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Handwerk Handwerk: Viel Weihrauch um die Wurst in Lossa

Von Andreas Löffler 18.02.2019, 08:30
Am traditionellen Hausschlachte-Tag in seiner Lossaer Fleischerei holt Karl-Heinz Weihrauch Knackwürste aus dem Räucherofen.
Am traditionellen Hausschlachte-Tag in seiner Lossaer Fleischerei holt Karl-Heinz Weihrauch Knackwürste aus dem Räucherofen. Andreas Löffler

Lossa - Jeden Dienstag ist in der Dorffleischerei von Karl-Heinz und Ilona Weihrauch in Lossa Hausschlachte-Tag. Dann holt der Fleischermeister Stange um Stange mit aromatisch duftenden Knackwürsten aus dem Rauch, wird frische Wurstsuppe und die beliebte „Schlenkerwurst“ angeboten, rennt die Kundschaft der Chefin des Hauses den Verkaufsladen ein.

„Das Fleisch dafür hole ich mir direkt bei einer befreundeten Thüringer Privatfleischerei, die selbst schlachtet. Wichtig ist, dass das Fleisch noch warm verarbeitet wird - das bringt diesen urwüchsigen, herzhaften Geschmack“, erklärt Karl-Heinz Weihrauch. Der 62-Jährige ist Fleischer mit Leib und Seele. „Als kleiner Junge war es für mich das Größte, wenn bei uns oder den Nachbarn geschlachtet wurde. Ich wusste schon mit acht Jahren, dass ich Fleischer werden will.“ Mit den eigenen Händen etwas herzustellen, was Genuss bringt, ja, sogar Emotionen und Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ weckt - das habe bis zum heutigen Tage nichts an Faszination für ihn verloren. „Es macht mich glücklich, wenn ich vier Uhr morgens in unserer Wurstküche Licht und Radio anknipse und loslegen kann - und es ist ein schönes Gefühl, wenn dann durch deine Handwerkskunst etwas richtig Leckeres entsteht.“

Ehrgeiz und das Streben nach dem Bestmöglichen haben Karl-Heinz Weihrauch auf seinem gesamten Berufsweg begleitet. Bereits mit Mitte zwanzig übernahm er die Leitung der damaligen Konsum-Fleischerei-Filiale in Lossa. „Der Gedanke, mich selbstständig zu machen und selbst zu produzieren, war immer da.“ Als sich zu Wendezeiten diese Chance bot, stieg auch seine Frau Ilona mit ein: Die gelernte Gebrauchsdekorateurin hat heute im Verkaufsgeschäft den Hut auf, steht aber auch selbst an der Wurstmaschine: „Bloß beim Schlachten und Totmachen will ich nicht dabei sein“, sagt sie.

Die erfreulich um sich greifende Rückbesinnung auf das Ursprüngliche, Echte und Wahre bei Nahrungsmitteln beschert auch den Weihrauchs und ihren drei Mitarbeitern ordentlich Nachfrage; die Geschäfte laufen gut. Dabei liegen die Preise für die handwerklich hergestellten Wurst- und Fleischspezialitäten in einem aus Kundensicht vernünftigen, um nicht zu sagen: sehr vernünftigen Rahmen. „Leben und leben lassen ist unsere Devise. Mit der Kundschaft aus Lossa allein könnten wir uns freilich nicht behaupten“, unterstreicht Karl-Heinz Weihrauch, dessen Sortiment um Roster, Leberwurst Co. Fans bis hin nach Sömmerda und zum Kyffhäuserkreis hat.

Apropos Leberwurst: Das ist auch die absolute Lieblingssorte des Fleischermeisters selbst. „Zum Frühstück gegen halb acht gönne ich mir immer erst einmal ein ordentlich bestrichenes Leberwurstbrot.“ Abends steht bei Weihrauchs interessanterweise hauptsächlich Obst auf dem Speiseplan. „Es ist wohl ein bisschen so wie mit der Arbeit in einer Schokoladenfabrik: Wenn du den ganzen Tag von den Leckereien dort naschen kannst, hast du dann auch Lust auf Abwechslung“, meint Ilona Weihrauch.

Aller Leidenschaft zum Trotz: Die Tage der Lossaer Dorffleischerei scheinen gezählt. „Wir sind beide über 60. Und wenn wir 2020 drei Jahrzehnte Selbstständigkeit komplett machen, dann haben wir genug gearbeitet, werden wir den Betrieb schließen“, verkündet Karl-Heinz Weihrauch sachlich. Was den genauen Zeitpunkt anbelangt, verlegt sich der Traktor-Fan und passionierte Skifahrer aber eher auf eine Art Salami-Taktik: „Im September 2020 bin ich 50 Jahre im Beruf. Anfang Oktober haben wir 30. Firmenjubiläum. Ach, vielleicht mache ich auch bis zu meinem 65. Geburtstag im Mai 2021 weiter.“