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Geschichte  Geschichte : Nebra im Kreis Querfurt

Von Gisela Jäger 14.07.2020, 06:56
Cornelius Nägler und Antje Scheschinski im Nebraer Bürgermeisterbüro zur Übergabe von historischen Materialien als Leihgaben an die Stadt. Auch ein Nebra-Flyer von 1936 gehört dazu.
Cornelius Nägler und Antje Scheschinski im Nebraer Bürgermeisterbüro zur Übergabe von historischen Materialien als Leihgaben an die Stadt. Auch ein Nebra-Flyer von 1936 gehört dazu. Gisela Jäger

Nebra - Im Büro von Nebras Bürgermeisterin Antje Scheschinski saß dieser Tage mit Cornelius Nägler aus Querfurt ein besonderer Gast am Tisch. Vor beiden lagen ausgebreitet geschichtliche Landkarten, topografische Sonderkarten, historische Schul- und Heimatkundebücher sowie weitere seltene Sonderdrucke, die alle in Zusammenhang mit der Nebraer Geschichte stehen.

Das Material - korrekt in einem Übergabeprotokoll aufgelistet sind 17 Einzeldokumente - übergab der Querfurter teils als Dauerleihgabe und teils als befristete Leihgabe zur Archivierung und Erfassung an die Stadt Nebra. „Die häufige Nennung der Stadt mit dem Landkreis Querfurt hängt damit zusammen, dass Nebra und ein Teil der Umgebung bis zur Gebietsreform der DDR in den 1950er-Jahren zum Landkreis Querfurt gehörten“, sagt der 84-jährige Nägler. Er weist dabei auf eine „Handkarte des Kreises Querfurt“, auf der die einstige Kreisgrenze aufzeigt, dass in dieser Zeit unter anderem die Städte Roßleben, Laucha und Freyburg zu diesem Landkreis gehörten, der sich östlich bis nach Pettstädt, Krumpa, Mücheln, Langeneichstädt sowie Farnstädt und Osterhausen nördlich beziehungsweise westlich erstreckte.

Cornelius Nägler betont, dass ihm sehr daran gelegen ist, dass diese zeitgeschichtlichen Karten und Schriften archivalisch gesichtet und erfasst werden und somit der Nachwelt erhalten bleiben. Zu den ältesten gehört das Schulbuch „Heimatkunde der Provinz Sachsen“ vom September 1911. „Unser Kreis Querfurt“ heißt ein Heimatkundebuch von 1956. Zu den jüngeren Schriftenzählen „Denkmale aus Geschichte und Natur der Region Querfurt“ als Ausgabe von 1993 sowie die topografische Sonderkarte „Querfurt mit Wanderwegen“ aus dem Jahr 1992. Auch beeindruckt die Bürgermeisterin die Karte „Sachsen-Anhalt: Neue Grenzen“ im Maßstab 1 : 250000 von Verlag Justus Peters, Gotha, die das Land Sachsen-Anhalt in der kommunalen Struktur vor der Bildung der DDR-Bezirke zeigt. Mit großem Interesse betrachtet Bürgermeisterin Scheschinski einen Flyer „Nebra im schönen Unstruttal“, herausgegeben im August 1936, eine Rarität, in der Nebra mit „Die romantische Bergstadt an der Unstrut“ beworben wird. Ein Stempel vermerkt, dass dieser Flyer vom Verkehrsamt der Stadt Nebra ausgereicht wurde. Fotos zeigen dabei die reizvolle Lage und Aussichtspunkte. Der Flyer enthält nicht zuletzt für den Besucher noch weitere Tipps zur Umgebung. Benannt wird der schöne Waldbestand des nahen Ziegelrodaer Forstes. Empfohlen wird die Erkundung weiterer Orte per Bahnanschluss - gemeint ist die Bahnverbindung Naumburg-Artern mit Anbindung für einen Ausflug zum Kyffhäuser beziehungsweise zu nahe liegenden Sehenswürdigkeiten wie Burg Wendelstein, Kaiserpfalz Memleben, die Schlösser Burgscheidungen und Neuenburg, aber auch den Segelfliegerhorst Laucha. „Wir freuen uns über das Material, was wir so noch nicht kennen. Dafür herzlichen Dank“, sagt die Nebraer Bürgermeisterin.

Cornelius Nägler erklärt, wie er an einige der topographischen Karten gelangte. „Ich war im ersten Beruf Vermessungstechniker. Eigentlich sollte ich die Karten nach dem Gebrauch vernichten. Andererseits lautete die Vorgabe, dass alte Aufzeichnungen und ebensolche Karten aufzubewahren sind.“ Mit diesen widersprüchlichen Handhabungen kam er nicht zurecht und entschied sich für das Aufbewahren. Später wurden für ihn diese Karten und andere Schriften beliebte Sammelobjekte, zumal er Jahrzehnte später in seinen Ruhestandstagen und seiner Freizeit in die Aufarbeitung der Querfurter Chronik mit einbezogen war.

Nach seinem aktiven Berufsleben - zunächst studierte Nägler Landwirtschaft, war langjähriger Betriebsleiter der Getreidewirtschaft Querfurt und nach der Deutschen Einheit in zwei Wahlperioden Landtagsabgeordneter im Landtag Sachsen-Anhalt - wandte er sich oft heimatgeschichtlichen Themen zu.

Noch heute ist der Senior vielseitig interessiert. Auch erlangte er musikalischen Bekanntheitsgrad durch 20 Jahre Instrumentalist und Band-Leader der „Evergreen Swing Band Sachsen-Anhalt“, zu deren Gründungsmitglied er gehört.

Auch dieser historische Druck gehört zu den Leihgaben.
Auch dieser historische Druck gehört zu den Leihgaben.
Gisela Jäger
Zum Wegwerfen viel zu schade: Landkarten von anno dazumal und als Nebra sowie viele Unstrut-Orte noch zum Landkreis Querfurt gehörten.
Zum Wegwerfen viel zu schade: Landkarten von anno dazumal und als Nebra sowie viele Unstrut-Orte noch zum Landkreis Querfurt gehörten.
Gisela Jäger