an der Tasse hängende Schokoladen-Waffel-Tütchen versüßte den Abschied in einer Gaststätte, die für Freunde der klassischen, gut gemachten deutschen Küche auf jeden Fall ein lohnendes Reiseziel ist.
Der Gasthof ist von Naumburg aus in reichlich einer halben Stunde mit dem Auto zu erreichen. Wie in „Alten Zeiten“ sollten allerdings zur Mittagszeit am Wochenende und an Feiertagen Plätze reserviert werden. Zusätzlich zum Gastraum gibt es ein Kaminzimmer, in dem bis zu 30 Personen feiern können. Hinter dem Gebäude befindet sich ein kleiner, rustikaler Biergarten. Wenn es etwas zu mäkeln gibt: Der Internetauftritt des Gasthofes ist leider nicht besonders informativ, und die Öffnungszeiten am Haupteingang decken sich nicht mit denen, die auf dem Werbe-Faltblatt angegebenen sind.
