Naturprodukte statt Kunststoff Naturprodukte statt Kunststoff: 39-Jährige bringt den Duft vom Westpaket

Stößen - Schokolade, Kaffee, Orangen, Seife - diese Mischung ergab noch vor mehr als dreißig Jahren einen ganz unverwechselbaren Geruch. Wer das Glück hatte von seiner Verwandtschaft im Westen Deutschlands hin und wieder mit einem Paket bedacht zu werden, wird sich an diesen eigenwilligen Duft erinnern. Doch dreißig Jahren nach der Wende dürfte die Erinnerung daran verblasst sein.
Nicht so bei Anett Lange. Die Stößenerin handelt sogar mit Westpaket-Duft. Der befindet sich in Flaschen und kommt als Duschbad, Schaumseife oder Saunaaufguss daher. Seit dem Frühjahr betreibt die 39-Jährige einen Online-Handel mit Pflegeprodukten aus der Natur. Denn auch der Westpaket-Duft ist aus natürlichen Substanzen hergestellt, für die die Pflanzen teilweise in der Region wachsen. Etwa die Waidpflanze, die in Thüringen wächst und dort schon seit dem 9. Jahrhundert kultiviert wird.
Natürliche Produkte helfen für die Gesundheit
Früher wurde sie vor allem für Färbe- und Holzschutzmittel verwendet, erst später erkannte man auch die heilende Wirkung der Pflanze, die seit den 1980er Jahren eine Wiederbelebung erfuhr. „Wir arbeiten mit der Firma Nuth, einem Familienbetrieb aus Thüringen, der die Thüringer Waid verarbeitet, zusammen“, erklärt Anett Lange.
Denn ihr sei wichtig, dass sie wisse, welche Inhaltsstoffe sich in den Produkten, mit denen sie handelt, befinden und dass diese Produkt regional produziert werden. Sie selbst habe gemerkt, dass ihr natürliche Produkte für die Gesundheit helfen und wichtig sind.
„Konditorin hätte mich interessiert“
Dass die Stößenerin einmal mit Westpaket-Duft handelt, hätte sie nie gedacht. Denn eigentlich hat die gebürtige Thüringerin Kunststoffformgeberin gelernt. „Ich wusste damals nicht, was ich werden sollte. Konditorin hätte mich interessiert, aber da gab es keine Lehrstellen“, erklärt sie ihren ungewöhnlichen Berufsweg. Damals sei sie sehr schüchtern gewesen, wollte nicht weit weg von Zuhause und durch ein Praktikum in dem Kunststoffwerk hätte sich eben eine Lehrstelle ergeben.
15 Jahre arbeitete sie in dem Betrieb, der Kunststoffteile für die Autoindustrie und das Malerhandwerk fertigte, war zum Schluss als Schichtleiterin tätig. Doch dann bremsten sie gesundheitliche Probleme aus. „Als es mir wieder besser ging, hab ich dann gemeinsam mit meinem Mann, überlegt, was ich nun tun kann und in einem kleinen Betrieb im Büro als Schwangerschaftsvertretung ausgeholfen“ berichtet die 39-Jährige. Doch das habe ihr nicht gereicht, deshalb hing sie eine Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement dran, wurde im vergangenen Jahr mit der Ausbildung fertig.
Produzenten des Westpaket-Duftes
Dass Anett Lange nun praktisch in ihrem eigenen Büro sitzt, hat sie einem Zufall zu verdanken. Denn während eines Urlaubs lernte das Paar zufällig die Produzenten des Westpaket-Duftes, den vor einigen Jahren der Thüringer Jan Weigelt aus einer Saunalaune heraus kreiert hatte, kennen. Dadurch entstand eine enge Zusammenarbeit. „Denn wir vertreiben, die Naturprodukte nicht nur, wir können auch bei der Neuentwicklung mitreden und Anregungen geben“, berichtet Anett Lange, die sogar einen Existenzgründerkurs absolvierte.
So schwebe ihr auch die Entwicklung eines Raumduftes vor, der einen Hauch Westpaket verbreitet. Auch Feedback sei ihr deshalb wichtig. Ein Kunde hätte zum Beispiel kritisiert, dass der Pappgeruch bei dem Paket-Duft fehlen würde, erzählt sie. „Ursprünglich sollte der Geruch an den ehemaligen Intershop erinnern. Doch weil der Markenname geschützt war, ist man auf Westpaket ausgewichen, eine Marke die mittlerweile auch eingetragen ist“, berichtet die Stößenerin. (mz)