Georgenschule in Naumburg Georgenschule in Naumburg: Wenn große Familie feiert

Naumburg - Das Geburtstagskind scheint mit Blick auf sein hohes, dreistelliges Alter schon recht betagt. Dabei sprüht es vor Lebendigkeit - selbst mit 120 Jahren. So alt beziehungsweise jung ist die Naumburger Georgenschule, was sie am Sonnabend mit vielen Gästen gefeiert hat. Immer mit einem Blick zurück in die Vergangenheit verbunden mit einer Präsentation des Heutigen. „So ein Geburtstag ist, genau wie eine Familienfeier, immer ein guter Grund Freunde und Familie zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen und alte und neue Geschichten zu erzählen“, sagte Schulleiterin Petra Herrmann während des Festakts in der Turnhalle, an dem sich der Tag der offenen Tür im Schulgebäude und -hof anschloss.
Musical mit Augenzwinkern
Sie begrüßte dabei vor allem einstige Lehrer und Erzieher, die der „Georgenschule ihr Gesicht der Zeit gegeben haben“, und dankte allen Helfern, die zum Geburtstagsfest beigetragen haben. Ein spezielles Dankeschön richtete sie dabei an Iris Albrecht und Kerstin Zille, die mit Schülern das lebendige Musical um den kleinen Ritter Georg Monate lang vorbereitet hatte.
In nur zweijähriger Bauzeit wurde die Georgenschule mit 20 Klassenzimmern in der Wilhelm-Wagner-Straße errichtet und am 2. November 1889 eingeweiht. Namenspatron ist der heilige Georg. In den ersten Jahren wurden nur Jungen unterrichtet, erst ab 1949 besuchten auch Mädchen die Schule. Bis 1945 lag die Klassenstärke bei 45 bis 76 Kindern. Die Eltern zahlten Schulgeld.
Darin wird die bekannte Sage um den heiligen Georg, Namenspatron der Schule, mit Musik und Augenzwinkern sowie als Plädoyer für ein Miteinander erzählt. Statt das Pferd zu satteln, um in die Schule zu reiten, springt Georg kurzerhand auf sein Fahrrad. Und der Drache ist gar nicht so fürchterlich, sondern wird zu einem Freund. Dass ein Miteinander aus Schülern, Lehrern und Eltern Grundlage für Lernen und Lehren ist, betonte die Schulleiterin in ihrer Rede. „Die vielen Farben, die die Kinder durch ihre Eigenheiten, Fähigkeiten, Talente und kleinen Unzulänglichkeiten mitbringen, fordern uns jeden Tag aufs Neue. Ich wünsche mir, dass uns die Eltern vertrauensvoll unterstützen und unserem täglichen Bemühen um jedes einzelne Kind offen entgegentreten.“
In seinem Grußwort übermittelte Naumburgs stellvertretender Oberbürgermeister Armin Müller Grüße aus der Verwaltung und des Gemeinderates. Er sei sich sicher, dass in der Schule weiterhin engagierte und kreative Lehrer und Erzieher tätig sind, die Schule auch die nächsten 120 Jahre stehen wird, sofern „wir eben für ihre Unterhaltung etwas tun“. Die Schulleiterin hatte in ihrer Rede zuvor den Wunsch auf moderne Toiletten und einen neuen Farbanstrich für die Turnhalle geäußert.
Im Schulgebäude erhielten die Besucher Einblicke in den Schulalltag. Kinder der dritten Klassen führten durch das Haus. Auf dem Programm standen zudem eine Schulhaus-Rallye sowie die Ausstellung „100 Jahre Lesen lernen“. Das dreistöckige Gebäude nahmen denn auch Vera Ehrenberg und Christine Isenmann in Augenschein. „Wir haben als Lehrer zur gleichen Zeit damals angefangen und aufgehört“, erzählte die 69-jährige Vera Ehrenberg, die damals an der Feier zum 100-jährigen Bestehen mitgewirkt hatte. Auf den Spuren seiner Erinnerungen war auch Rudolf Oeckel. Der 80-Jährige wirkte von 1962 bis 2002 als Lehrer, davon zwölf Jahre als Leiter. Gerade die Jahre nach der Wende seien prägend gewesen. Eine „schwere, aber schöne Zeit“ mit Herausforderungen, aber auch der Chance, das Haus besser zu machen, neue Pädagogikmethoden zu nutzen, so Oeckel, dem Ordnung und die Vermittlung von Werten damals wie heute am Herzen liegen. Einige dieser Werte stehen mit großen Lettern geschrieben an einer Wand im Flur: Fairness, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt und Pünktlichkeit.
Aktionen auf dem Hof
Der Schulhof war mit farbigen Wimpeln geschmückt. Stände waren aufgebaut. Das Naumburger Jugendzentrum „Otto“ als Kooperationspartner war mit einer Bastelstraße präsent. Der Amateur-Box-Club aus Freyburg gab Einblicke in die Disziplin. Im Schulgarten konnten Spiele ausprobiert werden. Kaffee und Kuchen wurden ausgeschenkt, auch schuleigene T-Shirts verkauft. Einen Umzug mit bunten Ballons zum Stadtpark, wo sie auf die Reise geschickt wurden, gab’s zum Abschluss.

