Kirche Schimmel Kirche Schimmel: Der Seelenfrieden ist zurück

Schimmel - Der Schock saß tief, als in Schimmel ein Brand das Innere der intakten Kirche verwüstete. Die kleine Gemeinde, die jahrelang viel Kraft und Zeit investiert hatte, das Gotteshaus in Schuss zu halten, war am Boden zerstört. Das Feuer, das sich hinter dem Altar entzündet hatte, hinterließ viel verbranntes Holz und mit Ruß geschwärzte Wände. Nachdem das Gotteshaus wieder betreten werden durfte, kamen viele Besucher, um sich den Schaden anzusehen und den Schimmelern Trost zu spenden und Mut zuzusprechen. Vor Kurzem kehrten wieder viele Gäste ein. Wieder schauten sie sich die Kirche an und wieder staunten sie. Dieses Mal jedoch konnten sie den Schimmelern gratulieren. Denn fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Brand wurde die restaurierte Kirche feierlich wiedereingeweiht.
Um alle Gäste an dem Gottesdienst teilhaben zu lassen, wurde die Flügeltür weit aufgesperrt und das feierliche Geschehen zudem über Lautsprecher in das nahe Festzelt übertragen. Den von Pfarrerin Bettina Plötner-Walter gehaltenen Gottesdienst gestalteten 25 Bläser des Kirchenkreises mit. Der Orgelbauer ließ zudem das wieder spielbare Instrument, dessen Zinkpfeifen teils geschmolzen waren, erklingen. Dabei bot er den Gästen ein besonderes Klangerlebnis, indem er vorführte, welche Vielfalt an Tönen die Königin der Instrumente erzeugen kann. Der wohl interessanteste Teil dürfte gewesen sein, als die verschiedenen Fach-Restauratoren erklärten, wie sie in Abstimmung mit dem Denkmalamt das verrußte und teils verkohlte Kircheninnere wieder herrichteten. Und dennoch: Ihre geleistete Arbeit kommt einem Wunder gleich.
„Das Holz des Kanzelaltars im oberen Bereich von fünf Metern war nur noch Holzkohle gewesen“, erinnerte Fred Lange vom kirchlichen Bauamt. So blieb nur der untere Teil im Original erhalten. Der obere wurde von Fach-Restauratoren anhand von Fotografien rekonstruiert. Die Farbfassungen auch an den Wänden waren kaum unbeschadet geblieben. „Die unterste von vier Fassungen war die am besten erhaltene, weswegen man sich für die älteste entschieden hat“, sagte Lange. Somit dominieren jetzt warme Töne. Spuren des Brandes mussten auch am Altartisch und am Taufstein beseitigt werden. „Jetzt“, so Lange, „ist alles wieder in Ordnung bis auf das i-Tüpfelchen“ - als da wären die Teppiche, die Altardecke, die Schränke oder Gesangsbücher, für die es noch keinen Ersatz gibt. Aber auch dafür gebe es inzwischen einen Plan. Alles in allem kostet die Beseitigung der Brandschäden um die 425000 Euro. Der Mammutanteil wird über die Versicherung reguliert. Die Kirche trage einen minimalen Eigenanteil.
Lange freut, dass die Schimmeler die zwei zurückliegenden, kräftezehrenden Jahre durchgehalten haben. Nun könne sich der Kirchenälteste und die Gemeinde mal zurücklehnen. Neben der wieder intakten Kirche sei die größte Freude, dass in der Gemeinde wieder „Seelenfrieden eingekehrt“ sei.
„So tragisch wie es war, ist alles gut gelaufen, ist die Kirche wunderschön geworden“, resümierte Kirchenältester Rolf Graul, der nicht verschweigt, dass die Schimmeler die Restaurierung teils auch skeptisch verfolgten. Nun hofft er, dass „im Stillen Hochzeiten und Taufen geplant werden“. Bis es soweit ist, bleibt die Kirche nicht leer. Am 29. Juni, 19.30 Uhr, erklingt innerhalb des 5. Surfestivals ein Konzert für Cembalo und Orgel.

