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Sektkellerei Freyburg Sektkellerei Freyburg: Gesicht von "Rotkäppchen"

Von Gerd Stöckel 07.02.2018, 09:48
Von nun an hat Wolfgang Wiegand seinen persönlichen Stuhl zu den Veranstaltungen im Lichthof. Ilona Kaiser, Leiterin des Marketing-Service, übergibt dem Jubilar das Geschenk.
Von nun an hat Wolfgang Wiegand seinen persönlichen Stuhl zu den Veranstaltungen im Lichthof. Ilona Kaiser, Leiterin des Marketing-Service, übergibt dem Jubilar das Geschenk. Nicky Hellfritzsch

Freyburg - Er ist das Gesicht der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg: Wolfgang Wiegandt. Gestern ist er 80 Jahre geworden, und das Unternehmen überraschte seinen Star-Entertainer und Publikumsliebling mit einem Empfang im Domkeller. Dieser gilt ohnehin als das zweite Wohnzimmer des Freyburger Originals. Immerhin sei er, bevor er 2001 seine berufliche Laufbahn beendet hat, „gefühlte 24 Stunden am Tag im Unternehmen präsent“ gewesen, bescheinigte Peter O. Claußen, als Marketingleiter Wiegandts damaliger Chef.

Reicher Anekdotenschatz

Vom Anekdotenschatz des Allround-Unterhalters zehrt man im Haus Rotkäppchen-Mumm heute noch, etwa wenn es um die im Rotkäppchen-Shop bis heute erhältliche „Mocca-Perle“ geht, jenes Getränk, das einst unter dem Namen Mocca-Sekt weithin berühmt war. Ein Mitarbeiter habe es erfunden, als er in Eile seinen zu heißen Kaffee mit Sekt herunterkühlte, erzählt Wolfgang Wiegandt gern.

Der Jubilar hat die erfolgreiche Veranstaltungsreihe „Rotkäppchen Sektival“ mit aus der Taufe gehoben und nach 1997 die Kabarett-Abende im Keller-Theater etabliert. Die Kabarettistin Zara Arnold, die die Reihe über Jahre betreut hat, meinte, Wiegandts Weg in die Sektkellerei sei ja eigentlich schon mit der Taufe vorgezeichnet gewesen. „Wolfgang - der Wolf, der zum Rotkäppchen geht.“ Tatsächlich begonnen hat Wiegandts Laufbahn bei „Rotkäppchen“ dann 1975. Zunächst nämlich hatte ihn der Berufsweg wie so manchen Freyburger nach Leuna geführt, als Chemiefacharbeiter, Laborant und Ingenieur. Dann aber hatte die Sektkellerei einen Ingenieur für Labortechnik gesucht. „Die hatten im Betrieb neue Messgeräte bekommen, und ich hatte ja auf diesem Gebiet in der Forschung gearbeitet“, erinnerte er sich vor einiger Zeit im Gespräch mit Tageblatt/MZ. So wurde Wiegandt erst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann als Operativtechnologe eingestellt. „Glaubt heute kein Mensch mehr, was wir damals alles gemacht haben. Im Neuererwesen wurde eine Bierfüllmaschine in eine Sektabfüllmaschine umgebaut. Auch bei der Ersatzteil- und Materialbeschaffung waren wir sehr erfinderisch. Aber wir hatten ja zum Glück Sekt. Damit ließ sich allerhand eintauschen.“

Deutsche Weinkrone geholt

Nach 1990, als auch bei „Rotkäppchen“ umstrukturiert wurde, musste auch Wiegandt gehen, wechselte ins Kulturamt der Stadt Freyburg. Dort war er Mitbegründer des örtlichen Fremdenverkehrsvereins, lenkte die Gebietsweinwerbung und organisierte das Winzerfest. Seinem Engagement war es zu verdanken, dass vor 25 Jahren erstmals eine Bewerberin von Saale-Unstrut nach Neustadt an die Weinstraße fuhr, wo alljährlich die Deutsche Weinkrone vergeben wird. Sandra Haake hat das erste und bislang einzige Mal die Krone an Saale-Unstrut geholt.

1995 dann kehrte Wolfgang Wiegandt zu „Rotkäppchen“ zurück, wo er als Marketing-Service-Leiter - die Abkürzung „MSL“ für diese Funktion soll im Unternehmen noch heute gebräuchlich sein - zu seiner eigentlichen Berufung fand.

Damals war er in diesem Bereich Einzelkämpfer, heute sind dort 20 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen hat das Potenzial der historischen Anlagen erkannt: Jeder Besucher im Lichthof und den historischen Kellern ist ein Botschafter für die Marke, lautet die Hoffnung. „Deine Art, Menschen vom Rotkäppchen-Sekt zu begeistern und sie mitzureißen, sind einzigartig“, sagte Wiegandts Nachfolgerin Ilona Kaiser in ihrer Gratulation. Und Claußen attestierte in der seinen: „Schon als Novize bei ’Rotkäppchen’ habe ich von dir Dinge gelernt, die heute unter der Bezeichnung Face-to-Face-Kommunikation und Networking als etwas Neues daherkommen.“

In vielen Vereinen aktiv

Zum Empfang waren auch viele Chorsänger gekommen, denn Wiegandt, zu dessen großen Leidenschaften auch die Musik gehört, hat vier Chöre geleitet und betreut, nicht nur in Freyburg, sondern auch in Naumburg und Bad Bibra. Er ist zudem Mitbegründer der Weinbruderschaft und Mitglied in der Weinbaugesellschaft. Mitbegründer der damaligen Jahn-Gesellschaft und nicht zuletzt Mitbegründer des Freyburger Karnevalsvereins.

Ehrenpionier der Bundeswehr darf er sich auch nennen, von Freyburgs einstigem Patenregiment dazu „befördert“. Ungedient, wie er ist, hat Wiegandt diese militärischen Ehren gleichwohl verdient, hat er doch in der Sektkellerei das Sabrieren, das Öffnen der Sektflasche mit dem Champagner-Säbel, eingeführt.

„ Als säbelnder Napoleon, auch als singender Kellermeister und Zauberkünstler hast du der Sektkellerei unzählige Herzen gewonnen“, sagte Geschäftsführer Ulrich Wiegel und fügte hinzu: Wiegandt habe mit seinen Ideen und seiner Fähigkeit, Menschen zu begeistern, mit den Grundstein gelegt für den Erfolg der Freyburger Sektmarke.

Der Freyburger Männerchor singt für seinen früheren Chorleiter. Auch Sänger der Liedertafel Bad Bibra bringen mit Unterstützung aus Gleina ein Ständchen.
Der Freyburger Männerchor singt für seinen früheren Chorleiter. Auch Sänger der Liedertafel Bad Bibra bringen mit Unterstützung aus Gleina ein Ständchen.
Hellfritzsch