1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Popchor Naumburg: Popchor Naumburg: Qualität vor Quantität

Popchor Naumburg Popchor Naumburg: Qualität vor Quantität

Von Franziska Fiedler 03.04.2018, 07:12
Gibt den Takt vor: Michael Beck leitet den Popchor Naumburg.
Gibt den Takt vor: Michael Beck leitet den Popchor Naumburg. Archiv (Biel)

Naumburg - Um es gleich vorwegzunehmen: Ja tatsächlich, in der Stadt gibt es einen Frauenchor, der sich ausschließlich dem Pop-kulturellen Liedgut verschrieben hat. In der Vergangenheit hatten Mitglieder des „Popchor Naumburg“ jedoch das Gefühl, nicht so recht wahrgenommen zu werden beziehungsweise wenig bekannt zu sein.

Das mag daran liegen, dass der Chor mit vier bis fünf großen Konzerten jährlich nicht sehr präsent ist. „Wir stellen Qualität über Quantität“, begründet Chorleiter Michael Beck die übers Jahr rar gestreuten Auftritte. Große Konzerte mit dem Repertoire des Chores sind in der Vorbereitung sehr aufwendig. „Wenn wir zusätzlich auch noch neue Stücke erarbeiten wollen, leidet der Anspruch“, erklärt Beck. Was am Ende so einfach aussieht, braucht vorab eben viel Übung.

„Bei den Auftritten singen wir auswendig, es gibt keine Blätter mit Texten“, ist von Ingrid Wolfram zu erfahren, die seit 2015 im Chor mitsingt. Hinzu kommt, dass zu manchen Titeln eine kleine Choreografie einstudiert wird. Einige Schwierigkeiten bereiten der 64-Jährigen die englischen Lieder. Für sie ist es herausfordernd die Texte zu lernen, da helfe auch ihr verschüttgegangenes Schulenglisch nur bedingt weiter. „Wenn wir ein neues Lied einüben, sprechen wir vorher über den Inhalt, so dass jede weiß, worum es geht“, erzählt sie.

Den Popchor Naumburg gibt es nunmehr seit sieben Jahren. Seine Entstehung ist dem Zufall geschuldet. Auf dem Stiftungsfest des Grochlitzer Männerchors überraschten die Frauen einst die Männer mit ein paar einstudierten Liedern. „Das kam gut an“, erinnert sich Beck, der ebenso den Männerchor leitet. Es entstand die Idee, einen Frauenchor ins Leben zu rufen, der moderne Lieder umsetzt. Damit wollte der Chorleiter einmal weg von dem Althergebrachten, neue Wege gehen. Zunächst lief das Projekt probehalber, um zu sehen, ob es genügend Interessentinnen gäbe, die sich am Chor beteiligen würden. Etwa ein Jahr später endete die Pilotphase, und Naumburg war um einen eingetragenen Verein reicher. Im Chor singen heute 34 Frauen unterschiedlichsten Alters. Das Repertoire des Chores umfasst moderne englisch- und deutschsprachige Lieder aus dem Pop-, Gospel- sowie Musical-Genre, darunter Klassiker wie „Only You“ (The flying Pickets), „Lollipop“ (The Chordettes) oder ein Abba-Medley. Ganz aktuell studiert der Chor das Lied „Price Tag“ der britischen Sängerin Jessie J ein, das 2011 Platz drei der deutschen Charts belegte. Kritik, der Chor würde so viel auf Englisch singen, wird dann auch schon mal laut.

Ingrid Wolfram stört das nicht weiter, auch wenn sie mit dem Englischen zu kämpfen hat. Als sie damals zum Chor stieß, waren es gerade der moderne Musikstil und der Schwung des Chores, der sie begeisterten. Ihre Tochter wurde mittlerweile auch von der Musik „infiziert“ und teilt die Begeisterung der Mutter. „Natürlich wäre es schön, wenn noch mehr jüngere Frauen mitsängen“, findet Wolfram. „Möglich ist das“, versichert Michael Beck. Man kann ihn dazu auf der Facebook-Seite anschreiben. Geprobt wird einmal die Woche immer abends.

Spannend an der Arbeit mit dem Chor findet Beck die Arbeit mit den vielen Stimmen. Er muss vermitteln, wie ein Lied am Ende klingen soll. Das sei ein langer Prozess, der sich über Jahre erstrecke, so der junge Mann. Am Anfang als es immer noch ein wenig schief klang, sei der Chor auch belächelt worden. Dabei wäre es normal, dass es zu Beginn etwas holpere. Ein Chor brauche Zeit, sein Potenzial zu entwickeln. Seine Aufgabe als Chorleiter sei es, die Sängerinnen immer wieder zu motivieren und vorwärtszubringen. Gleichzeitig dürfe der Spaß an der Sache nicht verloren gehen. Schön sei dann, wenn es wieder vorangegangen ist. „Der Popchor hat mittlerweile einen tollen Chorklang und eine Stilistik, durch die er sich von anderen regionalen Chören unterscheidet“, meint Beck.

Ohne das Engagement des 33-Jährigen wäre der Chor so sicherlich nicht denkbar. Der junge Mann interessiert sich sehr für moderne Chormusik und lässt seine Erfahrungen in die Arbeit mit einfließen. So hat er in Schulpforte als Schüler einst selbst im Jugendchor gesungen und Chorleitung als Fach belegt. Später studierte er in Halle Musik auf Lehramt, wechselte jedoch nach einigem Überlegen nach Leipzig, um Musical und Gesang zu studieren. Er spielt Gitarre und Klavier, arbeitet als Gesangspädagoge bei „Music Art Weißenfels“ und tritt als Darsteller bei Musicalproduktionen in Erscheinung. Das nächste Mal ist Beck während des „Musical Sommer Fulda“ auf der Bühne zu erleben. Von Juni bis September stehen „Die Päpstin“, „Der Medicus“ und „Die Schatzinsel“ auf dem Spielplan. Der Popchor als auch der Grochlitzer Männerchor werden in dieser Zeit etwas kürzertreten müssen. Auch, wenn Beck verspricht, alle zwei Wochen - an seinem freien Tag - zu den Chorproben in Naumburg zu sein.

Das nächste große Konzert des Popchors findet am 5. Mai im Ratskeller statt. Außerdem ist ein Auftritt für den 8. Dezember in Planung.