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Taubenmarkt Naumburg Taubenmarkt Naumburg: Für Stall und Topf

Von Franziska Fiedler 16.01.2018, 08:58
Gerhard Zimmermann mit einer seiner Perückentauben, schwarz getigert. Viele Taubenzüchter sind wieder zum traditionellen Taubenmarkt nach Naumburg gekommen.
Gerhard Zimmermann mit einer seiner Perückentauben, schwarz getigert. Viele Taubenzüchter sind wieder zum traditionellen Taubenmarkt nach Naumburg gekommen. Hellfritzsch

Naumburg - Kalt ist es an diesem Sonnabend. Auch beim Anblick des vom Hochnebel grau gezeichneten Himmels vergeht die Lust am Spaziergang an der frischen Luft. Trotzdem herrscht auf dem Naumburger Markt großes Gedränge. Zahlreiche Menschen wandeln zwischen den langen Reihen aus Holztischen, auf denen Züchter Käfige mit sehr unterschiedlichen Rassetauben aufgebaut haben.

Nachdem der 149. Naumburger Taubenmarkt im letzten Jahr wegen der Geflügelpest abgesagt wurde, ist dieses Jahr alles wie gewohnt. An insgesamt vier Tagen im Januar und Februar kommen Aussteller aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Polen und Tschechien in die Stadt. Gehandelt werden auf der Börse ausschließlich Tauben. Daneben können Futtermittel und Zubehör für die Zucht erworben werden.

Auch das Ehepaar Gerhard und Brunhilde Zimmermann aus Mannstedt (Kreis Sömmerda) ist wie jedes Jahr mit dabei. Seit 6 Uhr morgens handeln sie ihre außergewöhnlich aussehenden Perückentauben sowie Altholländische Kapuziner. Die Eheleute sehen zufrieden aus. 17 Paare haben sie heute verkauft - sprich 34 Vögel. Doch ab 10 Uhr werde es ruhiger: „Jetzt kommen nur noch Gucker und Leute, die Fragen stellen“, so Zimmermann.

Der freundliche Herr züchtet seit 48 Jahren. Angefangen hat er mit Wildenten und Fasanen. Er habe sich damals eine Voliere gebaut. 1970 sei er schließlich auf Perückentauben umgesattelt. Seither hat Zimmermann an vielen Ausstellungen und Schauen teilgenommen, darunter zwei Europaschauen. Ob er auch Preise gewonnen habe? Zimmermann winkt ab und sagt: „Ich weiß schon gar nicht mehr wohin damit.“ 38-mal die Höchstnote „Vorzüglich“ haben ihn seine Tauben unter anderem eingebracht. Werden Tauben auf Schauen ausgezeichnet, kann der Besitzer sie anschließend für gutes Geld verkaufen, erklärt Manfred Schröder, den Zweck der zahlreichen Schauen. Er und seine Zuchtfreunde sind am heutigen Morgen aus dem Kreis Bitterfeld angereist. Schröder hat Steigerkröpfer dabei - schwarze, weiße und gelbfahle. Eine Besonderheit dieser Rassetaube ist das sogenannte Perlauge: weißes Auge mit rotem Rand drumherum.

Modeneser Schietti, Locken- und Luchstauben finden sich in den Käfigen von Gerd Volland und Torsten Peter aus Guthmannshausen. Warum sie züchten? „Für Stall und Topf“, lacht Peter. Denn so schön die Zuchttauben auch werden, am Ende werden sie eben auch gegessen.

Wie andere Züchter ist Peter unglücklich darüber, dass der Taubenmarkt im letzten Jahr ausgefallen ist. Kontakte konnten nicht gepflegt werden und die Züchter blieben auf ihren Tauben sitzen, moniert er. Ihm zufolge können sich Tauben überhaupt nicht mit der Geflügelpest anstecken. So sei denn auch die Absage des Taubenmarktes im vergangenen Jahr nicht gerechtfertigt gewesen. „Da hat es sich die Politik einfach gemacht“, so Peter.

Um so schöner, dass dieses Jahr alles läuft wie gewohnt. „Wenn das Wetter mitspielt und es kein Glatteis gibt, dann sind wir in 14 Tagen wieder hier“, so Frau Zimmermann. Am 27. Januar beginnt die zweite Runde der diesjährigen Taubenbörse. In der Rathausdiele wird OB Bernward Küper (CDU) den ältesten Züchter, der am Markt teilnimmt, traditionell mit einem Pokal ehren.