Neue Sekundarschule in Naumburg Neue Sekundarschule in Naumburg: Groß-Abriss in Schönburger Straße hat begonnen

Naumburg - Krachend greift die Zange des 60-Tonnen-Long-Front-Baggers in die Giebelwand. Quadratmetergroße Mauerteile stürzen zu Boden. Ein erstes Loch in der Fassade des ehemaligen Getreidespeichers läutet am Donnerstagvormittag den Beginn einer der größten Abrissaktionen ein, die Naumburg in der jüngeren Vergangenheit gesehen hat. Drei große Speicher, zudem 15 weitere Hallen und Gebäude stehen noch auf dem Gelände der ehemaligen Getreidewirtschaft in der Schönburger Straße.
Erdboden 100 Prozent versiegelt
Noch. Denn das sächsische Abrissunternehmen Kafril Service GmbH wird in den kommenden geschätzten sechs Monaten die Hochbauten dem Erdboden gleichmachen - und aus diesem, beinahe 100-prozentig versiegelten Erdboden zudem tonnenweise Beton, Pflaster und Kanäle herausholen.
Schließlich will die NBG Grundstücksverwertungs- und Verwaltungs GmbH knapp die Hälfte des Areals dem Burgenlandkreis als vollständig beräumte Fläche verkaufen, damit dieser dort seine neue Sekundarschule bauen kann).
Die endgültige Entscheidung für den Kauf des Grundstückes traf der Kreistag im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung, die in Naumburg stattgefunden hatte. 20 bis 25 Millionen Euro soll der „Bildungscampus“ auf dem rund zwei Hektar großen Grundstück kosten. Die „Lützen-Millionen“ sowie eine erhoffte weitreichende Förderung im Rahmen des Strukturwandels machen es möglich, hieß es aus der Kreisverwaltung.
Neben der Sekundarschule für 650 Schüler sollen auf dem insgesamt 5,2 Hektar großen Areal eine Sporthalle, eine neue Verbindungsstraße parallel zur Bahnstrecke und diverse Mehrgeschosser mit insgesamt 150 Wohnungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen entstehen. Für die Details wird in der kommenden Woche die nächste Absprache zwischen Kreis, Stadt und NBG stattfinden. „Es ist einer der letzten großen Schandflecke in Naumburg, der damit verschwindet“, sagt Rudi Kürbs, Prokurist der NBG und Sohn des Geschäftsführers Rüdiger Kürbs.
Seit vielen Jahren wollte die Agravis Raiffeisen GmbH die Immobilie mit den nicht mehr benötigten Getreidespeichern verkaufen. Der Millionen teure Abriss schreckte aber Interessenten ab. Mit dem Burgenlandkreis auf Standortsuche für die neue Schule als potenten Käufer in der Hinterhand sowie der neuen Bundesunterstützung für sozialen Wohnungsbau wagte es nun die NBG, die riesige Investition anzugehen.
Speicherhallen werden zuerst abgerissen
Da man selbst das Projekt entwickelt, konnte es jetzt, wenige Wochen nach der Einigung mit der Agravis und dem Beschluss des Kreistages, schon losgehen. Lange, europaweite Ausschreibungen waren dadurch nicht nötig. Die drei großen Speicherhallen werden zuerst abgerissen. Zwei bis drei Wochen pro Speicher rechnet man. An den kleineren Hallen wird bereits das Asbest entfernt. Arbeiter aus Litauen waren damit gestern schon beschäftigt. Deutsche Kräfte seien für eine solche Aufgabe kaum zu gewinnen, hieß es.
Der Gang in den vierten Stock einer der Speicher zeigte am Donnerstag: Der große Abrissbagger wird viel zu tun haben. Dicke, im wahrsten Sinne des Wortes bombensichere Stahl-Beton- Decken trugen einst die Lasten des Getreides. Schilder mit „1500 Kilogramm pro Quadratmeter Maximalbelastung“ sind in den Etagen zu sehen.
Parallel zum Abriss erfolgt durch kleinere Bagger das Sortieren in Ziegel, Beton, Pflaster, Holz und Metall. Schließlich soll der große Brecher den Beton recyceln, damit er für den Straßenbau vor Ort verwendet werden kann. „Ziel ist es, so wenig Material wie möglich abzutransportieren“, so Kürbs. Die Anwohner seien vor rund einer Woche über den Start der Arbeiten informiert worden. Kürbs: „Klar, dass es ein paar Nachfragen gab. Aber richtige Beschwerden blieben aus.“ Man werde versuchen, die Staubbelastung so gering wie möglich zu halten. Oben an der Zange des großen Baggers spritzt permanent Wasser. Unten am Boden ist eine Schneekanone, wie man sie aus den Skigebieten der Alpen kennt, aufgestellt. Sie ist perfekt dazu geeignet, Nebel zu sprühen und damit Staub zu binden.
Rudi Kürbs hofft nun, dass der Abriss komplikationslos über die Bühne geht. Archäologen, Denkmalschützer und Vogelkundler hätten bisher kaum Einwände angezeigt. „Fledermäuse haben sich zum Glück nicht angesiedelt, wegen der Funkmasten von Vodafone“, sagt Kürbs. Für diese Masten werde nun im Umfeld ein neuer Standort gesucht.

