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Mit Bagger umgekippt, unter Schlacke eingeklemmt Mit Bagger umgekippt, unter Schlacke eingeklemmt: Unfallquote der Mibrag verdoppelt

Von Alexander Kempf 12.02.2018, 08:05
In diesem Jahr steht die Unfallquote der Mibrag zur Freude von Mario Gierl noch auf Null. Die alten Tafeln sollen bald durch Monitore ersetzt werden.
In diesem Jahr steht die Unfallquote der Mibrag zur Freude von Mario Gierl noch auf Null. Die alten Tafeln sollen bald durch Monitore ersetzt werden. Peter Lisker

Profen - Seit Jahresbeginn kann Mario Gierl ganz entspannt auf die Tafeln mit der Unfallstatistik schauen. 2018 hat sich bei der Mibrag noch niemand verletzt. Die Unfallquote liegt bei 0,00 Prozent. Mit den Zahlen aus dem Vorjahr aber kann der Direktor für Arbeitsschutz der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft nicht zufrieden sein. Insgesamt 87 Unfälle weist die Statistik aus, die Bandbreite reicht vom eingerissenen Fingernagel bis zum Knochenbruch. Im Jahr zuvor waren es mit 43 Unfällen nur halb so viele.

Wie erklärt sich Mario Gierl den Anstieg, nachdem das Unternehmen in den Jahren zuvor die Zahlen doch gesenkt hatte? „Routine ist eine große Unfallursache“, lautet eine Antwort des Direktors. Bei mehr als der Hälfte der Unfälle hätten die Frauen und Männer nicht über die vorgegebenen Sicherheitshinweise nachgedacht. Da werde dann zum Beispiel trotz Belehrung das falsche Arbeitsmaterial eingesetzt.

Mibrag will bis 2019 330 Mitarbeiter in die Altersteilzeit entlassen

Könnten auch die Veränderungsprozesse, die das Unternehmen gegenwärtig durchmacht, ein Grund für die gestiegene Unfallquote sein? So sollen bis 2019 immerhin 330 Mitarbeiter in die Altersteilzeit entlassen werden. Damit verliert die Mibrag auch reichlich Berufserfahrung. „Nein“, sagt Mario Gierl ganz entschieden, „wir haben durch die Abgänge kein höheres Sicherheitsrisiko.“ Wenngleich auch er nicht ausschließen kann, dass Unsicherheiten der Branche die Mitarbeiter umtreiben.

In jedem Fall hat die Mibrag bereits auf die gestiegenen Unfallquoten reagiert. So fanden im vergangenen Jahr mehrere Seminare zum Thema Arbeitsschutz für Führungskräfte statt. Die lernen dabei Gefahren zu beurteilen, diese zu kommunizieren und proben sie an konkreten Anwendungsbeispielen. Auch ein monatliches Sicherheitsmeeting gibt es beim Unternehmen. Der Bergbau berge naturgemäß durch die Arbeit im Gelände mit großen Maschinen mehr Risiken als andere Berufe, erklärt der Direktor für Arbeitssicherheit.

Mitarbeiter von einem Schlackebrocken eingeklemmt

Wie schnell Arbeitsunfälle auch tödlich enden können, hat sich in den vergangenen Monaten in der Oberlausitz gezeigt. Ende September war im Tagebau Welzow-Süd ein 60-jähriger Baggerfahrer mit seinem 24 Tonnen schweren Gerät umgekippt und gestorben. Zwischen Weihnachten und Neujahr kam dann ein 38-jähriger Mitarbeiter einer Reinigungsfirma im Kraftwerk Boxberg ums Leben, nachdem er von einem Schlackebrocken eingeklemmt wurde.

Mario Gierl hat mit seinem Kollegen von der Lausitz Energie, kurz Leag, bereits telefoniert, um Schlüsse aus den Unfällen zu ziehen und die Sicherheit auch in Profen zu erhöhen. „Jeder hat die größte Angst vor einem tödlichen Unfall“, sagt der Direktor für Arbeitsschutz. Seine Aufgabe ist es, die Mitarbeiter immer wieder für die Risiken zu sensibilisieren. „Es geht nicht um meine Statistik“, mahnt er dann, „es geht um deine Gesundheit.“

Schlechte Unfallstatistik der Mibrag hat auch finanzielle Konsequenzen

Ab August sollen acht neue Monitore innen und außen helfen, die Sicherheit auf dem Mibrag-Gelände weiter zu erhöhen, erzählt Mario Gierl. Sie lösen die in die Jahre gekommenen Tafeln mit den Unfallstatistiken ab. Denn die zu aktualisieren sei nicht nur mühsam, sondern zuweilen auch ein Verletzungsrisiko. Der Direktor für Arbeitsschutz freut sich auf das Update. „Da kann ich auch mal andere Botschaften senden“, sagt er.

Die schlechte Unfallstatistik aus dem Vorjahr hat für die Mitarbeiter der Mibrag auch finanzielle Konsequenzen. Ein vorab vereinbarter Jahresbonus für alle Angestellten wird nicht ausgezahlt, weil die Zielquote verfehlt worden ist. Die lag bei lediglich 3,1 Arbeitsunfällen auf eine Million Arbeitsstunden. Erreicht wurde aber nur ein Wert von 7,6.

„Unsere Vision“, sagt Mario Gierl, „sind null Unfälle.“ (mz)