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Klaus Scheffler Klaus Scheffler: "Ohne Fahrrad bin ich tot"

Von werner höhne 04.02.2015, 20:05
Klaus Scheffler bewahrt noch heute einen MZ-Artikel von 1999 über seinen Verein Motor Zeitz auf.
Klaus Scheffler bewahrt noch heute einen MZ-Artikel von 1999 über seinen Verein Motor Zeitz auf. Hartmut Krimmer Lizenz

Zeitz/MZ - Klaus Scheffler ist Radfahrer aus Leidenschaft. Und er war in seiner Jugend Rennfahrer. Auch aus Leidenschaft. Keiner, der aus irgendwelchen Karriere- oder sonstigen Gründen Rennen fuhr, sondern weil es Spaß machte. Bis zur Friedensfahrt hat er es nicht geschafft. „Die blieb den Profis vorbehalten, denn das waren sie, obwohl die Bezeichnung offiziell verpönt war“, lächelt er. Scheffler ist Zeitgenosse solcher Größen wie „Täve“ Schur, Egon Adler, Manfred Weißleder oder Bernhard Eckstein.

Und erinnert sich an zwei Begegnungen mit Gustav-Adolf Schur. „Beim Kyffhäuserlauf starteten wir Teilnehmer der Leistungsklasse drei fünf Minuten vor der Elite der Leistungsklasse eins. Bereits nach der Hälfte der Strecke, während der Bergabfahrt, rief jemand hinter uns, wir sollten rechts bleiben. Kurz darauf schoss der Rufer an uns vorbei, es war Täve, der das Rennen dann auch gewann.“

Die Internationale Friedensfahrt galt als östliches Pendant zur Tour de France. Sie war das bedeutendste Amateurrennen der Welt. Seit 1952 führte sie jährlich mit wechselnder Streckenführung über Warschau, Berlin und Prag. Der spätere Straßenradweltmeister Täve Schur wurde 1955 erster Gesamtsieger für die DDR. Kein anderer Name ist so sehr Symbol für die Friedensfahrt wie der von Gustav-Adolf Schur.

Angefangen hatte die Radsportbegeisterung des heute 81-Jährigen während seiner Lehrzeit in der Zeitzer Eisengießerei Hoffmann. Mit drei Kumpels unternahm er Touren, die bis in die Sächsische Schweiz führten. Über kurz oder lang reifte dann der Entschluss, sich einem Verein anzuschließen. So wurde er 1954 Mitbegründer der Sektion Radsport bei Motor Zeitz und erwarb 1956 die Amateurlizenz. Obwohl immer Amateur der Leistungsklasse drei, der untersten Klasse, absolvierte er dennoch 200 Kilometer Trainingsleistung pro Woche. „Es waren nicht die ganz großen Rennen, an denen ich teilnahm“, sinniert er. Aber immerhin waren darunter auch solche Rennen, die in der DDR als „Hochkaräter“ galten. Neben „Rund um den Kyffhäuser“ zählten auch der „Große Diamant-Preis“ Karl-Marx-Stadt oder „Rund um die Hainleite“ dazu.

Gewonnen hat er bei solchen Fahrten nie etwas, aber „ich bin dabei gewesen, und das macht mich stolz“, sagt der rüstige Rentner. Und bei einem solchen Rennen gab es auch die zweite Begegnung mit „Täve“. Wie üblich, fuhren die Motor-Sportler, natürlich mit dem Rad, zu einem Rennen nach Gera. Dort traf er auf den Star, der natürlich mit dem Auto angereist war. „Wird heiß heute, da kann ich dann hinterher wieder den Asphalt vom Rad kratzen“, meinte Schur. Scheffler hatte schon damals leise Zweifel, ob der Weltmeister das selbst mache. „Aber“, betont er, „das waren ganz normale Menschen mit Bodenhaftung, die kein bisschen überheblich daherkamen. Auch der Täve war so sympathisch, wie man ihn heute noch aus den Medien kennt.“ Ansonsten habe es aber kaum Berührung mit den 20 bis 25 Fahrern der Leistungsklasse eins, der DDR-Top-Elite, gegeben, man blieb unter sich. Aber ein Profi-Sportgerät bekam der Amateur dann doch. In Vorbereitung der DDR-Rundfahrt 1957 wurden ausgewählten Sportlern modernste Rennräder der neuesten Generation zur Verfügung gestellt, abzuholen natürlich in der Hauptstadt Berlin.

Klaus Scheffler erinnert sich: „Mit einem Kumpel bin ich nach Berlin gefahren - selbstredend mit dem Rad und habe das neue Rennrad in Empfang genommen. Das Alte habe ich mit der Bahn zurückgeschickt. Übernachtet haben wir im Sportpalast an der Stalinallee und am nächsten Tag führte der Weg nach Hause durch Westberlin, wo ich mir für mein schönes neues Rad einen Sattel und eine Gangschaltung gekauft habe.“ Geschenkt wurde ihm das Rennrad nicht, er habe das Geld nach und nach abgestottert. Lange währte die Freude an der Neuerwerbung jedoch nicht. Beim Rennen um den Großen Diamantpreis wurde er in einen Massensturz verwickelt und sein Arbeitsgerät ziemlich ramponiert. „Weniger schlimm, das war schnell repariert. Schlimmer war, dass dabei einer der Fahrer tödlich verunglückte.“ Ansonsten blieb er von schwereren Stürzen verschont.

Sein größter Triumph? „Das war bei einer Bezirksmeisterschaft im Querfeldeinrennen der zehnte Platz, zu mehr hat es nicht gereicht“. 1959 hängte er dann seine aktive Laufbahn an den berühmten Nagel. Der Grund wie so oft: Die Liebe. 1960 heiratete er seine Dorothea und ist stolz auf seine zwei Kinder und vier Enkel. Aber das Hobby ist bis heute seine Leidenschaft geblieben. Sowohl während seiner Tätigkeit als Schlosser als auch danach. Noch heute führen ihn seine Fahrten immerhin noch rund 30 Kilometer pro Woche. Erst kürzlich hat er sich ein neues Fahrrad gekauft. „Ohne Fahrrad ist es nichts, da bin ich tot“, sagt er verschmitzt lächelnd.

Der Mitgliedsausweis der Sportvereinigung Motor Zeitz von 1954 und die Amateurlizenz des Radsportverbandes der DDR sind nur zwei von vielen Erinnerungsstücken und Fotografien, die Klaus Scheffler an seine aktive Zeit als Radrennfahrer zurückdenken lassen.
Der Mitgliedsausweis der Sportvereinigung Motor Zeitz von 1954 und die Amateurlizenz des Radsportverbandes der DDR sind nur zwei von vielen Erinnerungsstücken und Fotografien, die Klaus Scheffler an seine aktive Zeit als Radrennfahrer zurückdenken lassen.
Krimmer Lizenz