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Zeitreise Zeitreise: Lothar Saupe hat einst in der Gerstewitzer Mühle gelernt

Von Andreas Richter 23.06.2018, 13:00
Lothar Saupe vor der alten Bockwindmühle in Gerstewitz. 1957 hat er dort ausgelernt.
Lothar Saupe vor der alten Bockwindmühle in Gerstewitz. 1957 hat er dort ausgelernt. Peter Lisker

Großkorbetha - Einmal im Jahr begibt sich Lothar Saupe auf eine kleine Zeitreise. Dann besucht der heute 78-Jährige aus Großkorbetha die alte Mühle in Gerstewitz. Jenen Ort, an dem er einst das Handwerk des Getreidemüllers gelernt hat.

In diesem Jahr ist die Zeitreise noch gar nicht so lange her. Beim Mühlentag im Mai war er wieder zusammen mit seiner Frau Rosemarie in Gerstewitz. Dort, wo ihn viele noch immer kennen. Immerhin ist Saupe der Letzte, der in der ehrwürdigen Mühle zum Getreidemüller ausgebildet wurde. Das allerdings ist schon fast ein ganzes Menschenleben her. Von 1954 bis 1957 war Saupe Lehrling in der Mühle.

Gelernt in Gerstewitzer Mühle: „Die Arbeit war schwer“

„Ich hab’ damals mit meiner Familie in Schkortleben gewohnt. Mit dem Rad bin ich über die Dehlitzer Fähre nach Gerstewitz gefahren“, erzählt der Senior. Die Woche über habe er dann in der Mühle beim damaligen Besitzer Karl Beyer gewohnt. „Die Arbeit war schwer. Mit der Sackkarre haben wir die Mehlsäcke transportiert“, erinnert er sich. Da gab es die Getreidemühle, in der Weizen und Roggen zu Mehl verarbeitet wurden. Und da gab es die Futtermühle, in der Getreide zu Futter geschrotet wurde.

30 DDR-Mark habe er im ersten Halbjahr als Lehrling verdient, weiß Saupe noch. Im letzten Halbjahr waren es dann 60 Mark. In einer Zeit, da das Drei-Pfund-Brot so um die 79 Pfennige gekostet hat. Alle drei Wochen gab es eine Zugabe vom Müller. Dann konnte der Lehrling einen halben Sack Gerstenschrot für die Schweine auf den heimischen Hof mitnehmen - auf dem Fahrrad natürlich, mit der Fähre über die Saale.

Gelernt in Gerstewitzer Mühle: Müller war nicht der Traumberuf

Dabei war Müller gar nicht Lothar Saupes Traumberuf. Autoschlosser wollte er werden - wie damals viele Jungen in seinem Alter. Doch daraus wurde nichts. Zunächst einmal. Nur ein Jahr lang hat er nach der Lehre als Geselle in einer Großmühle in Bad Kösen gearbeitet. „Man hat als Müller nicht wirklich viel verdient“, sagt er heute. Und so verlief sein Leben schließlich über andere Wege.

Über die Arbeit als Kraftfahrer kam er Mitte der 60er Jahre doch noch zur Ausbildung als Kfz-Schlosser beim damaligen Kraftverkehr Weißenfels. „Ja, spät kam ich zu meinem Traumberuf“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Bevor Lothar Saupe 2003 in Rente ging, war er schließlich noch acht Jahre lang als Monteur in ganz Deutschland unterwegs.

Die Zeit in der Mühle geriet währenddessen fast in Vergessenheit. Doch nun, wenn er einmal im Jahr nach Gerstewitz kommt, dann leben die alten Zeiten wieder auf. Die Getreidemühle gibt es nicht mehr, an der Stelle sind heute Wohnungen. In der Futtermühle wird aber einmal im Jahr an einen nahezu ausgestorbenen Beruf erinnert. (mz)