Höchster Inzidenz-Wert in ganz Deutschland Höchster Inzidenz-Wert in ganz Deutschland: Ausgangssperre und weitere Verschärfungen

Weißenfels/Zeitz - Ab Dienstag dürfen die Bewohner des Burgenlandkreises von 21 bis 6 Uhr nur noch mit triftigen Gründen das Haus verlassen. Diese Ausgangssperre sieht das Landratsamt als eines der letzten Mittel an, um den weiter steigenden Corona-Infektionszahlen im Landkreis entgegenzusteuern. Der Inzidenzwert hatte am Freitag den Wert von 500 überschritten.
„Die Lage hat sich erneut zugespitzt. Die Todeszahlen steigen und die Krankenhäuser kommen an ihre Grenzen. Es ist eine Zumutung aber wir müssen nun strengere Regeln anwenden“, sagte Götz Ulrich bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Freitagnachmittag. Die Ausgangsbeschränkung solle gelten, bis der Inzidenzwert unter 200 gefallen ist. Sollte das innerhalb von vier Wochen nicht der Fall sein, muss die Maßnahme neu geprüft werden.
Burgenlandkreis: Hohe Gemeindeinzidenzen
Unterstützung für die Ausgangssperre gibt es auch von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU): „Der Burgenlandkreis ist deutschlandweit ein Spitzen-Hotspot. Die Ausgangssperre ist mit der Landesregierung abgesprochen und aufgrund der hohen Inzidenz auch von uns ausdrücklich gewünscht und notwendig.“ Eine Beschränkung der Ausgangssperre auf einzelne Gemeinden mit hohen Inzidenzwerten, wie von der Kreis-FDP gefordert, sehen weder der Landrat noch der Ministerpräsident als zielführend an, da selbst die Inzidenzen in den einzelnen Gemeinden über dem Landes- und Bundesdurchschnitt liegen.
„Es ist nicht mehr wie in der ersten Welle, wo beispielsweise im Landkreis Wittenberg gesonderte Maßnahmen für die Stadt Jessen getroffen wurden“, unterstreicht Reiner Haseloff. Die Ausbreitung des Coronavirus sei „durch ortsbezogenes Handeln nicht mehr begrenzbar.“ Vielmehr müsse nun „ein Herunterfahren des gesamten Landkreises“ erfolgen, so der Ministerpräsident.
Burgenlandkreis: Weitere zusätzliche Maßnahmen
Als zusätzliche Maßnahme soll ab Mittwoch der Wachschutz beziehungsweise das Personal von Supermärkten in die Pflicht genommen werden, bei Einlasskontrollen die Maskenpflicht zu überprüfen. Dagegen werde noch zu häufig verstoßen, so der Landrat. Diese Regel gelte für alle Geschäfte ab einer Ladengröße von 600 Quadratmetern.
Doch nicht nur in den Supermärkten werde gegen die Maskenpflicht verstoßen. „Wir haben Hinweise aus der Bevölkerung erhalten, dass es auch Arztpraxen gibt, wo die Regel nicht eingehalten wird“, sagte der Landrat. Bei Kontrollen der Ordnungsdienste seien in zwei Arztpraxen Verstöße dagegen festgestellt worden. Und das nicht aus Unachtsamkeit. „Das sah nach Vorsatz aus“, so Götz Ulrich. Deshalb sollen dort verstärkt Kontrollen stattfinden. „Da müssen wir offensiv tätig werden. Gerade dieser Berufsstand hat eine enorme Verantwortung“, sagte der Ministerpräsident, der sich ebenso wie der Landrat enttäuscht über die Verstöße zeigte.
Burgenlandkreis: In Altenheimen wird verstärkt kontrolliert
In den Altenheimen des Landkreises wird ebenfalls verstärkt kontrolliert. Aber auch dort soll nun eine zusätzliche Regel eingeführt werden. Bewohner, die die Einrichtungen beispielsweise für Einkäufe oder Arztbesuche verlassen, sollen mit Corona-Schnelltests untersucht werden, wenn sie wieder in die Heime zurückkommen. „Wir versuchen damit, die letzte Lücke, die wir sehen, zu schließen“, so Götz Ulrich.
Auch die Heimbetreiber sollen verstärkt in die Pflicht genommen werden, um das Eintragen in die Seniorenheime zu unterbinden. „Die Altenpflegeheime bekommen seit Wochen und Monaten finanzielle und materielle Unterstützung wie die Schnelltests vom Land und Bund.“ Mit einem Mangel könnten sich die Heimbetreiber laut Reiner Haseloff also nicht herausreden, sondern müssten ihrer Verpflichtung für die Sicherheit der Bewohner und Mitarbeiter nachkommen. Ein Restrisiko gebe es zwar immer, aber Infektionszahlen in der Größenordnung wie in vielen Heimen des Burgenlandkreises seien „nicht hinnehmbar“, sagte der Ministerpräsident.
Burgenlandkreis: Pendler als ein Grund
Neben den Infektionen in Altenheimen und im privaten und beruflichen Umfeld führen Götz Ulrich und Reiner Haseloff die hohe Inzidenz auch auf die vielen Pendler zurück, die im Burgenlandkreis wohnen oder arbeiten, gebe es doch auch in den thüringischen und sächsischen Nachbarlandkreisen hohe Inzidenzzahlen. „Es ist anscheinend ein mitteldeutsches Problem“, vermutet Götz Ulrich.
Das lasse sich auch daran erkennen, dass die Inzidenzzahlen im Norden Sachsen-Anhalts niedriger seien. So konnte die Stadt Magdeburg den Wert beispielsweise auf 82,50 senken. Davon ist der Burgenlandkreis zwar noch weit entfernt, aber nicht nur hier, auch „im gesamten Land besteht ein großes Interesse daran, dass der Inzidenzwert im Burgenlandkreis sinkt“, so Reiner Haseloff abschließend. (mz)

