Restaurierung Restaurierung : Fischgräten an der Kirchendecke

Schimmel - Dass die Schimmeler dieses Jahr Weihnachten endlich wieder in ihrer Kirche feiern können, ist mit einem Blick ins Innere des Gotteshauses, in dem es Mitte 2015 gebrannt hatte (wir berichteten), schwer vorstellbar. Altar und Orgel sind ausgebaut und da, wo über Jahrhunderte die Bänke standen, erhebt sich bis kurz unter die Holzdecke ein Baugerüst. An dessen oberer Kante steht Restauratorin Claudia Zier und saugt Staub, Pigmente verschiedener Farbfassungen und gelegentlich noch Ruß, mit dem das Kircheninnere nach dem Brand überzogen war, weg.
Seit August ist die Prießnitzerin damit beschäftigt, den Schimmelern ihre Kirche zurückzugeben. Viel ungenutzte Zeit war bis dahin ins Land gegangen. Zwar habe damals schon der Untersuchungsbericht einer anderen Restauratorin vorgelegen, doch ein Konzept war nicht erstellt, geschweige denn die Arbeit aufgenommen worden. Im März dann wurde Claudia Zier vom beauftragten Architekturbüro hinzugezogen. Daraufhin untersuchte die 34-Jährige im Mai die Brand- und Hitzeschäden und unterbreitete der Denkmalbehörde und der Kirchengemeinde ihre Restaurierungsvorschläge. Selbige gab es von den entsprechenden Experten für den Altar und die Orgel. Beides wird momentan in den jeweiligen Werkstätten wieder aufbereitet, wobei man sich an der ersten Farbfassung orientiert. Gleiches gilt für die Wände, die inzwischen neu verputzt sind, die Emporenbalken und das Geländer.
„An den Balken und Emporenfronten habe ich Blumenmotive gefunden, ähnlich der Bauernmalerei in Orange, Petrol, Grün“, erzählt Claudia Zier. In einem spannenden Kontrast dürfte dies mit der Decke stehen, die ebenfalls die erste Farbfassung erhält, denn hier fand sie nicht, wie erwartet, Blüten. Sie war vielmehr nach drei neueren Farbfassungen auf ein Fischgrätenmuster gestoßen - Orange auf blaugrauem Untergrund. „Das habe ich noch nie in einer Kirche gesehen“, erzählt sie. Bevor eine Malerfirma das Muster wieder aufbringen kann, muss das alte Holz entfernt werden. „Die Verkohlung im Holz würde durch die neue Farbe durchschlagen“, erklärt Claudia Zier.
Bisher hat sie den Taufstein gereinigt, um die fehlenden Stellen mit Steinergänzungsmasse auszubessern. Vom Wandfries nimmt sie den Ruß mit Reinigungslatex ab, um den Bereich dann farblich neu, aber nach altem Vorbild zu fassen. „Total interessant“ sei auch gewesen, zu testen, wie der Ruß heruntergenommen werden könne, ohne Schaden anzurichten. „Das geht hier richtig ans Handwerk“, beschreibt sie die Vielschichtigkeit und Kniffligkeit ihrer Arbeit. In Schimmel muss sie auf verschiedene Materialien und Techniken zurückgreifen und nach neuen Lösungen suchen „Die Forschung bleibt ja auch nicht stehen“, meint sie. Was es alles Neues gibt, dazu beliest sie sich abends.
Die Kirchengemeinde indes plant, die Bänke neu anzuordnen. Ein Mittelgang wäre schön, meint Kirchenratältester Rolf Graul. Doch zuvor müssen die Bankwannen ebenfalls nach Farbfassungen untersucht und aufgearbeitet werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Weihnachten jedoch, das steht für die Restauratorin ebenso wie für Rolf Graul fest, wird auf jeden Fall in dem Gotteshaus gefeiert - ob mit oder ohne Altar und Orgel. Immerhin ist dann die Hülle soweit wieder in Ordnung.
Die Feinarbeiten folgen im kommenden Jahr. Im Juni möchte Claudia Zier mit allem fertig sein, denn dann steht ihre Hochzeit an. Geheiratet wird im Beisein der beiden kleinen Söhne Alwin und Otto in der Prießnitzer Kirche, in der sie derzeit parallel zu ihren Arbeiten in Schimmel das Orgelprospekt säubert.
