Ohne Tests geht nichts Friseurin aus Lützen sucht Hilfe bei Politikern
Bei einer Lützener Friseurin bricht in großem Stil der Umsatz weg. Wie die Frau versucht hat, bei zwei Politikern eine Lösung zu finden.

Lützen - Der Friseursalon von Sandra Löwe-Merkert in der Lützener Friedrich-Engels-Straße ist derzeit oft verwaist. Er ist einer von vier Geschäften der Branche in der Kleinstadt. Doch derzeit kommen nur selten Kunden. „Und wenn, dann läuft es auf Voranmeldung“, sagt die 39-jährige Mutter eines elf Jahre alten Jungen, dem sie nebenbei im Heimschulunterricht hilft. Nun hat Frau Löwe-Merkert um Hilfe gebeten. Der Grund: Der Aufwand für einen bestätigten Negativ-Test, der zeigt, dass man kein Corona hat, sei für die meisten einfach zu groß oder kostet etliche Euro.
In der Corona-Pressekonferenz des Landrates Götz Ulrich (CDU) hieß es, dass man nicht mehr als vier Testzentren vorhalten könne. Man könne aber privat ein solches Zentrum übernehmen. Dafür genüge ein Testkonzept und die Kosten würden von der Kassenärztlichen Vereinigung übernommen. Rüdiger Erben (SPD) war ebenfalls von der Friseurmeisterin angefragt worden. Er bestätigte, dass Apotheken in Lützen wegen fehlenden Personals und Räumen nicht aktiv werden könnten. Aber nach Terminabsprache seien Tests bei Dr. Reinhardt, Dr. Rozhon und Dr. Schleinitz möglich. Auf einem Internetportal war bislang nur ein Arzt angegeben.
„Ich wehre mich dagegen, jetzt die zwei Kolleginnen zu Hause zu lassen.“
Die Friseurmeisterin verweist darauf, dass eine kostenlose Testung auch in Zorbau stattfindet, dort, wo es das Impfzentrum gibt. 32 Kilometer müsse man aber hin- und zurückfahren. Meuchener hätten es sogar noch ein Stück weiter. Es würde ihr ja schon reichen, wenn zweimal in der Woche eine solche Testung in der Stadt stattfinden würde. Vielleicht könnte auch die Bundeswehr helfen, meinte sie vorab. Sie hat jedenfalls am vergangenen Montag an den Landrat eine Mail geschrieben und der hat sie prompt angerufen und versprochen, das Problem bis zum Mittwoch zu klären.
Sandra Löwe-Merkert spricht von einer schwierigen Zeit. Zwei Lockdowns hat sie im Frühjahr 2020 und seit dem vergangenen Dezember mit Kurzarbeit null überstanden. Doch die Verschärfung vor einigen Wochen mit dem notwendigen Negativ-Test bedeutet für sie schwere Einschnitte. Natürlich würden sich Kunden anmelden, aber zum Überleben reiche es eben nicht. „Aber ich wehre mich dagegen, jetzt die zwei Kolleginnen zu Hause zu lassen.“ Das mache es nicht einfacher und sie selbst spricht von Umsatzeinbußen zwischen 40 bis 60 Prozent. „Wenn man denn arbeiten könnte!“ Dabei habe man die drei Friseurarbeitsplätze mit Plexiglasscheiben abgetrennt. Die Kassiererin ist geschützt und auch der Arbeitsplatz für die Maniküre ist gesichert, doch darf er überhaupt nicht genutzt werden. Nagelpflege geht gegenwärtig nicht.
Was nun bleibt, ist die Hoffnung
Doch aufgeben will die Lützenerin nicht. In zwei Jahren besteht ihr Salon als Familienbetrieb seit 70 Jahren und sie hofft auf eine coronafreie Feier. Die Urgroßmutter hatte ihn Anfang der 1950er Jahre gegründet. Damals befand sich das Geschäft noch am Markt. Der jetzige Standort ist der dritte und Sandra Löwe-Merkert hofft auf bessere Zeiten. Stolz hat sie alte Fachbücher in ihrem Besitz, in denen der Preis noch in Reichsmark ausgewiesen ist. Aber auch Handhaarschneidemaschinen, Rasiermesser und Ondulierstäbe nennt sie ihr Eigen. Die 39-Jährige sagt, dass die Frage, was sie mal werden wollte, für sie nie gestanden habe. Schon als Siebtklässlerin hat sie bei ihrer Tante, die den Salon zwischenzeitlich übernommen hatte, geholfen. „Ich habe mich zwar nicht reingedrängt, doch etwas anderes als Friseurin wollte ich nicht werden.“ Und um auch Lehrlinge ausbilden zu können, habe sie sogar noch ihren Meister gemacht.
Was nun bleibt, ist die Hoffnung, bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Das heißt für sie, im Schichtbetrieb montags bis freitags von acht bis 18 Uhr zu öffnen und samstags von acht bis zwölf Uhr zu arbeiten. Derzeit sieht es ja gut aus. (mz)