Imkerei Imkerei : Flüssiges Gold im Kloster Memleben

Memleben - „Mmh, das schmeckt fantastisch“, schwärmt Tillman Knopik, der es sich in einem Strandliegestuhl im Klostergarten Memleben bequem gemacht hat. Während der Grundschüler genüsslich den hellgelben Honig aus einem kleinen Glas schleckt, summt es um ihn herum.
Wie einst die Benediktinermönche arbeiten seit Kurzem fleißige Biennen im Kloster Memleben. In dessen Garten und auf der eigens für sie angelegten Blühwiese östlich der Klosterkirche sammeln die Bienen Nektar für den neuen Klosterhonig. „Und obwohl die summenden Produzenten erst im Frühjahr ihr neues Quartier bezogen haben, gibt es bereits die erste Ausbeute“, erzählt Andrea Knopik, Leiterin des Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben. 30 Kilogramm des flüssigen Goldes konnten bereits in kleinen Gläsern abgefüllt werden, die problemlos in jeden Wanderrucksack oder in jede Satteltasche passen. Seit gut zwei Wochen wird der Frühtrachthonig im Eingangsbereich des Klosters feilgeboten. Und es wird eifrig zugegriffen.
Klosterhonig zu produzieren und anzubieten, war die Idee des Roßlebener Imkers Marko Ehmer. Als er diese an Andrea Knopik herantrug, war die Museumsleiterin sofort begeistert: „Ich habe mich sehr über seine Initiative gefreut. Die Idee passt sehr gut zu unserer Einrichtung und unserem Konzept.“ Sehr schnell und unkompliziert sei man sich einig und ebenso rasch tätig geworden.
Imkler folgt Familientradition
Von seinen 14 Bienenvölkern hat er inzwischen zwei Bienenstöcke auf der Klosterblühwiese aufgestellt. Dass Ehmer vor zwei Jahren die alte Familientradition des Imkerns, die sein Großvater Heinrich nicht mehr an ihn weitergeben konnte, wiederbelebt hat, ist einem Erbstück zu verdanken - einem handgeschriebenen Imkerbuch aus dem Jahr 1870. Als Ehmers es restaurieren lassen wollten und gleichzeitig die alten Imkerutensilien des Großvaters fanden, stand für Marko Ehmer schnell fest, sich neben dem Landwirtschaftsbetrieb der Imkerei zuzuwenden, mit der er sich als Elfjähriger für kurze Zeit schon einmal vertraut gemacht hatte. Nach einem Honiglehrgang in Weimar und einem Jungimkerlehrgang im Bienengarten Nebra ging es für ihn als Imker an den Start - aber nicht als Einzelkämpfer. Er gehört dem Imkerverein Wiehe an. „Die Imkerei lebt von den Erfahrungen und dem Austausch“, erklärt er.
Auch Bienenvölker reichen die Imker unter sich weiter. So gab Ehmers Großvater, als er altersbedingt zu imkern aufhörte, zwei seiner Völker dem Nebraer Falko Breuer. „Und von ihm habe ich die zwei Bienenvölker erhalten, die nun im Kloster Memleben Honig sammeln“, erzählt Ehmer. Die von ihnen eingebrachte Frühtracht ist so gut wie komplett verkauft. Nun braucht es bald wieder Nachschub. „Da kommt noch was“, ist Ehmer zuversichtlich. Die zwei auf der Klosterblühwiese einquartieren Bienenvölker sollen insgesamt, so der Plan, je 40 Kilogramm zusammentragen.
Regionales Saatgut auf Wiese ausgebracht
Dass sie dafür die gesamte Vegetationszeit über Nektar auf der 3.500 Quadratmeter großen Klosterwiese finden, sorgte der Verein Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, den Andrea Knopik für die Vorbereitungen hinzugezogen hatte. Nach eingehender Betrachtung des Klosterhonig-Projekts wählte Matthias Henniger, Leiter des Geo-Naturparks, mit Sorgfalt ein sogenanntes Regio-Saatgut aus, das aus einer Blühmischung regionaltypischer Pflanzen besteht. „Damit wirkt sich die Ausbringung des Saatguts nicht negativ auf die einheimische Pflanzenwelt aus“, erklärt er.
Viele Blumen der ausgesäten Mischung wie Rotklee, Sauerampfer oder Spitzwegerich seien bereits in Klostergärten zu finden gewesen. „Blumen also, die schon im Mittelalter bekannt und im Garten der Mönche zu finden waren. Ob diese bereits mit eigenen Bienenvölkern das flüssige Gold produzierten, ist naheliegend, jedoch nicht belegt“, so Andrea Knopik.

