1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Stadtarchiv Naumburg: Stadtarchiv Naumburg: Hüterin der Geschichte(n)

Stadtarchiv Naumburg Stadtarchiv Naumburg: Hüterin der Geschichte(n)

Von Constanze Matthes 25.06.2017, 08:33
Die Naumburger Stadtarchivarin Susanne Kröner ist nach 22 Jahren Amtszeit in den Ruhestand gegangen. Der Stadtgeschichte will die 63-Jährige jedoch weiterhin treu bleiben.
Die Naumburger Stadtarchivarin Susanne Kröner ist nach 22 Jahren Amtszeit in den Ruhestand gegangen. Der Stadtgeschichte will die 63-Jährige jedoch weiterhin treu bleiben. Archiv/Torsten Biel

Naumburg - Die Begeisterung für ihre Arbeit ist ihr noch immer anzumerken. Anekdoten, Menschen und Jahreszahlen, rundum Stadtgeschichten. Viel und lebendig kann Susanne Kröner erzählen. Nun ist die Naumburger Stadtarchivarin in den Ruhestand gegangen. Nach 22 Dienstjahren.

Start mit Hindernissen

Ihr Start Anfang April 1995 war dabei alles andere als optimal. Ihr Vorgänger Bernhard Heinzelmann hatte nach seiner übereilten Kündigung das Stadtarchiv in einem erschreckenden Zustand verlassen. „Es war total verwahrlost, unsortiert und nicht erschlossen“, erinnert sich Susanne Kröner. Fotos sind bis heute Beweis für den einstigen Zustand des Hauses, innen wie außen, das damals noch am Georgenberg beheimatet war, 1997 an den heutigen Standort am Kramerplatz zog. Und fast hätte die Geschichte womöglich eine andere Person für dieses wichtige Amt vorgesehen. „Ich hatte mich damals gar nicht beworben und war auch nicht auf die Idee gekommen“, berichtet die gebürtige Zerbsterin, die nach ihrer Ausbildung an der Fachschule für Bibliothekswesen Leipzig und Studienzeit am Oberseminar ab 1982 an der Bibliothek der Kirchlichen Hochschule Naumburg tätig war. Doch Christoph Hamel, damals Bauamtsleiter, und ihr Mann Hartmut, Mathematik-Professor an der Hochschule Merseburg, sprachen ihr Mut zu. Auch die beiden Professoren an der Kirchlichen Hochschule Rüdiger Lux und Martin Onasch konnten sich ihre Kollegin als künftige Stadtarchivarin gut vorstellen.

Wichtige Recherche-Quelle

In ihrer Amtszeit, mit Martina Schmidt und Christine Seidel als Archiv-Mitarbeiterinnen sowie wechselnden ABM-Kräften an ihrer Seite, wurde das Archiv das, was es heute ist. Ein Ort, den Studenten, Ortschronisten und Historiker aufsuchen, wie auch Erbenermittler und Familienforscher. Regelmäßig kommen Journalisten ins Haus. Für Artikel des Burgenland-Journals unserer Zeitung bildet das Archiv eine wichtige Quelle. Vieles, was in den vergangenen Jahren den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, ob wissenschaftliche Arbeiten oder Internet-Beiträge, basiert auf dem Bestand des Stadtarchivs. Selbst international sind die Gäste, ob es jene amerikanische Studentin war, die über die Reformation in Naumburg ihre Doktorarbeit schrieb, oder das japanische Filmteam, das sich für Bach-Schriften interessierte. Alljährlich im Advent wird eine Urkunde aus dem Jahr 1329 interessant: Bischof Heinrich verlieh den Naumburger Bäckern das Innungsrecht. Im Gegenzug hatten sie ihm zwei Stollen zu liefern. Erstmals wird diese Bezeichnung schriftlich festgehalten. „Und jedes Jahr wurde ich nach dem Rezept gefragt, was es im Haus jedoch nicht gibt.“ Dabei sei ein Archiv nicht in erster Linie ein Ort, um Geschichte zu sammeln, sondern um Rechtssicherheit zu geben, wie die 63-Jährige betont. Spannende Geschichten gebe es indes reichlich. „Ich frage mich, warum das Leben von Lepsius noch nicht verfilmt wurde,“ erzählt Susanne Kröner. Ihr Abschied wurde indes überschattet von mehrfachen Steinwürfen, die die Fenster des Gebäudes zerstört haben. Das seien persönliche „Abschiedsgeschenke“ und gezielte Angriffe gewesen, ist sich die Naumburgerin sicher. Für ihre ehemalige Wirkungsstätte hofft sie weiter auf das Beste und da nicht nur auf ein neues Domizil mit mehr Platz, das letztlich in Form der Kultur-Insel geplant war. „Im Moment wird vernünftige Technik, sprich Software gebraucht, um die jüngsten Akten zu archivieren“, sagt sie.

Aktiv in der Kirchgemeinde

Der Naumburger Stadtgeschichte will Susanne Kröner treu bleiben. Außerdem will sie sich weiterhin mit ihrem Lieblingsthema „Schreibende Frauen“ beschäftigen. Ehrenamtlich engagiert sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern und Großmutter von zwei Enkeln zudem in der Kirche. Mit ihrem Mann Hartmut will sie nun öfter auf Reisen gehen: Die Weinregionen Deutschlands locken. Franken steht da zuerst auf der Wunschliste.