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Gradierwerk Bad Kösen Gradierwerk Bad Kösen: Das Startkapital ist da

Von Michael Heise 08.06.2019, 08:30
Gradierwerk Bad Kösen
Gradierwerk Bad Kösen Torsten Biel

Bad Kösen - Die Entscheidung hatte sich keiner leicht gemacht, zum Schluss fand sie klare politische Zustimmung. Die 0,2 Millionen Euro, die aus den Topf der sogenannten Lützen-Millionen für die dringende Erneuerung des Romanischen Hauses in Bad Kösen reserviert waren, wurden einem anderen Patienten in der Kurstadt verordnet: dem Gradierwerk. Ortschafts- und Gemeinderat, am Ende auch der Kreistag stimmten der Umverteilung der Mittel zu. Dass sie kommen, hat die Stadt Naumburg seit gestrigem Freitag schriftlich: Vor dem Wahrzeichen Bad Kösens unterzeichneten Landrat Götz Ulrich und OB Bernward Küper (beide CDU) eine entsprechende Vereinbarung. Damit ist der Startschuss gefallen für Großinvestitionen am Gradierwerk.

Eigenanteil der Stadt

Ein gewaltiges Unterfangen, denn die 200.000 Euro sind zwar mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, doch nur ein Bruchteil dessen, was auf Stadt und Tochter Kurbetriebsgesellschaft zukommt. Die Summe versetzt sie gerade erst einmal in die Lage, überhaupt loszulegen, denn die Kosten für eine Komplett-Erneuerung des Gradierwerkes kommen deutlich siebenstellig. Vorerst zwei Millionen Euro sollen per 90-Prozent-Förderung investiert werden; die jetzt überreichten 0,2 dienen der Stadt als Eigenanteil. Kubi-Geschäftsführer Ulrich Klose macht klar: „Gäbe es dieses Geld nicht, könnten wir nicht anfangen, es bliebe bei Reparaturen und Erhaltung.“

Vermessungen, Gutachten

Das Gradierwerk mit seinen 320 Metern Länge ist nicht nur in die Jahre gekommen, weil es eben aus dem 18. Jahrhundert stammt, sondern auch, weil die letzten Schwarzdornfelder 2003 ausgewechselt worden waren. Angesichts einer Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren, sind die Reisigbündel überfällig. „Durch die Berieslung werden sie mit der Zeit schwer und morsch, außerdem lässt die Gradierwirkung nach“, beschreibt Ulrich Klose das Problem. Doch das Geld soll nicht nur für den Einkauf von Schwarzdorn und dessen Montage verwendet werden, sondern auch für die Reparatur von Schäden an der Konstruktion - wie groß sie sind, weiß keiner.

Ehe Arbeiten am Gradierwerk stattfinden können, vergeht noch etwas Zeit. Elke Zipfel vom städtischen Bauamt macht deutlich, dass jetzt Ausschreibungen, Vermessungen und Materialgutachten anstehen; und Ulrich Klose verweist auf die Erntezeit des Schwarzdorns im Winterhalbjahr. 2021, so meint er, sei realistisch, um sichtbar zu beginnen.

Landrat Ulrich und OB Küper betonen beide, dass die Entscheidung im letzten Jahr pro Gradierwerk die richtige gewesen sei. Ulrich: „Die überörtliche Bedeutung ist groß und unstrittig.“ Küper macht zugleich deutlich, dass das Romanische Haus nicht vergessen sei: „Im Gegenteil. Wir wissen um den Zustand, denken aber, eine Erneuerung aus eigenen Kräften stemmen zu können. Nicht gleich und nicht alles, aber es wird etwas passieren.“ Klaus Giesel, Vorsitzender des Gradierwerk-Fördervereins, meint, die finanzielle Zuwendung sollte als Investition in ein „nachhaltiges Bauwerk“ verstanden werden, jetzt müsse es gelingen, junge Menschen - vor allem an Schulen - für dieses zu interessieren, damit es das auch bleibe.

Bei alledem wollen Stadtverwaltung und Kurbetriebsgesellschaft den Ratschlag eines Stadtrates aufnehmen, und über den Anbau von Schwarzdorn im Umfeld von Naumburg nachdenken. Beim Einkauf in Polen, wo er weitum allein erhältlich sei, würden extrem hohe Preise fällig. Dem müsse man wenigstens in ferner Zukunft etwas entgegen setzen. Denkbar seien vor allem sogenannte Ausgleichspflanzungen bei Bauprojekten.

Landrat Götz Ulrich (l.) und Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper unterzeichnen die sogenannte Zuwendungsvereinbarung.
Landrat Götz Ulrich (l.) und Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper unterzeichnen die sogenannte Zuwendungsvereinbarung.
Biel