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Museum in Hassenhausen Museum in Hassenhausen: Das Leid jener Zeit

Von Klaus-Dieter Fichtner 09.07.2019, 15:14
Schlachtengetümmel: Traditionsvereine stellen in der Flur von Hassenhausen nach, was 1806 passierte.
Schlachtengetümmel: Traditionsvereine stellen in der Flur von Hassenhausen nach, was 1806 passierte. Archiv (Speck)

Hassenhausen - Hassenhausen wurde 1806 als eine Stätte, welche die europäische Geschichtsentwicklung an einem kalten und nebligen Oktobertag maßgeblich veränderte, bekannt. Eine Schlacht mit der militärischen Niederlage Preußens, dem Doppelsieg der napoleonischen Truppen - zugleich um Jena - den höchsten menschlichen Verlusten seit Jahrhunderten brachte ungeheureres Leid über die Bevölkerung im näheren Umfeld, aber auch eine solidarische Haltung sächsischer Dörfer und Städte zur Linderung der Schäden. Authentische Überlieferungen von Einwohnern, Offizieren beider Gegner sowie historische Unterlagen in Schulpforte, Naumburg, Weimar bis Paris geben ein mosaikartiges Bild jener unheilvollen Ereignisse.

Schrecken bleibt im Gedächtnis

Mehrere Generationen brauchten Kraft und Zeit, friedliche Verhältnisse wieder herzustellen. Das Schrecknis von 1806 verschwand nicht im Gedächtnis der Einwohner und ihrer Nachfahren. Berichte einzelner örtlicher Schreiber ließen das Unheil für die Nachwelt festhalten. Zu einer Gedenkstätte kam es nur zögerlich, zuerst dem preußischen Feldherrn Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig gewidmet, danach den gefallenen preußischen Offizieren. Wer erinnerte an die unzähligen gefallenen Soldaten, an die umgekommenen Einwohner jener Zeit? Ein Denkmal entstand erst spät in der Taugwitzer Flur. Einwohner wie DieterBraune und MartinKirste pflegten es in einer Zeit, die daran wenig Anteil nahm. Wer sprach von dem menschlichen Leiden jener Zeit?

Vor 25 Jahren kam es durch die Initiative des damaligen Pfarrers Ulrich Huppenbauer zu der Vorstellung, den militärischen Ereignissen eine Darstellung menschlichen Leidens gleichwertig hinzuzufügen. Mit Unterstützung des ehemaligen Bad Kösener Bürgermeisters Schache und erster Anteilnahme historischer Kreise kam es drei Jahre danach im Juni 1994 zur Gründung des Vereins „Hassenhausen 1806“. Aus der zuerst zahlreich vertretenen Gruppe Interessierter ging eine kleine Gruppe Mitglieder aus dem Ort und benachbarter Städte und Dörfer hervor, welche die Aufgabe in Angriff nahmen. Im Gründungsprotokoll heißt es: „Aufbau und Haltung einer Gedenkstätte im Pfarrhaus in Hassenhausen zu den Ereignissen im Jahr 1806. Es geht dabei um die Bewahrung des Erbes der geschichtsträchtigen Hassenhausener Region im Sinne von Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftlicher Forschung und Repräsentation der Gemeinde durch die Gründung einer Gedenkstätte 1806“.

Verhandlung um Haus mit Kirchgemeinde

Der Eintrag als amtlicher Verein wurde vor dem Notar von den Mitgliedern Huppenbauer, Langholz, Kirste und mir vorgenommen. Nach Verhandlungen mit der Kirchgemeinde um das Pfarrhaus, das nur noch wenige Mieter und keine Pfarrerswohnung mehr hatte, begann die Arbeit Robert Heynes von der Traditionsgruppe aus Jena - er nahm erste bauliche Veränderungen vor. Der Naumburger Klaus Sängerlaub gestaltete die Ausstellungsräume, deren erste Konzeption von mir stammte. Ausstellungsstücke wurden übergeben, zusätzliche Repräsentationen örtlicher Künstler, historische Rückblicke - wie zum Flugplatz in Punschrau - zogen erste Besucher an.

Nachkommen zu Gast

Das Jahr 1996 wurde zu einem ersten Höhepunkt des Vereins. Zum Jahrestag am 14. Oktober fand eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Traditionsverband aus Lancashire in England statt sowie dem Nachfahren General Gudins, der um Hassenhausen gekämpft hatte, Nachkommen damaliger Führungspersönlichkeiten französischer Offiziere damaliger Herrscherhäuser. Unterstützung folgte auch von einer Traditionsgruppe aus Kanada mit Material. Große Unterstützung kam zu jener Zeit vom Vorsitzenden Mächler und der Druckerei seiner Ehefrau. Die Publikation in der örtlichen Presse zu Hassenhausen sowie alle Übersetzungsarbeit wurde von mir übernommen.

Ausgezeichnete Arbeit leisteten die verschieden zugeordneten Arbeitskräfte, von denen Günter Eichstedt als späteres Leitungsmitglied hervorging. Ein wertvolles Diorama der Schlacht im Detail, sorgfältig aus Zinnfiguren gestaltet, kam von Frank Hartmann aus Leipzig. Der Zugang von Prof. Gerd Biegel aus Braunschweig bedeutet einen großen wissenschaftlichen Gewinn mit seinen Vorträgen und Leihgaben aus Braunschweiger Besitz. Jährlich finden an den beiden Denkmälern zur Schlachtzeit Gedenkfeiern für die Gefallenen aller beteiligten Nationen statt, und es wird deutlich, wie heute Deutsche und Franzosen gemeinsam erinnern. 25 Jahre kann der Verein auf erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit, heute von Annette Clanzett geführt, verweisen. Ein Generationswechsel fand teilweise statt, ausscheidenden Mitgliedern folgen junge nach.

Derzeit Sonderausstellung zu sehen

Sachsen-Weimar-Eisenach heißt eine Sonderausstellung des Instituts zur militärgeschichtlichen Forschung 1806, die derzeit und noch bis zum 31. Oktober im Museum Hassenhausen zu sehen ist. Besichtigt werden kann sie zu den regulären Öffnungszeiten des Hauses: freitags von 10 bis 16 Uhr, Sonnabend und Sonntag und feiertags von 14 bis 17 Uhr. Außerhalb der Öffnungszeiten können Gäste auch kommen, es wird allerdings um Voranmeldung gebeten - entweder per Mail an [email protected] oder unter den Rufnummern 034463/2 79 89 und 034463/28 9 35. Der Eintritt kostet drei, für Kurkarteninhaber 2,50 Euro; Studenten und Kinder zahlen zwei beziehungsweise ein Euro.

Das Museum in Hassenhausen.
Das Museum in Hassenhausen.
Archiv (Biel)
Gedenken in historischen Uniformen an die Gefallenen.
Gedenken in historischen Uniformen an die Gefallenen.
Fichtner