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Schaulustige im Tagebau Profen Tagebau Profen: Bagger-Koloss zieht unter Riesen-Aufwand um

Von Alexander Kempf 20.07.2018, 12:24
Das gelbe Schild gibt die Richtung vor. Im Abbaufeld Domsen soll der Bagger in einigen Wochen Kohle fördern. Erst wird er gewartet.
Das gelbe Schild gibt die Richtung vor. Im Abbaufeld Domsen soll der Bagger in einigen Wochen Kohle fördern. Erst wird er gewartet. Marco Junghans

Hohenmölsen - Wenn Schaulustige Spalier stehen und mit ihren Smartphones fleißig fotografieren und filmen, dann haben sie häufig einen Superstar vor der Linse. Quasi hohen Besuch. Das Phänomen lässt sich nicht nur an roten Teppichen beobachten. Denn ein solcher ist am Donnerstagmorgen im Tagebau Profen nicht ausgerollt worden. Die zahlreichen Fans dort standen vor einer ein Meter hohen Erdschicht und verfolgten gebannt jede Bewegung eines 2850 Tonnen schweren Stahlkolosses.

Ein Schaufelradbagger als Superstar? Warum nicht. Die Ausmaße der Maschine haben schon mal Format. Das Ungetüm ist 140 Meter lang, 40 Meter breit und stolze 33 Meter hoch - ein wahrer Titan also. Und das ist nur der Schaufelradbagger. Mit ihm überquert auch eine 50 Meter lange und zehn Meter breite Antriebsstation die Straße. Mit gerade mal 250 Tonnen Gewicht darf diese im Verhältnis zum Schaufelradbagger wohl als Leichtgewicht bezeichnet werden.

Schaufelradbagger vom Tagebau Profen zieht in neues Abbaufeld

Doch warum ziehen beide überhaupt vom Abbaufeld Schwerzau ins Abbaufeld Domsen um? „Wir haben alles abgebaggert“, sagt der Direktor Bergbau der Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft über das Abbaufeld Schwerzau. Um das Kraftwerk Schkopau weiter mit Mischkohle zu versorgen, brauche es einen Typ Kohle, dessen Vorkommen in Schwerzau erschöpft ist, erklärt Ralf Lehner.

Bis sich das gewaltige Schaufelrad mit einem Durchmesser von elf Metern aber in die Böschungen gräbt, wird erst noch etwas Zeit vergehen. Nach der Überquerung der Straße im Tagebau Profen steht dem Stahlkoloss nun eine achtwöchige Sanierung bevor. Das Schaufelradgetriebe und Verschleißteile sollen in den nächsten zwei Monaten überholt werden.

Mit Hebebühne und Druckwasser ging es dem Bagger zuvor an den Kragen 

Dass die Monteure die in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts gebaute Maschine überhaupt warten können, ist der Verdienst einer gründlichen Reinigung. Mit Hebebühne und Druckwasser ist der Schaufelradbagger in den zurückliegenden Tagen bereits gereinigt und von viel Dreck befreit worden. „So einen sauberen Bagger habe ich lange nicht mehr gesehen“, sagt Ralf Lehner und lacht.

Vielleicht stehen ja auch deswegen so viele ehemalige und gegenwärtige Mibrag-Mitarbeiter Spalier für den Superstar, der sich pro Stunde gerade mal 300 Meter fortbewegt.

Kran-Koloss wird per Hochspannungskabel Meter um Meter bewegt

Dass der Koloss überhaupt vom Fleck kommt, verdankt er einem 6.000-Volt-Kabel. Mit speziellen Haken sorgen Mibrag-Mitarbeiter immer wieder dafür, dass dieses nicht unter die Räder oder besser gesagt Ketten kommt. Letztere hätten den Vorteil, dass sich das Gewicht des Schaufelradbaggers optimal verteilt.

Dem Asphalt der Straße, die den Tagebau Profen quert, würden sie aber ramponieren. „Die Erde haben wir hergekippt, damit die Straße keinen Schaden nimmt“, erklärt Mibrag-Mitarbeiter Andre Kluge. Schon seit Montag vergangener Woche beschäftigt die Überfahrt ihn und seine Kollegen. Alles ist minutiös geplant. Nichts wird dem Zufall überlassen.

Was nach dem Umzug mit dem Schaufelradbagger passiert

Im Abbaufeld Domsen gibt es für den Schaufelradbagger nach der Sanierung noch viel zu tun. „Das Gerät wird noch 15 Jahre im Einsatz sein“, so die Prognose von Direktor Ralf Lehner. Auch wenn drei Mann zur Besatzung der Maschine gehören, wird diese in der Regel nur von einem gefahren. Der Schaufelradbagger sei eine Spezialanfertigung und einst vom Kombinat Takraf speziell auf die Bedürfnisse in Profen zugeschnitten worden.

Nur die wechselbaren Zähne an den Schaufeln der sozialistischen Spezialanfertigung sind nachgerüstet worden, so Ralf Lehner. Die Innovation stammt aus der Zeit als die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft noch amerikanischen Eigentümern gehörte. „Das sind Schaufeln, die wir nur in unserem Revier fahren“, sagt er. Das Ungetüm ist ein Unikat. Ein Schaufelradbagger mit Starqualitäten. (mz)

Achtung Spannung! Das Stromkabel gilt es zu schützen.
Achtung Spannung! Das Stromkabel gilt es zu schützen.
Marco Junghans