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Gasthof "Zum Fäßchen" in Kleinjena Gasthof "Zum Fäßchen" in Kleinjena: Der ein Fass aufmacht

Von Andreas Löffler 20.07.2020, 08:17
Kocht gern und gut: Martin Schumann ist neuer Pächter des Gasthofes „Zum Fässchen“ in Kleinjena.
Kocht gern und gut: Martin Schumann ist neuer Pächter des Gasthofes „Zum Fässchen“ in Kleinjena. Andreas Löffler

Kleinjena - „Doch, ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, räumte Martin Schumann kurz vor dem „scharfen“ Start freimütig ein. „Am ersten Abend bin ich komplett ausgebucht und werde innerhalb von drei Stunden 40 Essen an die Gästetische rausschicken. Das ist - erst recht, wenn du allein in der Küche stehst - schon etwas anderes als fünf, sechs Rouladen oder Schnitzel am heimischen Herd.“

Mittlerweile liegt das Eröffnungswochenende hinter dem neuen Pächter und Koch des Traditionslokals „Zum Fässchen“ in Kleinjena. Mit seinem Schritt in die Selbstständigkeit erfüllt sich der 39-Jährige, der zuletzt 14 Jahre lang als Zeitungsredakteur für den „Wochenspiegel“ in der Region gearbeitet hatte, einen lange gehegten Traum.

An ZDF-Kochshow teilgenommen

„Seitdem ich bereits als Kind bei Oma und Mutti in die Töpfe geguckt und ihnen geholfen habe, bin ich dem Kochen verfallen. Ich koche leidenschaftlich gern. Und ich koche gut - das sagt mir jedenfalls jeder, der schon bei mir in meinem kleinen Zuhause gegessen hat“, unterstreicht der Freyburger, der es in der ZDF-Kochshow „Küchenschlacht“ immerhin bis in die dritte Runde schaffte. „Ich schau mir auch gern solche TV-Formate wie ,Die Küchenchefs‘ oder ,Rosins Restaurants‘ an. Und da habe ich echt manches Mal gedacht: Wenn es die in diesen Sendungen gezeigten Gastronomen hinkriegen, dann kann ich das auch“, betont Schumann.

Er habe - darin auch ganz Journalist - ohnedies immer wieder Lust auf etwas Neues. „Und es ist ebenfalls der Anspruch an mich selbst, einfach mal wissen und ausprobieren zu wollen, ob ich das kann: Also, ob es mir gelingt, das anspruchsvolle Puzzle aus Planung und Organisation, seriöser betriebswirtschaftlicher Kalkulation, kulinarischer Kreativität und Gastgeber-Qualitäten so zusammenzufügen, dass meine eigene Vision, wie ein Landgasthof sein sollte, tatsächlich Wirklichkeit wird“, erläutert der Genussmensch.

Nicht unerhebliche Laufkundschaft

Die Frage, ob er mit Blick auf Corona und die erst nach zwei Monaten ohne jede Einnahme zu Ende gegangene Zwangspause für Gastronomen nicht auch Befürchtungen und Zweifel habe, schiebt Martin Schumann ein Stück weit weg, und er gibt sich entschlossen optimistisch. „An eine zweite Welle will ich gar nicht denken. Aber ich sehe auch die Chancen: Durch die zwei Pensionen in Kleinjena, den Haltepunkt der Unstrutbahn, den unmittelbar hier vorbeiführenden Unstrut-Radweg sowie den Orchideen-Wanderweg in die Toten Täler habe ich quasi automatisch eine nicht unerhebliche Laufkundschaft - gerade in diesem Sommer mit dem Trend zum Urlaub im heimatlichen Deutschland und da besonders in ländlichen Gegenden“, schildert er sein Kalkül. Um das (Sommer-) Feriengeschäft voll mitzunehmen, seien die Vorbereitungen bis zur Eröffnung am vorigen Freitag auch in einem „sehr sportlichen Tempo“ betrieben worden.

Lediglich sechs Wochen waren da seit Anfang Juni und Schumanns kurz zwei Nächte überschlafener und somit fast spontan zu nennender „Bauchentscheidung“ vergangen, als Pächter das „Fässchen“ zu übernehmen und dieses in eine hoffentlich bessere Ära zu führen, als sie dem Traditionslokal nach dem Tod von „Gründervater“ Rudi Reichenbach zuletzt beschieden war: Sowohl Marco Maaß (Flucht vor Gläubigern nach Brasilien) als auch Matthias Schrödl schmissen als Betreiber nach kurzer Zeit wieder das Handtuch.

Aushilfskräfte im Service

Ein Schicksal, welches Martin Schumann, der im Service durch einige Aushilfskräfte Unterstützung erhält, allein schon mittels der geballten Kraft seiner Kochkünste vermeiden will. Und mit einer pfiffigen Speisekarte, auf der sich neben Klassikern wie Tafelspitz, Thüringer Rostbrätl oder Forelle Müllerin Art auch Augenzwinkerndes wie die Brotzeit „Tote Hose“ (mitsamt eisgekühltem Bommerlunder selbstverständlich!) oder Innovatives wie ein „Schnitzelbaukasten“ findet: Mit diesem können sich die Gäste aus sechs unterschiedlichen Schnitzelarten sowie verschiedenen Gemüsen und Sättigungsbeilagen ganz individuell ihren Wunschteller zusammenstellen.