Saale-Unstrut-Klinikum Saale-Unstrut-Klinikum : Wo das Leid gelindert wird

Naumburg - Früher sei die Station von Außenstehenden als Sterbestation bezeichnet worden. Das gefiel dem Team der einst neu aufgebauten Palliativstation des Saale-Unstrut-Klinikums Naumburg keinesfalls. „Mit den Jahren hat sich das geändert, ist sie immer mehr das kleine Haus im Grünen geworden, in dem das Leid gelindert wird und Hoffnung auf ein paar letzte lebenswerte Tage geschöpft werden kann. Das macht uns besonders stolz“, blickt Thilo Koch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, auf die Entwicklung der sechs Betten umfassenden Palliativstation zurück. Diese war vor fünf Jahren aufgebaut und in dem kleinen und zuvor baulich auf Vordermann gebrachten Gebäude eingezogen, in dem zuvor die Allgemeininternistische Station beherbergt war.
Vom damaligen Klinik-Chef Gerd Holland waren Koch, Oberärztin Esther Meinhold, Fachärztin für Innere Medizin und Palliativmedizin, Stationsleiterin Sandra Grollmas und Pflegedienstleiterin Heidrun Weiland beauftragt worden, wegen des Bedarfs eine solche Station aufzubauen. „Die Patienten auf unserer Palliativstation haben den Tod vor Augen. Wir wollen ihren individuellen Vorstellungen zu ihren letzten Lebenstagen zum Durchbruch verhelfen, ihren letzten Tagen mehr Leben geben“, erklärt Koch. Entsprechend wurde ein Konzept für die Palliativstation erstellt. Mit der stationären Aufnahme macht sich das Team ein Bild von dem Menschen, wo seine Defizite, wo seine Stärken stecken. Dann wird ein Handlungsauftrag erstellt, „wobei wir eine Bandbreite an individuellen Entscheidungen erleben“, so Koch. So wird auf der Station auch geheiratet oder Hund oder Katze mituntergebracht. Bei alledem werden neben den medizinischen auch religiöse, ethische und soziale Aspekte berücksichtigt. Außerdem wird das Therapieziel formuliert, wohin der Patient nach seinem Aufenthalt hin möchte - ob in die ambulante Betreuung, in die Häuslichkeit der intakten Familie, ins Pflegeheim oder Hospiz. „Gestorben wird aber auch hier“, verdeutlicht Koch, dass es nicht immer ein „Danach“ nach dem Stationsaufenthalt gibt.
Um all dies leisten zu können, musste ein 20-köpfiges Team zusammengestellt werden, das den hohen Ansprüchen der Palliativmedizin entspricht. So arbeiten neben Ärzten mit verschiedenen Subspezialisierungen, Palliativcare-Schwestern, Physio-, Musik- und Ergotherapeuten, Seelsorger, Sozialdienst, Patientenkoordination und Psychoonkologen im 24-Stundenschichtbetrieb und eng zusammen, um die Patienten „schalenförmig zu umsorgen“, so Koch, der auf sein engagiertes Team stolz ist.
Dass man den Ansprüchen gerecht wird, würden die vielen positiven Rückmeldungen in Form von Spenden, Briefen oder Danksagungen verdeutlichen. Diese Resonanz löste Überlegungen aus, die Station zu erweitern. Inzwischen verwandelten sich diese Gedanken in feste Pläne. Mit dem Neubau des Kinderzentrums auf dem Klinikgelände entstehen bis 2020 unter anderem neue Räume für die Palliativstation mit dann neun Betten.