Handel in Naumburg Handel in Naumburg: Nur zwei Häuser weiter

Naumburg - „Es herrscht ein leichtes Chaos“, sagt Dagmar Nüssel. Ein Blick in die Naumburger Gutenberg-Buchhandlung bestätigt diesen Eindruck. Eine Trennwand verbirgt den hinteren Bereich des Geschäfts. Dahinter bauen Möbeltischler die Regale ab, stapeln sich Kisten mit Büchern. Ein Umzug steht an.
Nach 65 Jahren verlässt die Naumburger Traditionsbuchhandlung ihr angestammtes Domizil und zieht zwei Häuser weiter in die Jakobsstraße 4. „Es wurde Zeit für etwas Neues und Modernes“, sagt Dagmar Nüssel, die 1996 Filialleiterin wurde und seit 2006 die Fäden des Geschäftes als Inhaberin komplett in den Händen hält.
Wehmut ist mit dabei
Wenn der Zeitplan aufgeht, soll am 29. Januar Neueröffnung gefeiert werden. Doch bis es soweit ist, geben sich die Elektriker und Möbeltischler die Klinke in die Hand, hofft die Inhaberin zudem, dass die Telekom Wort hält. Außerdem gilt es, die Bücher von dem einen in das andere Geschäft zu transportieren. „Das wird mein Mann Jürgen mit der Sackkarre machen. Mein Team packt dann alles ein und wieder aus“, berichtet die 57-Jährige.
Dass eine Buchhandlung, zudem inhabergeführt, eine größere Investition tätigt, in Zeiten, in denen es in der Branche kriselt, ist selten. „Wir können nicht klagen. Uns geht es gut“, stellt Dagmar Nüssel klar. Der eigene Online-Handel läuft, der allgemeine E-Book-Trend flaut merklich ab. Doch trotz eines neuen, modernen Geschäfts stellt sich bei Dagmar Nüssel Wehmut ein. „Dieses Gefühl ist schon da“, sagt sie, wenngleich sie bereits in den vergangenen Wochen zahlreiche Anfragen wegen des Umzugs erhalten hat, der eine oder andere schon das neue Geschäft betreten wollte.
Das künftige Domizil vereint Altes mit Neuem und kann einige Geschichten erzählen. Während der Sanierungsarbeiten wurde in dem historischen Baudenkmal jener Spielzeugfisch aus dem Jahr 1521 entdeckt, der heute zum Fundus des Nürnberger Spielzeugmuseums zählt (wir berichteten ausführlich). Die Geschichte des einstigen Bürgerhauses zeigt sich in den Steinstufen, die in die obere Etage führen, oder in dem dortigen Bohlen-Zimmer. Wo einst ein Hof war, steht nun ein Neubau nebst Galerie, wo sich die Zimmer der Mitarbeiter, wie Büro, Küche und Toilette, befinden. Das Team besteht aus vier Beschäftigten.
Sitzecke und Lichtkonzept
Der neue Standort - zuvor war hier eine Bäckerei ansässig - bedeutet für die Buchhandlung zudem mehr Fläche sowie Barrierefreiheit. Für die Elektrik und den Aufbau der Regale zeichnen Firmen aus Weißenfels und dem Zeitzer Ortsteil Pirkau verantwortlich. Ein Berliner Unternehmen entwickelte für den ebenerdigen Raum sogar ein spezielles Lichtkonzept. Es wird künftig zudem eine Sitzecke geben, gehören zum Sortiment auch Geschenk- und Dekoartikel.
Vor der Neueröffnung am 29. Januar wird die Buchhandlung ab dem 23. Januar indes geschlossen sein. In dieser Zeit können jedoch Bücher online bestellt und nach Hause geliefert werden.

