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Suche nach "würdigen Ort" Suche nach "würdigen Ort": Wohin mit Tauchas alter Wäschemangel?

Von Tobias Schlegel 29.10.2019, 13:20
Renate Pötzsch und Katrin Schmoranzer (v.l.) bestaunen die alte Wäschemangel, die sich seit über 70 Jahren in Taucha befindet.
Renate Pötzsch und Katrin Schmoranzer (v.l.) bestaunen die alte Wäschemangel, die sich seit über 70 Jahren in Taucha befindet. Peter Lisker

Taucha - Katrin Schmoranzer betätigt einen Schalter an der Wand und schon rattert die Maschine los. „Sie funktioniert noch einwandfrei“, sagt die Ortsbürgermeisterin von Taucha. Gemeint ist eine alte Wäschemangel, die sich seit über 40 Jahren im Volkshaus des Hohenmölsener Ortsteils befindet. Spätestens im nächsten Jahr muss die historische Mangel aber dort raus, da das Haus umfassend saniert und zu einem Vereins- und Verwaltungsgebäude umfunktioniert wird. In der kleinen Kammer, in der die Mangel seit Jahrzehnten steht, sollen Behindertentoiletten gebaut werden. „Wir haben hier leider keinen Platz mehr für die Maschine“, sagt Schmoranzer.

„Wir wollen einen würdigen Ort für die Mangel finden“

Deshalb sucht die Gemeinde gerade nach einem neuen Besitzer. Zwar habe sich schon ein Kaufinteressent gefunden, der rund 400 Euro für die alte Mangel bezahlen wollte. Die Bürgermeisterin lehnte dieses Angebot aber ab. Auch als Ersatzteilspender wolle man die Maschine nicht hergeben. Dafür sei diese viel zu wertvoll. „Wir wollen einen würdigen Ort für die Mangel finden“, sagt Katrin Schmoranzer. Ein Museum, in dem das Gerät als Ausstellungsstück dienen könnte, wäre der Gemeinde der liebste Abnehmer.

Noch immer ist nicht klar, wann das Volkshaus in Taucha nun genau saniert wird. Eigentlich sollte der Umbau schon in diesem Jahr losgehen, aller Voraussicht nach wird das aber wohl erst 2020 der Fall sein. Neue Informationen über die Maßnahme werden in dieser Woche bekanntgegeben.

Denn sowohl im Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss an diesem Montag (18.30 Uhr im Rathaus Hohenmölsen) als auch im Bauausschuss am Dienstag (17.30 Uhr im Bürgerhaus) steht das Projekt auf der Agenda. Neben baulichen und finanziellen Aspekten soll dabei auch besprochen werden, wie das Volkshaus künftig genutzt werden soll. Geplant ist, dass alle Vereine aus Taucha sowie die Gemeindeverwaltung in das Gebäude einziehen.

Die Ausschüsse sind öffentlich.

Denn fest steht: Die Mangel gehörte viele Jahrzehnte zum Dorfleben dazu. Seit wann es die Wäschemangel in dem Ort gibt, ist nicht mehr genau festzustellen. Es gebe keine Unterlagen zu der Maschine, wie Katrin Schmoranzer sagt. Ihre Amtsvorgängerin Renate Pötzsch, die über 30 Jahre bis 2015 Bürgermeisterin in dem kleinen Ort war, kann sich aber noch gut an die Mangel erinnern. „Die gab es hier schon vor dem Zweiten Weltkrieg“, sagt die Seniorin. Bis Mitte der 1970er Jahre habe die Mangel in einem anderen Gebäude gegenüber vom heutigen Volkshaus gestanden. Dieses wurde 1976 gebaut und die Maschine zog gleich mit ein.

Tauchas Wäschemangel eine echte Besonderheit und Rarität 

Viele Tauchaer seien damals vorbeigekommen, um ihre Wäsche von der Maschine bügeln zu lassen. „Man musste sich dafür bei der Gemeinde anmelden und bekam dann eine Zeit zugeteilt. Die Maschine war immer ausgebucht, vor allem zwischen den 1950er und 1970er Jahren lief sie auf Hochtouren“, erzählt Renate Pötzsch. 50 Pfennig habe eine Nutzung damals in der Regel gekostet - das hing auch immer etwas davon ab, wie viel Wäsche man hatte. „Und die war danach so glatt - das kriegt kein Bügeleisen von heute hin“, meint die ehemalige Bürgermeisterin.

Zumal die Mangel eine echte Besonderheit und Rarität gewesen ist: „Kein Dorf in der Umgebung hatte damals so eine Maschine“, sagt Renate Pötzsch. Bis zur Jahrtausendwende war die Mangel noch in Betrieb, seitdem steht sie ungenutzt in einer kleinen Kammer im Volkshaus. Der Abschied von der Maschine fällt dennoch schwer: „Es tut einem wirklich Leid, dass die Mangel nun weg muss“, sagt Renate Pötzsch. Fragt sich nur, wo die historische Maschine letztlich ein neues Zuhause findet. (mz)