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Porträtreihe "Leute von nebenan"  Porträtreihe "Leute von nebenan" : Wo sich Pferde wohlfühlen

Von Albrecht Günther 16.04.2018, 14:36
Christian Kurth im Boxengang seiner Reitanlage in Meyhen mit den Pferden Merlin (l.) und Aramis.
Christian Kurth im Boxengang seiner Reitanlage in Meyhen mit den Pferden Merlin (l.) und Aramis. Biel

Meyhen - Als Christian Kurth an diesem Vormittag zum Gang durch die Stallanlage einlädt, kann er nur leere Boxen präsentieren. „Das Wetter ist frühlingshaft, da hält es keines der Pferde im Stall, alle wollen hinaus aufs Freigelände“, begründet der 50-Jährige. 2014 hatte der Freyburger gemeinsam mit seiner Frau Steffi die Reitanlage im Naumburger Ortsteil Meyhen übernommen. Viel ist seitdem passiert auf dem Gelände und in den Gebäuden der ehemaligen LPG Tierproduktion. „Wir haben praktisch bei null begonnen, sind Schritt für Schritt vorgegangen. Immer mit dem Ziel, Pferden und Reitern eine hohe Qualität anbieten zu können“, schildert Christian Kurth. Da Ehefrau Steffi in Naumburg und Freyburg zwei Apotheken betreibt, ist er faktisch der Hausherr über das zwei Hektar große Hof-Areal und die daran angrenzenden elf Hektar Koppelfläche.

Training mit Abwechslung

„Wir legen besonderen Wert auf die artgerechte Haltung der Pferde, auf zu ihnen passende sowie abwechslungsreiche Trainingsmöglichkeiten“, beschreibt Kurth die Philosophie des Hofes. Dabei misst er auch Details Bedeutung zu. So gibt es einen ganzjährig nutzbaren Allwetter-Reitplatz auf dem Außengelände. Dessen Boden besteht aus geschreddertem Kunststoff, auf dem die Pferde sehr gut laufen können. 3500 Quadratmeter umfasst die Außenfläche für die Wallache, die freie Bewegungsmöglichkeiten bietet. Außerdem steht ihnen den ganzen Tag Futter zur Verfügung. Damit sie jedoch in Maßen fressen, ist es mit einem grobmaschigen Netz abgedeckt.

Am 1. Mai wird in der Meyhener Reitanlage ab 10 Uhr der nächste „Tag der offenen Stalltür“ stattfinden. Besucher haben dann die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren. Außerdem gibt es Kutschfahrten, Ponyreiten und Reitvorführungen sowie Angebote für Kinder und irische Musik. Wiederbelebt wird zudem das Meyhener Countryfest. Es steht am 4. und 5. August im Kalender. Zwei Bands, Lassowerfen, Western-Reit-Vorführungen sowie ein Line-Dance-Wettbewerb und vieles mehr sind geplant.

Sein umfangreiches Fachwissen hat sich Christian Kurth während einer zweijährigen Ausbildung an der Kölner Akademie für Pferdehalter und Betriebsleiter erworben. „Ich freue mich über das, was hier seit der Übernahme entstanden ist“, blickt er auf die vergangenen vier Jahre zurück. Dennoch gibt es weitere Pläne. So soll noch in diesem Jahr ein Pferde-Rehabilitationsbereich eröffnet werden. Denn ebenso wie Menschen können auch die Vierbeiner erkranken. „Geplant ist, bronchialkranke Pferde aufzunehmen und ihnen hier gewissermaßen eine Kur anzubieten.“ Außerdem soll eine Vibrationsplatte zum Sehnen- und Muskeltraining der Tiere aufgestellt werden. „Wir arbeiten dazu im Verbund mit Tierärzten und Tierphysiotherapeuten“, so Christian Kurth.

Dass es in Meyhen inzwischen für die Tiere optimale Bedingungen gibt, obwohl die Gebäude äußerlich noch einigen LPG-Charme versprühen und somit keine Schickimicki-Ställe sind, hat sich schnell herumgesprochen. Waren es beim ersten Tag der offenen Tür, mit dem sich die Anlage Anfang Mai 2015 präsentierte, noch fünf eigene und fünf Pensionspferde gewesen, so beherbergt sie inzwischen insgesamt 50. „Es sind in der Mehrzahl Pensionspferde, wir haben inzwischen eine Warteliste“, berichtet Kurth.

Die Halter kommen unter anderem aus den Regionen Jena und Querfurt, aber auch aus Naumburg. Wer noch nicht so fit im Sattel ist oder das Reiten lernen möchte, ist in Meyhen ebenfalls willkommen. Fünf Reitlehrer, vier für das Englisch-Reiten und einer für das Western-Reiten, stehen zur Verfügung.

Derzeit über 50 Schüler

Der Unterricht wird als Einzel- oder Gruppenunterricht mit maximal drei Teilnehmern angeboten. „Damit erreichen wir einen raschen Lernfortschritt“, weiß Christian Kurth. Über 50 Schüler nutzen das Angebot. „Reiten ist bis ins fortgeschrittene Alter möglich, denn es schont die Gelenke“, ermuntert der Fachmann auch Ältere, die das Reiten für sich wiederentdecken möchten.

Zur Anlage gehört die Gaststätte „Reiterstube“, die zwar nicht täglich geöffnet hat, jedoch genau der richtige Platz für urige Feiern im Familien- oder Freundeskreis sowie für Firmen ist. Gereicht werden countrytypische Speisen. Unterstützung in der Anlage könnte Kurth später von seiner Tochter erhalten. Sie besucht derzeit das Christophorusgymnasium in Droyßig und will Veterinärmedizin studieren.