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Gibt es Langzeitfolgen für die Lunge? Gibt es Langzeitfolgen für die Lunge?: Pulmologe berichtet über Auswirkungen des Corona

Von Martin Walter 28.04.2020, 13:45

Naumburg - „Viele Covid-19-Patienten werden mit Spätfolgen bei uns landen“, stellt Dr. Christian Geßner eine düstere Prognose in Aussicht. Der Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie und Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands der Pneumologen in Sachsen betreibt eine Praxis in Leipzig und hat dort bereits mehrere Covid-19-Patienten behandelt. Seine bisherigen Erkenntnisse hat er kürzlich vor dem Krisenstab des Burgenlandkreises vorgestellt.

Covid-19-Erkrankungen hoch dynamisch

Eine davon ist, dass die Krankheit „strukturelle Schäden in der Lunge hinterlässt, die auch bleiben.“ Das belegt der Lungenarzt mit Röntgenbildern, die selbst dem Laien die Unterschiede gewahr werden lassen. Bei vielen schwer erkrankten Patienten sei „die Lungenfunktion nach der Erkrankung 30 bis 40 Prozent schlechter als vorher.“

„Ganz typisch“ für die Covid-19-Erkrankung sei auch ihre Dynamik. „Der Krankheitsverlauf kann in wenigen Stunden umkippen. Leute, die zunächst nur leichte Erkältungssymptome hatten, bekommen plötzlich Atemprobleme und müssen ins Krankenhaus gebracht werden“, nennt Christian Geßner ein Beispiel.

Covid-19: für das menschliche Immunsystem bislang unbekannte Art der Familie der Coronaviren

Doch womit haben wir es überhaupt zu tun? „Mit den normalen Coronaviren hat wahrscheinlich jeder von uns schon Bekanntschaft gemacht. Die meisten von ihnen lösen bei uns nur relativ leichte Erkältungssymptome wie Husten und Schnupfen aus“, erklärt Christian Geßner. Bei Covid-19 handele es sich jedoch um eine für das menschliche Immunsystem bislang unbekannte Art aus der Familie der Coronaviren.

Dass diese bei den meisten Erkrankten ähnliche Erkältungssymptome wie ihre Verwandten auslöst, sei nicht das Problem, „sondern die schweren Verläufe durch Lungenentzündungen“, bei denen die Patienten oftmals künstlich beatmet werden müssten.

Hinsichtlich der Risikogruppen vermehrt Schutzmaßnahmen ergriffen werden

Obwohl Christian Geßner betont, dass er weder Virologe noch Epidemiologe sei, äußert er sich auch zu den Eindämmungsmaßnahmen im Zuge der Pandemie. Mit Blick auf die Kinder sagt er: „Sie machen eine Virusinfektion nach der anderen durch und haben ein viel flexibleres Immunsystem als die Erwachsenen.“ Er plädiert deshalb dafür, „sie aus der Isolation zu holen.“ Zugleich müssten hinsichtlich der Risikogruppen vermehrt Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Von Kreis-Amtsärztin Dr. Ina Schmidt wird er nach der Maskenpflicht gefragt. „Es gibt Stellen und Situationen, wo es sinnvoll ist, beispielsweise im Bus“, sagt der Lungenarzt. Ein generelles Tragen „immer und überall“ sehe er hingegen kritisch. Denn „vor allem Asthmatiker, aber auch Menschen mit anderen Lungenerkrankungen haben damit Probleme“, so Christian Geßner. (mz)